Humanitäre Hilfe: NGOs fordern Aufstockung

Anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe am Montag haben heimische Nichtregierungsorganisationen (NGOs) einmal mehr die Aufstockung humanitärer Hilfsgelder gefordert.

Österreich schneide im internationalen Vergleich „beschämend schlecht“ ab, betonte Annelies Vilim, Geschäftsführerin des entwicklungspolitischen Dachverbandes AG Globale Verantwortung, vor Journalisten am Montag in Wien.

Aber auch national sei die Prioritätensetzung der Bundesregierung klar erkennbar, so Vilim. Nur 22,6 Millionen Euro - nicht einmal drei Euro pro Kopf - habe sie im vergangenen Jahr für humanitäre Hilfe ausgegeben, das Werbebudget der Regierung hingegen betrug im gleichen Zeitraum das Doppelte (45 Millionen Euro), die Mittel für Parteienfinanzierung mit 62 Millionen fast das Dreifache. Veranschaulicht wurden die Unterschiede bei der Protestaktion nahe des Wiener Ballhausplatzes mit einer Waage, die angesichts des „Leichtgewichts humanitäre Hilfe“ klar auf eine Seite kippte.

Österreichs Beitrag „beschämend“

Auch international gesehen sind die österreichischen Mittel vergleichsweise gering. In der Schweiz und Dänemark lag der Anteil der humanitären Hilfsgelder 2018 bei etwa 300 Millionen Euro, in Schweden sogar 434 Millionen Euro. „Es ist an der Zeit, die derzeitige dramatische Schieflage der österreichischen Soforthilfe vor Ort zu korrigieren“, waren sich Vertreterinnen von CARE Österreich, der Caritas, dem Roten Kreuz, der Diakonie Österreich und Jugend Eine Welt einig. Angesichts der 142 Millionen Menschen, die derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, sei das auch „dringend erforderlich“.

Gemeinsam appellierten die Hilfsorganisationen deshalb für eine Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds (AKF) von 20 auf 60 Millionen Euro und langfristig für eine Anhebung auf das Niveau der skandinavischen Länder. Walter Hajek, Leiter der Internationalen Zusammenarbeit beim Österreichischen Roten Kreuz forderte zusätzlich die Einrichtung eines Vorsorgefonds für Katastrophen. Vorsorgemaßnahmen würden sich deshalb bezahlt machen, weil Maßnahmen nach Katastrophen um vier bis acht Mal teurer seien als davor.

Appell an Regierungen

Obwohl in den vergangenen Jahren immer wieder von der Aufstockung der Hilfe vor Ort gesprochen wurde, sind die öffentlichen Ausgaben für Entwicklungshilfe so niedrig wie seit 2004 nicht mehr. „Verantwortung sieht anders aus“, kritisierte Vilim. Von der ÖVP-FPÖ-Regierung sei sie deshalb enttäuscht, „ich hätte mir schon anderes erwartet“, sagte die Geschäftsführerin der Dachorganisation im Gespräch mit der APA. „Geben Sie der humanitären Hilfe nicht nur eine Chance, finanzieren sie sie und machen sie sie zum Thema“, appellierte Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE, deshalb an die derzeitige sowie künftige Regierung.

Helferinnen und Helfer in Gefahr

Im Ö1-„Morgenjournal“ sagte Sabine Wartha, Leiterin der Caritas-Katastrophenhilfe, dass die Helfer in den Kriegsgebieten immer öfter selbst gefährdet und Opfer von Gewalt würden. „Die Kriegsparteien kümmern sich überhaupt nicht mehr darum, dass wir Helfer sind. Das Völkerrecht wird nicht respektiert. Ja Helfer werden auch gezielt angegriffen um ihre Moral zu schwächen. Sie werden nicht mehr als neutrale Akteure wahrgenommen.“ Das betreffe etwa Syrien, die Ukraine, den Südsudan oder den Jemen. Allein in Syrien wurden laut der Hilfsorganisation Care seit Jahresbeginn 18 Helfer getötet.

Wartha bemängelte im Interview auch, dass viel zu wenig in die Prävention von Katastrophen investiert werde. Derzeit sei etwa in Ostafrika die nächste Hungerkatastrophe in Sicht, ausgelöst durch eine dramatische Dürre. Dagegen könne man durch rechtzeitige Maßnahmen wie die Errichtung von Getreidespeichern durchaus etwas unternehmen und die Not abfedern. doch für eine solche Katastrophenvorsorge fehle immer das Geld. Dabei ersetze jeder Euro, der in die Vorsorge fließt, sieben Euro an Katastrophenhilfe, so Wartha.

religion.ORF.at/APA/KAP

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