Weltkirchenrat: Atomwaffen „existenzielle Bedrohung“

Der Vorstand des Weltkirchenrats (ÖRK) fordert ein Verbot von Atomwaffen und verurteilt diese als „existenzielle Bedrohung der Menschheit“ sowie Verstoß gegen die „Grundprinzipien unserer unterschiedlichen Glaubenstraditionen“.

In einer am Donnerstag veröffentlichten interreligiösen Erklärung zum 75. Jahrestag der Atombombenanschläge auf Hiroshima und Nagasaki (6. August) warnt der ÖRK gemeinsam mit 188 weiteren Organisationen, dass „bereits das Vorhandensein einer einzigen Atomwaffe alles bedroht, was uns am Herzen liegt“.

Zu den Unterzeichnern gehören jüdische, christliche, islamische, jainistische, hinduistische und buddhistische Vertreter. Es sei damit die „umfassendste und breitgefächerste interreligiöse Erklärung über Atomwaffen, die jemals veröffentlicht wurde“, heißt es vom ÖRK.

Solidarisch mit Überlebenden

Die Nuklearwaffen untergraben „die ethischen und moralischen Grundlagen des Gemeinwohls“. Die Erklärung forderte daher alle Regierungen auf, sich für eine friedlichere, sicherere und gerechtere Welt zu engagieren, „eine Welt, die nur mit der Abschaffung von Atomwaffen möglich ist“. Solidarisch erklärt sich die interreligiöse Stellungnahme mit allen Überlebenden der Atombombenabwürfe von Hiroshima, den „Hibakusha“, sowie allen Opfern von Atomwaffen.

Die interreligiöse Erklärung zum Hiroshima-Gedenktag zeige, „dass die absurde Vorstellung, dass Atomwaffen die Menschheit irgendwie beschützen könnten, von Menschen christlichen Glaubens und einer Reihe anderer Konfessionen überall auf der Welt immer stärker infrage gestellt wird“, betonte der amtierende ÖRK-Generalsekretär, Ioan Sauca. Dringend erforderlich sei eine „Welt ohne Nuklearwaffen“.

„Darf nie wieder geschehen“

Es gelte auch, sich an den durch Atomwaffen ausgeübten „Terror“ der Vergangenheit zu erinnern: „Wir sagen in aller Deutlichkeit: Das war falsch und darf nie wieder geschehen“, so Emily Welty, stellvertretende Vorsitzende der ÖRK-Kommission der Kirchen für Internationale Angelegenheiten.

Die Erklärung schließt mit der Erinnerung, dass die Welt im Jahr 2017 einer vollständigen Abschaffung aller Atomwaffen ein Stück nähergekommen sei, indem die Vereinten Nationen den Atomwaffenverbotsvertrag verabschiedet hatten. Vierzig Länder haben den Vertrag inzwischen ratifiziert; sobald sich weitere zehn Länder zu diesem Schritt entschließen, wird er in Kraft treten. Die interreligiöse Stellungnahme forderte darum die Länder dazu auf, den Vertrag zu ratifizieren.

Die interreligiöse Gruppe wollte die Erklärung ursprünglich während der Konferenz zur Überprüfung des Vertrags über die Nichtverbreitung von Kernwaffen („Review Conference of the Treaty on the Non-Proliferation of nuclear weapons"/NPT) veröffentlichen. Da wegen der weltweit grassierenden Corona-Pandemie die für 2020 vorgesehene Konferenz verschoben werden musste, wurde die Erklärung zum 75. Jahrestag der atomaren Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki ausgearbeitet.

religion.ORF.at/KAP

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