Israel: Tempelfunde passen zu biblischem Bericht

Funde in 3.100 Jahre alten Tempelruinen nahe der antiken Siedlung Bet Schemesch in Israel könnten in Zusammenhang mit der mythischen Bundeslade stehen.

„Es würde sich um einen seltenen Fall handeln, in dem die biblische Erzählung mit einem archäologischen Fund zusammengebracht werden kann“, sagte der Archäologe Zvi Lederman laut Bericht der Tageszeitung „Haaretz“. Bei Grabungen hatten Lederman und sein Co-Grabungsleiter Schlomo Bunimovitz einen ungewöhnlichen Steintisch gefunden, der an jenen Tisch erinnere, der im Zusammenhang mit der Bundeslade beschrieben werde.

Gefunden wurde er in den Überresten eines quadratischen Steinbaus, den die Archäologen ins 12. Jahrhundert vor Christus datieren. Die Symmetrie des Baus sowie die Ausrichtung mit einer Öffnung nach Osten und einer Art Bühne legen demnach nahe, dass es sich um einen Tempel gehandelt habe. Weitere Funde, etwa größere Mengen an verzierten Keramiken und Tierknochen, deuteten ferner auf rituelle Aktivitäten hin.

Offenbar als Tierstall genutzt

Nach seiner Zerstörung wurde der Bau offenbar als Tierstall genutzt. „Dies ist für mich ein Akt der Feindseligkeit, eine bewusste Entweihung eines heiligen Ortes“, sagte Lederman. Er halte es für wahrscheinlich, dass die erobernden Philister für diese Entweihung verantwortlich waren.

Der Steintisch passe zeitlich und vom Profil her zu dem „großen Stein“, auf dem nach dem biblischen Buch Samuel die Bundeslade ruhte. Sie sei nach ihrer Rettung von den Philistern nach Bet Schemesch gebracht geworden, so Lederman. Gleichzeitig gebe es zwischen dem biblischen Bericht und dem Fund auch Unstimmigkeiten: So sei der Stein nicht wie in der Bibel in einem Feld unterhalb der Stadt gefunden worden, sondern in einem Tempel auf dem Tel.

Beweis kaum möglich

Archäologisch sei kaum zu beweisen, dass die biblische Geschichte von der Bundeslade historisch sei. Die Entdeckung lege indes nahe, dass ihr Autor die Tradition eines großen, zu Gottesdiensten genutzten Steins in Bet Schemesch gekannt und in den biblischen Text eingebaut habe. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Bibel historische Erinnerungen enthalte, die älter sind als bisher zumeist angenommen.

Die Erzählung von der Bundeslade entstand nach Worten des Archäologen Israel Finkelstein im 8. Jahrhundert vor Christus im Nordreich Israel und wurde im späten 7. Jahrhundert in die Bibel integriert. Dass sich der aktuelle Fund mit der biblischen Geschichte in Verbindung bringen lasse, sei unwahrscheinlich, so Finkelstein gegenüber der Zeitung. Es sei schwer vorstellbar, dass sich eine Tradition ohne kontinuierliche schriftliche Tradition über einen so langen Zeitraum erhalten habe.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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