Gefängnisseelsorge hat „mehr Erfolg als AMS“

Arbeitsplätze für haftentlassene zu finden gehört zum Kerngeschäft der Gefängnisseelsorge - und man sei dabei erfolgreicher als das AMS. Das hat Gefängnisseelsorger Emmerich Schreiner im Gespräch mit Kathpress gesagt.

Er erläuterte, dass er mit verschiedenen Firmen in Kontakt stehe, die Häftlinge nach ihrer Haftstrafe auch beschäftigen würden. Nachsatz: „Hier haben wir mehr Erfolg als das AMS.“ Der heutige Gefängnisseelsorger war früher in der Hotellerie tätig; in seiner dortigen Tätigkeit wurde er von einem Richter angesprochen, ob er im Hotel ehemalige Insassen anstellen würde. Der Versuch habe sich bewährt. So sei er auch selbst zur Gefängnisseelsorge gekommen, erzählte Schreiner.

Schreiner betreute in den letzten fünf Jahren über 100 Haftinsassen in verschiedenen Haftanstalten in Ostösterreich. Oft gehe es auch gar nicht um konkrete Hilfe, sondern darum, da zu sein, damit sich ein Häftling einmal aussprechen kann. Die Gefängnisseelsorge helfe auch mit, wenn sich Häftlinge um Schulabschlüsse bemühen, so Schreiner weiter. So besorge man etwa Lehrmaterial. Ein weiteres großes Thema sei auch Mobbing im Gefängnis, meinte Schreiner.

Ein Kellner trägt Tabletts mit Kaffeetassen

APA/Herbert Neubauer

Gefängnisseelsorger hören nicht nur zu, sie helfen auch bei der Jobsuche nach der Haft

Wenn die Betroffenen ihre Unschuld beteuern, vermittle die Seelsorge auch, dass die entsprechenden Akten von pensionierten Richter geprüft und gegebenenfalls an Rechtsanwälte weitergeleitet werden. Freilich: Vom Großteil seiner „Klienten“ wisse er nicht, wieso sie eine Haftstrafe verbüßen müssen, so Schreiner.

„Mir geht es darum, wie wir den Menschen helfen können, zum Beispiel, was wir für sie beruflich machen können, wenn sie rauskommen.“ Schreiner betonte zugleich, dass seine Besuche hinsichtlich eines anderen Aspekts zweckfrei seien: „Durch uns kommt kein Sträfling auch nur einen Tag früher aus dem Gefängnis.“

Gefängnisgottesdienste gut besucht

Die Kirchen in den Anstalten seien bei Messen für Haftinsassen immer gut besucht, erzählte Schreiner. Das liege aber nicht unbedingt daran, dass die Betroffenen besonders gläubig sind. „Die Messen sind natürlich eine Abwechslung zum Alltag im Gefängnis, die Menschen kommen aus der Zelle raus.“ Daher seien die Kapellen der Haftanstalten oft besser besucht, als so manch andere Kirche in Österreich. Das gelte auch für die Gebetsstunden der anderen Kirchen und Religionen.

Mit den Gefängnisseelsorgern anderer Glaubensrichtungen und Konfessionen sei er freundschaftlich verbunden, so Schreiner. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an den Wiener Superintendenten der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich, Matthias Geist, der vor seinem Amtsantritt ebenfalls Gefängnisseelsorger war.

religion.ORF.at/KAP

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