Steirischer Kirche fehlen Millionen: Sparpaket

Die Coronavirus-Krise hat auch in Österreichs Dözesen Spuren hinterlassen: Der Diözese Graz-Seckau fehlen aufgrund ausbleibender Kirchenbeiträge und Kollekten nach dem ersten Halbjahr mehrere Millionen Euro im Budget 2020. Nun soll gespart werden.

Im schlimmsten Fall mache das Minus bis Ende 2020 einen hohen einstelligen Millionenbetrag aus, erläuterte Andreas Ehart, Ökonom der römisch-katholischen Kirche Steiermark, gegenüber Kathpress. Ein Stabilisierungsprogramm wurde nun gestartet.

Um die Menschen nicht über die Auswirkungen der Coronavirus-Krise hinaus zu belasten, habe die sterische Diözese im April und Mai keine Erinnerungen für das Bezahlen der Kirchenbeiträge ausgeschickt. Arbeitslose sind vom Beitrag befreit und Menschen mit weniger Einkommen, die sich bei einer Kirchenbeitragsstelle melden, zahlen weniger Beitrag. „Wir prüfen jeden Fall und reagieren individuell", erklärt Edith Wieser von der Kirchenbeitragsorganisation. Denn wichtig ist, dass die Mitglieder der Kirche ihre persönliche finanzielle Situation wieder stabilisieren können.“

Kirchenbeiträge zentrale Quelle

Für die katholische Kirche Steiermark sei das nicht einfach. Vom jährlichen Gesamtbudget von rund 100 Millionen Euro entfallen 70 Millionen auf die Kirchenbeiträge. Damit werden nicht nur mehr als 1.100 Arbeitsplätze für die Seelsorge, das kirchliche Leben vor Ort in den Pfarren und die zahlreichen kirchlichen Einrichtungen wesentlich mitgetragen. Auch der Erhalt von 2.000 denkmalgeschützten Bauwerken, der Betrieb von Kindergärten und Schulen sowie Ausgaben für kirchliche Kunst, Kultur und viele karitative Aktivitäten werden über den Kirchenbeitrag ermöglicht.

Da der wirtschaftliche Einbruch wohl noch mehrere Jahre spürbar bleibe, müssten wegen der hohen Unsicherheiten der bereits in die Wege geleitete Stabilisierungsfahrplan für die Zeit bis 2030 beschleunigt werden, so Ökonom Erhart.

Sparprogramme folgen

Was genau notwendig sein werde, könne man heute nicht sagen, weil noch nicht absehbar sei, wie sich die Einnahmesituation im restlichen Jahresverlauf und darüber hinaus entwickeln werde. Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, sei seit mehreren Wochen eine diözesane Arbeitsgruppe aktiv. Diese erarbeite Maßnahmen zur Bewältigung der herausfordernden Situation und erhebt kurz- und langfristige Sparpotenziale. Die Maßnahmen beinhalteten das Erschließen neuer Einnahmequellen ebenso wie eine Neubewertung der Immobiliennutzung, eine schlankere Verwaltung und einiges mehr.

Wirtschaftsdirektor Ehart: „Kurzarbeit war bei uns leider nur in zwei Küchen- und Beherbergungsbetrieben möglich, deshalb haben wir zuletzt Urlaube massiv abgebaut und Zeitguthaben verbraucht. Einige Bauprojekte wurden bereits verschoben.“

Bischof: Pastoral stark von CoV „betroffen“

„Als Christen leben und vermitteln wir Hoffnung und Vertrauen. Deshalb hoffen wir natürlich, dass sich zuerst die Gesundheit und die Lebensumstände unserer Mitmenschen und in der Folge auch unsere eigene Situation wieder stabilisiert“, sagte Bischof Wilhelm Krautwaschl. „Gerade in der Krisenzeit und über Ostern haben wir uns in der Seelsorge sehr bemüht und viele positive Rückmeldungen bekommen, auch wenn unsere pastorale Tätigkeit sehr von den notwendigen Maßnahmen betroffen war - auch von Menschen, die der Kirche vielleicht kritisch gegenüberstehen“, so der Diözesanbischof.

Man habe die Erfahrung gemacht, dass Kirche und Glauben von vielen als hilfreich gesehen werden. „Kirche ist eben mehr. Vielleicht hatten die Menschen mehr Zeit, um über Inhalte nachzudenken, die im alltäglichen Stress keinen Platz finden. Über wirklich Wichtiges, die eigene Rolle im Leben, über Bestimmung, Gemeinschaft, den Tod, das ewige Leben“, so Krautwaschl. Zu finden seien diese zum Beispiel im jüngsten Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe, in dem es darum gehe, wie wichtig die sieben Gaben des Heiligen Geistes in der Gesellschaft seien.

religion.ORF.at/KAP

Link: