Rechtsextreme Texte: Deutscher Bischof zurückgetreten

Der evangelische sächsische Landesbischof Carsten Rentzing (52) ist nach einer Debatte um das Bekanntwerden früherer, nationalistisch gefärbter Texte und seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Studentenverbindung zurückgetreten.

Am vergangenen Freitag hatte Rentzing mitgeteilt, dass er sein Amt als Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung stelle. Vorausgegangen waren dem Rücktritt Vorwürfe nicht nur über die Mitgliedschaft in der Burschenschaft „Alte Prager Landsmannschaft Hercynia“ und eine mangelnde Distanzierung von deren nationalistischer Ideologie, sondern auch das Bekanntwerden früherer Texte Rentzings, die die Kirchenleitung als „elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich“ und „unvertretbar“ erachtete.

In einer ersten Erklärung hatte Rentzing, der auch stellvertretender Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist, festgehalten, er sei „angetreten mit dem Wunsch, die verschiedenen Positionen innerhalb der Landeskirche wieder einander näher zu bringen.“ Nun habe er „mit großem Bedauern“ feststellen müssen, „dass die aktuelle Diskussion um meine Person diesem Ziel schadet.“ Sie sei für ihn persönlich und für die gesamte Kirche derzeit eine Belastung. Um Schaden von der Kirche abzuwenden, stelle er sein Amt zur Verfügung.

Heute andere Positionen

Er stehe weiterhin für konservative Werte und Positionen, so Rentzing weiter, der als Student in den 1990er Jahren in Frankfurt am Main der Verbindung beigetreten war und ihr bis heute formal angehört, jedoch: „Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe, teile ich heute nicht mehr“.

U.a. hatte Rentzing eingeräumt, auch an Mensuren der Burschenschaft, den streng reglementierten Fechtduellen mit scharfer Waffe, teilgenommen zu haben. „Natürlich habe ich gefochten. Im Rückblick war da auch Abenteuer dabei, das war mein Bungee-Sprung in Jugendtagen sozusagen“, sagte er der „Sächsischen Zeitung“. Als eine Führungskraft der evangelischen Kirche sehe er das Duell heute kritischer.

Alte Texte beeinträchtigen Gegenwart

Verschärft wurde die Debatte schließlich nach einem Bericht der ARD-Nachrichtensendung „Tagesschau“ am Sonntag: Darin wurden schließlich Texte von Rentzing öffentlich gemacht, die dieser im Alter zwischen 22 und 25 für die Zeitschrift „Fragmente“ geschrieben hatte. Die Texte hatte Rentzing zunächst in der Debatte über seine Burschenschafts-Mitgliedschaft nicht erwähnt. Seine Distanzierung erachtete die sächsische Landeskirchenleitung infolge daher auch als nicht glaubwürdig.

Zwar halte man daran fest, dass sich ein Mensch „im Laufe seines Lebens entwickeln“ und also auch von früheren Positionen Abstand nehmen könne; man sehe jedoch auch, dass „eine solche öffentlich gewordene Vergangenheit das Handeln als Landesbischof und Repräsentant der Landeskirche gegenüber der Öffentlichkeit nachhaltig beeinträchtigen würde.“ Intensiver befassen werde man sich mit der Causa jedoch erst in einer Woche, teilte die Landeskirche am Wochenende mit.

Distanzierung ausgeblieben

Vorangegangen war eine von Leipziger Pfarrern angestoßene, inzwischen von rund 900 Menschen unterzeichnete Online-Petition, die eine Distanzierung Rentzings von der Burschenschaft „Alte Prager Landsmannschaft Hercynia“ sowie eine „öffentliche und deutliche Distanzierung von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien“ fordert. Weiter heißt es: „Ohne diese Klarstellung bleibt der Eindruck, dass es sich nicht nur um jugendliche Unbedarftheit handelt, sondern Sie immer noch mit dieser Gruppe und ihrer Ideologie verbunden sind.“

Rentzing war im Mai 2015 von einer Sondersynode nach sechs Wahlgängen mit einer Stimme Mehrheit zum sächsischen Landesbischof gewählt worden. Von Anfang an sorgten seine eher konservativen Positionen in der Landeskirche für Diskussionen, etwa seine kritische Haltung zur Homosexualität. Rentzing zählte zu den Initiatoren einer „Bekenntnisinitiative“, die sich gegen eine Öffnung der Pfarrhäuser für Paare in eingetragener Lebenspartnerschaft wendet.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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