Viel Religion beim Filmfestival in Locarno

Beim 72. Filmfestival in Locarno (Schweiz) haben Religionsthemen eine auffallend große Rolle gespielt. Mit „Vitalina Varela“ habe ein Film den Hauptpreis erhalten, der aus der tiefen Verzweiflung einer Frau ein religiöses Drama entwickle, berichtete kath.ch.

Dabei seien Religionsthemen in allen Kategorien vertreten gewesen, wie das Schweizer Katholische Medienzentrum am Sonntag meldete. Der Film „Vitalina Varela“ des portugiesischen Regisseurs Pedro Costa ist die Lebensgeschichte einer von den Kapverdischen Inseln stammenden Frau, die in einem Armenviertel von Lissabon ums Überleben kämpft.

Die Produktion erhielt den Hauptpreis und die Hauptdarstellerin Vitalina Varela, die sich in dem Film als Schauspielerin sich selbst spielt, bekam einen „Goldenen Leoparden“. Der Streifen zähle zu jenen, die aus dem dargestellten Leiden an der Welt und den ungerechten Verhältnissen das starke Bedürfnis wecken, einen religiösen Ausweg zu suchen, hieß es vonseiten der ökumenisch besetzten Jury.

Die Schauspielerin Vitalina Varela mit dem Preis für die beste Schauspielerin beim Filmfestival in Locarno

APA/Keystone/Urs Flueeler

Vitalina Varela, Protagonistin des gleichnamigen Films mit ihrem „Goldenen Leoparden“

Der portugiesische Filmregisseus Pedro Costa porträtiere eine leidende Frauenfigur, die Jahrzehnte lang darauf wartete, ihren Mann im vermeintlich besseren Ausland zu treffen. Sie kommt jedoch drei Tage zu spät und die Beerdigung hat bereits stattgefunden. In ihrer Verzweiflung behalte Vitalina jedoch stets ihre Würde, befand „kath.ch“. Das Filmfestival in Locarno zählt zu den ältesten Filmfestivals, das heurige 72. ging am Sonntag zu Ende.

„Heilige Familie“ als Modell?

Der Film „Maternal“ über zwei Teenager-Mütter in einem kirchlichen Heim in Argentinien hat den Preis der ökumenischen Jury auf dem Filmfestival im schweizerischen Locarno erhalten. Der schon bereits von der Kirche ausgezeichnete Film „Maternal“ wirft die Frage auf, ob die Heilige Familie ein Modell, ein Symbol oder ein verlorenes Ideal ist. Der Inhalt: In einem argentinischen Kloster betreibt ein Frauenorden aus Italien ein Heim für alleinerziehende Mütter mit Kindern. Die beiden sehr jungen Frauen Lu und Fati sind durch ihre Schwangerschaft plötzlich mit dem Ernst des Lebens konfrontiert, obwohl sie noch Teenager sind.

Die Ordensfrauen unterstützen sie mit allem, was sie brauchen. Vor allem sind es die kleinen Kinder, die betreut werden müssen. Zu Beginn des Films tritt die junge Ordensfrau Paola ins Kloster ein. Sie steht kurz vor ihren ewigen Gelübden. Angesichts der sozial fragilen Situation der Frauen im Heim, engagiert sie sich stark für die Kinder und nimmt sich eines Mädchens an, als dessen Mutter verschwindet. Schwester Paolo lebt ihre Mutterliebe in einer Form, die erstaunt.

Differenzierte Mutterliebe

„Selten hat ein Film das Thema der Mutterliebe so differenziert durchgespielt“, hieß es auf kath.ch weiter. Der Film zeige die Liebe der Klosterfrau anstelle der leiblichen Mutter, und als Zuschauer assoziiere man in eingen Szenen das Bild der „Madonna mit Kind“.

Der jungen Regisseurin Maura Delpero gelinge es eindrucksvoll, „die universale Bedeutung von Mutterliebe sowohl spirituell als auch leibhaftig konkret durchzuspielen“. Die Ökumenische Jury von Locarno hält in ihrer Begründung fest: „Der mit hoher ästhetischer Kompetenz gestaltete Film wirft dringende universelle moralische Fragen auf.“

Die Ohnmacht eines Imams

Den Preis für den besten Erstlingsfilm erhielt in Locarno eine Geschichte des senegalesichen Regisseurs Mamadou Dia über einen Imam im Konflikt. Thema von „Baamum Nafi“ (Nafi’s Father) ist das in Afrika stark präsente Thema des religiösen Extremismus. Ein Imam möchte sein Dorf vor dem Eindringen islamistischer Kräfte schützen. Dabei wird seine die Ohnmacht des Geistlichen deutlich, der seine Tochter Nafi weltoffen erzogen hat.

Der Preis für den besten Darsteller ging an den Brasilianer Regis Myrupu für seine Rolle eines indigenen Hafenarbeiters in „A Febre“. Den Preis für die beste Regie gewann Damien Manivel mit dem Tanzfilm „Les enfants d’Isadora“. Herzstück von Locarno und Publikumsmagnet war auch dieses Jahr das allnächtliche Freiluftkino auf der Piazza Grande.

Zu den Stars, die sich in der Stadt am Lago Maggiore sehen ließen, gehörten unter anderen Hollywood-Schauspielerin Hilary Swank und „Game of Thrones“-Darstellerin Carice van Houten.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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