Interreligiöses Treffen am Bodensee startet

Am Dienstag beginnt im bayerischen Lindau am Bodensee die zehnte Weltversammlung von Religions for Peace. Das globale Netzwerk führender Religionsvertreter setzt sich seit 1970 für Frieden sowie gesellschaftlichen Zusammenhalt ein.

Es arbeitet eng mit internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen und nationalen Regierungen zusammen. Etwa alle fünf Jahre organisiert Religions for Peace eine Weltversammlung. Die mehrtägige Veranstaltung widmet sich laut Veranstaltern unter anderem schwerpunktmäßig der zentralen Bedeutung von Jugendlichen und Frauen bei der Friedensarbeit.

Die heurige zehnte Weltkonferenz war am Montag mit zwei Vortreffen von Frauen- und Jugend-Delegiertengruppeneingeleitet worden. Diese fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Konferenz ist eine der größten interreligiösen Begegnungen der Welt, erwartet werden 900 internationale Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Neben ranghohen Religionsvertretern werden Regierungsmitglieder und Mitarbeiter von internationalen Nichtregierungsorganisationen erwartet.

Initiative gegen Gewalt an Frauen

Die Teilnehmenden stammen aus etwa 100 Ländern. Bis zum Freitag (23. August) wollen sie über Lösungen in verschiedenen Konfliktregionen diskutieren. Im Fokus stehen unter anderem Nord- und Südkorea, Myanmar und Bangladesch, Südsudan, die Zentralafrikanische Republik und die Demokratische Republik Kongo.

Bei der Konferenz der nach eigenen Angaben weltweit größten Allianz religiöser Gemeinschaften in rund 100 Ländern, die der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Dienstag offiziell eröffnen wird, soll auch eine konkrete Initiative gegen sexuelle Gewalt an Frauen lanciert werden, teilten die Veranstalter im Vorfeld mit. Der Vorsitzende der veranstaltenden Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft, Wolfgang Schürer, erklärte, von dem Treffen sollte auch ein Impuls zum Schutz heiliger Stätten ausgehen.

Hoffnung auf Lösung politischer Konflikte

Der nigerianische Kardinal John Onaiyekan wünscht sich von dem Treffen in Lindau auch Fortschritte bei der Lösung politischer Konflikte. Das betreffe beispielsweise die Dauerkrise in der Zentralafrikanischen Republik, aber auch die Entwicklungen in Nordafrika oder im Sudan, sagte der Kardinal in einem Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Blick über den Bodensee auf das bayerische Lindau

APA/Barbara Gindl

Im bayerischen Lindau tagt eine der größten Religionskonferenzen der Welt

„Ich hoffe, dass es auch Gespräche zu Myanmar und den Rohingya gibt.“ Es gelte außerdem, diejenigen zu unterstützen, die sich für den Frieden stark machten. „Oft haben sie kaum Ressourcen dafür und werden auch nicht gehört“, beklagte der Erzbischof der nigerianischen Hauptstadtdiözese Abuja.

Einfluss der Religionen auf Friedensprozesse

Onaiyekan wird an der Konferenz teilnehmen. Erwartet werden ebenfalls der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm. Unter den Referenten bei der Weltkonferenz ist auch Beatrice Fihn, die Direktorin der 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN).

Insgesamt könne der Einfluss der Religionen auf Friedensprozesse weltweit „nicht ernst genug genommen werden“, betonte auch Stiftungs-Geschäftsführer Ulrich Schneider im Interview mit dem Online-Portal der Diözese Feldkirch. „Religions for Peace“ agiere dabei auf zahlreichen Krisen- und Kriegsschauplätzen vor allem im Hintergrund, gehe es doch bei der Friedensarbeit zunächst darum, „dass Menschen überhaupt wieder miteinander reden - und das findet oft hinter verschlossenen Türen statt“.

Organisiert seit 1973

Die Tagung steht unter dem Motto „Caring for Our Common Future - Advancing Shared Well-Being“ („Für unsere gemeinsame Zukunft sorgen - das Gemeinwohl für alle fördern“). Bereits aufgebaut ist der „Ring for Peace“. Diese vom Künstler Gisbert Baarmann geschaffene 7,5 Meter hohe Skulptur steht ab sofort dauerhaft im Lindauer Luitpoldpark. Sie ist aus 36 Hölzern aus aller Welt als in sich verschlungenes Möbiusband geschaffen und soll die sich „gegenseitig komplettierende Eigenschaft von Weltreligionen“ symbolisieren, „die in ihrer Einheit die Gesamtheit des Bewusstseins abbilden“.

„Religions for Peace“ ist seit 1973 als Nicht-Regierungsorganisation bei den Vereinten Nationen akkreditiert und beschäftigt sich mit der Konflikttransformation, sozialem Zusammenhalt, wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz. Laut RfP haben deren religiöse Vertreter seit der Gründung in Konflikt- und Kriegssituationen vermittelt, unter anderem nach den Naturkatastrophen in Haiti, Nepal und Japan sowie in Konfliktgebieten wie Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Sierra Leone, Liberia, Sri Lanka und Syrien.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP/KNA

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