Caritas, Diakonie und Volkshilfe helfen zum Schulstart

Etwa 332.000 Kinder und Jugendliche leben in Österreich in armutsgefährdeten Haushalten. Kurz vor Schulbeginn initiieren die evangelische Diakonie und die katholische Caritas sowie die Volkshilfe verschiedene Hilfsmaßnahmen.

Immer mehr Eltern würden über die oft nicht mehr erschwinglichen Beiträge, die ihnen zu Schulbeginn abverlangt werden, klagen, schrieb der Sozialexperte der Diakonie Österreich, Martin Schenk, in einer Aussendung am Mittwoch. „Ein einfaches Startpaket für einen Schulanfänger bestehend aus Schultasche, Sportbeutel, Heften, verschiedenen Stiften, Handarbeitskoffer, Malfarben kostet 100 bis 300 Euro.“

Dazu kommen je nach Schulstufe und Schultyp Beiträge wie Kopierkosten, Milchgeld, Abos für Jugendliteratur, Projekt- und Wandertage, Elternvereinsbeiträge und vieles mehr. Der soziale Hintergrund einer Familie sei leider immer noch entscheidender für den Bildungsverlauf eines Kindes als seine individuellen Begabungen, sagte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, am Mittwoch gegenüber Kathpress.

Kostenlose Nachhilfe in Lerncafes

Um dem entgegenzuwirken, habe die Caritas bereits 2007 das erste „Lerncafe“ eröffnet. Mittlerweile gibt es bereits 54 davon in ganz Österreich, wo kostenlose und niederschwellige Lern- und Nachmittagsbetreuungsangebote für Schüler von sechs bis 15 Jahren angeboten werden. „Es ist ein wirkliches Mutmach- und Erfolgsprojekt. 95 bis 98 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die in die Einrichtungen kommen, schließen die Klasse positiv ab“, so Schwertner.

Drei Schultaschen

APA/dpa/Peter Steffen

Für viele Familien ist der Schulbeginn eine große finanzielle Belastung

Schulsachen spenden

Zur Akuthilfe für Kinder, deren Eltern sich den Schulstart nicht leisten können, sammelt die Stadtdiakonie Wien Spenden: „Alle Schülerinnen und Schüler sollen gleiche Chancen und Möglichkeiten haben.“ In Tirol bringt die Diakonie gemeinsam mit Caritas und Rotem Kreuz gesammelte Schultaschen zu benachteiligten Schülern.

In Wien greift die Caritas der Erzdiözese Wien auch heuer wieder einkommensschwachen Familien zu Schulbeginn unter die Arme. In den beiden Wiener „Carlas“, den Second-Hand-Geschäften der Caritas, können deshalb ab sofort bis 7. September preisgünstige Schulartikel erworben werden. Schultaschen gibt es etwa bereits ab fünf, Federpenale ab einem Euro. Schulsachenspenden werden von 17.30 bis 18.00 Uhr entgegengenommen.

Schulpolitische Initiative „Chancenindex“

Die Gefahr des sozialen Ausschlusses bei Kindern zeige sich in den geringeren Möglichkeiten, Freunde einzuladen (zehnmal weniger als andere Kinder), Feste zu feiern und an kostenpflichtigen Schulaktivitäten teilzunehmen (20-mal weniger), warnt die Diakonie. Daher fordert Schenk mehr Ressourcen für sozial benachteiligte Schulstandorte. „Damit Zukunft nicht von der Herkunft abhängt, braucht es Hilfestellungen am Schulstart genauso wie einen Bildungsweg, der nicht sozial selektiert, sondern individuell fördert,“ betonte Schenk.

Spendenhinweis

Die Diakonie sammelt unter dem Kennwort: „Hilfe für den Schulanfang“ / Diakonie Erste Bank / IBAN: AT49 2011 1287 1196 6399 / BIC: GIBAATWWXXX und online.

Die Volkshilfe sammelt Spenden für die Schulstartaktion / IBAN: AT 77 600000 000 1740 400 / BIC: BAWAATWW und online.

Die Caritas sucht für ihre Lerncafes freiwillige Mitarbeiter zur Unterstützung bei Hausaufgaben und Prüfungen.

„Wichtig wäre auch, Schulen in sozial benachteiligten Bezirken besonders gut auszustatten, damit sie keine SchülerInnen zurücklassen und für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben“, schlägt Schenk die Umsetzung eines „Chancenindex“ vor (kompensatorische Ressourcenzuteilung).

Bessere Ergebnisse möglich

Mit dieser schulpolitischen Intervention könne zwar die Spaltung in „gute“ und „schlechte“ Wohngegenden nicht aufgehoben werden - die liege in der Einkommens- und Wohnpolitik -, aber es kann in den Schulen einiges verbessert werden. Die Niederlande, Zürich, Hamburg und auch Kanada hätten mit einem Chancenindex gute Erfahrungen gemacht, so Schenk.

Mit einem solchen Sozialindex, der unter anderem Bildungsstand, Beruf und Einkommen der Eltern umfasst, würde eine Schule um einen bestimmten Prozentsatz X mehr an Ressourcen bekommen. Dadurch würde die schulische Autonomie gesichert und Demokratie gefördert sowie Anreize für engagierte Pädagoginnen und Pädagogen gesetzt. Dadurch gebe es bessere Leistungen, mehr Chancen und attraktivere Schulen.

Schule „nicht gratis“

Auch die Volkshilfe will „allen Kindern einen unbeschwerten Schulanfang“ ermöglichen und vergibt gemeinsam mit Libro auch heuer 60.000 Euro in Form von Gutscheinen der Einzelhandelskette an Familien mit schulpflichtigen Kindern, deren Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt.

„Schule ist nicht gratis, nicht nur die Materialien, auch Ausflüge und Exkursionen verursachen Kosten, im Schnitt fallen lt. Arbeiterkammer rund 855 Euro pro Schulkind an", mahnte der Direktor der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger kürzlich in einer Aussendung. Armutsbetroffene Kinder würden die Nöte der Eltern spüren, auch wenn diese sie verbergen wollen. Das trage nicht zu einer erfolgreichen Schullaufbahn bei. Fenninger: „Oft werden dann diese Kinder die armen Erwachsenen von morgen.“

religion.ORF.at/KAP

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