Zölibat-Buch mit Benedikt XVI. auf Cover erschienen

Das umstrittene Buch mit einem Beitrag von Benedikt XVI. zum Zölibat ist in Frankreich ohne angeforderte Änderungen erschienen. Der frühere Papst wird dabei mit Kardinal Robert Sarah als Koautor aufgeführt, ein Bild von ihm ist auf dem Cover.

Das Buch war am Mittwoch in Pariser Buchhandlungen ausgestellt. Am Vortag hatte Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein gefordert, dass der Verlag das Cover ändere, weil der emeritierte Papst einer Mitherausgeberschaft nicht zugestimmt habe. Der 92-Jährige solle dabei nicht mehr als Koautor auftreten, sein Bild solle entfernt werden.

Derr Direktor des französischen Verlags, Nicolas Diat, zeigte über die Polemik um das Buch „Des profondeurs de nos coeurs“ (Aus der Tiefe unseres Herzens) „erschüttert“. Diat drückte seine Solidarität mit Kurienkardinal Robert Sarah aus.

Buchcover von "Des profondeurs de nos coeurs"

Verlag Fayard

Buchcover von „Des profondeurs de nos coeurs“

„Ich bin über den Sturm um Kardinal Sarah erschüttert. Ich bin überzeugt, dass er diese Situation überwinden wird. Er hat in seinem Leben gravierendere Krisen überstanden“, twitterte Diat. Er hatte in den vergangenen Jahren bereits drei Interviewbände mit dem guineischen Kurienkardinal veröffentlicht, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.

Änderungen erst an nächster Ausgabe

Italienische Medien berichteten, dass der französische Verlag Fayard erst bei der nächsten Ausgabe die Änderungen vornehmen werde. In „Des profondeurs de nos cœurs“ warnen Sarah und Benedikt vor einer Priesterweihe für Verheiratete. Das Buch wird als Affront gegen Papst Franziskus gewertet. Dieser will in Kürze ein sogenanntes postsynodales Schreiben veröffentlichen, in dem es auch um den Zölibat gehen soll.

Dass sich der frühere Papst noch vor dem amtierenden Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zu so einem heiklen Thema äußert, werteten Kritiker als Grenzüberschreitung - Benedikt hatte nach seinem Rücktritt im Februar vor sieben Jahren Zurückhaltung und ein stilles Leben im Gebet gelobt.

Verweis auf Briefwechsel

Auch das US-Verlagshaus Ignatius Press schrieb in einer Mitteilung, man halte an der bisherigen Buchversion fest. Diese habe man so vom französischen Fayard-Verlag erhalten. Auf Englisch soll das Buch am 20. Februar erscheinen. Außerdem verwies der Chef des Hauses, Mark Brumley, auf einen Briefwechsel beider Autoren. Das Erscheinen der englischen Version ist später als das französische Buch geplant. Von dessen Verlag lag bis Dienstagabend noch keine Stellungnahme dazu vor.

Von der französischen Zeitung „Le Figaro“ im Voraus veröffentlichte Auszüge aus dem Buch hatten seit Sonntag für Aufsehen gesorgt. Die Auszüge warnen Benedikts Nachfolger Franziskus vor einer Aufweichung des Zölibats für katholische Priester. Vatikan-Experten zeigten sich verblüfft, dass Benedikt öffentlich Stellung zu Angelegenheiten seines Nachfolgers bezieht. Rasch kamen Zweifel auf, ob Joseph Ratzinger das Buch tatsächlich mitverfasst hat, wie dessen Aufmachung vermuten lässt.

Sekretär: Missverständnis

Benedikts Privatsekretär Georg Gänswein erklärte italienischen Medien am Dienstag, dass Benedikt nicht als Koautor eines entsprechenden Buches auftreten wollte. Er habe den Verlag auf Wunsch Benedikts angewiesen, dessen Unterschrift zu entfernen. Der emeritierte Papst habe weder einer Mitherausgeberschaft zugestimmt, noch den Buchtitel vorab gesehen. „Es hat sich um ein Missverständnis gehandelt“, sagte Gänswein.

Tweet von Kardinal Sarah

Nach dem Dementi des ehemaligen Papstes twitterte Kardinal Sarah, dass bei künftigen Ausgaben des Buchs nur sein eigener Name auf dem Einband stehen werde. Der Inhalt werde jedoch nicht geändert. Gemeinsam mit Sarah hatte Benedikt XVI. in der ursprünglichen Fassung des Buchs gemahnt, dass Priester durch die „ständige Infragestellung“ des Zölibats „verwirrt“ würden. Sarah veröffentlichte per Twitter auch drei Briefe von Benedikt XVI., aus denen hervorgeht, dass der emeritierte Papst der Veröffentlichung seiner Gedanken zum Zölibat zugestimmt hat.

religion.ORF.at/APA/dpa

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