Menschen während der Messe in der Stiftskirche Heiligenkreuz vor dem Altar unterm Kreuzgewölbe

Stift Heiligenkreuz

„Das Maß der Liebe“

Katholischer Gottesdienst live aus dem Zisterzienser-Stift Heiligenkreuz im Wienerwald. Die Gläubigen der Stiftspfarre, die Mönche des Konvents und die Studierenden der Hochschule feierten mit Abt Maximilian Heim.

„Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.“

Innenhof des Stiftes Heiligenkreuz mit Kirche und barocker Dreifaltigkeitssäule

Stift Heiligenkreuz

Innenhof mit Dreifaltigkeitssäule

So Paulus an die Korinther. „Was ist das Maß der Liebe?“ fragt nun Abt Maximilian und meint: „Den Weg gehen, den Jesus vorgezeigt hat. Und das ist täglich eine neue Herausforderung. Selbst aus einem Akt der Brutalität kann ein Akt der Liebe werden“.
Im Evangelium an diesem 4. Sonntag im Jahreskreis wird berichtet, dass Jesus von aufgebrachten Menschen aus der Stadt getrieben wird. „Kein Prophet wird in der Heimat anerkannt.“ Eine Vorahnung dafür, dass schließlich am Karfreitag Gottes Liebe zu den Menschen bis zur äußersten Hingabe gehen wird.

Am größten ist die Liebe

Lesung: 1. Korinther 13

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Prophetisches Reden hat ein Ende, Zungenrede verstummt, Erkenntnis vergeht. Unser Erkennen ist Stückwerk, Stückwerk unser prophetisches Reden. Doch wenn das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich erwachsen wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, doch dann schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, doch dann werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

Musik

Lateinisches Ordinarium und Proprium der Konventmesse
ORF untertitelt

Glorwürd’ge Königin,
himmlische Frau

Musikalische Gestaltung:
Choralschola der ‚singenden Mönche‘, die mit „Chant“ seit 2008 die internationalen Pop Charts erobern

Dirigent und Organist:
Pater Simeon Wester

Der Prophet in seiner Heimat

Evangelium: Lukas 4

In jener Zeit begann Jesus in der Synagoge in Nazareth darzulegen: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ Seine Rede fand bei allen Beifall, sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: „Ist das nicht der Sohn Josefs?“ Da entgegnete er ihnen: „Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat!“

Und er setzte hinzu: „Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman.“

Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus. Sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.

Abt Maximilian Heim

Stift Heiligenkreuz

Abt Maximilian Heim

Ganz neue Maßstäbe

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder in Christus, vor genau 25 Jahren stand in der eiskalten Heiligenkreuzer Stiftskirche die selige Mutter Teresa. Eine Skulptur unseres Mitbruders und Bildhauers Pater Raphael erinnert an diese Begegnung. Was begeistert bis heute an dieser Frau? Ihre grenzenlose Liebe zu jedem Menschen, vor allem zu den Wehrlosesten - den Ungeborenen wie den Sterbenden. Diese Liebe schöpfte sie aus einer innigen Beziehung zu Jesus Christus - dem Verlassenen, Gekreuzigten. Damals sagte sie: „Wenn wir auf das Kreuz schauen, wissen wir, wie sehr uns Jesus geliebt hat. Aber wenn wir auf den Tabernakel schauen, sehen wir, wie sehr uns Jesus jetzt liebt!“

Wer ist eigentlich Jesus? Diese Frage schwingt im heutigen Evangelium mit. Er spürt dieses Misstrauen, das ihm in Nazareth entgegengebracht wird, und sagt: „Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.“ Denn selbst der Prophet Elia konnte sein Wunder nur im heidnischen Land wirken, und sein Nachfolger Elischa nur an einem Ausländer.

Daraufhin kippt die Situation plötzlich: Man treibt ihn aus der Stadt hinaus. Vielleicht denken wir: Ein bisschen diplomatischer hätte Jesus doch reden können. Dann wäre er zu Hause besser angekommen. Wirklich?

Was provoziert die Menschen bis heute an Jesus? Sein Anspruch. Er ist nicht irgendein netter Mensch von nebenan. Er ist der Sohn Gottes. Derjenige, der ganz neue Maßstäbe setzt: Liebe bis zum Äußersten, bis zur Feindesliebe. So stirbt er am Kreuz und verwandelt den Akt der brutalen Ablehnung in einen Akt der hingebenden und vergebenden Liebe.

Vor Kurzem grüßte ich ein Kind am Schulweg mit dem hierzulande üblichen „Grüß Gott“. Das Kind sagte: „Es gibt keinen Gott." Sind wir denn schon so weit? Im Jahr des Glaubens bekennen wir voll Freude unseren Glauben. Ja, es gibt Gott! Bekennen wir diesen Glauben mitten im Alltag! Dass Gott uns liebt. Dass er jeden Menschen liebt. Das er jeden Menschen annimmt – auch den, der am Rande steht.

Das Maß seiner Liebe übersteigt alle unsere Vorstellungen: Noch bevor wir ihn suchen, sind wir bereits von ihm gesucht und ersehnt, wie es Papst Benedikt vor gut fünf Jahren in Heiligenkreuz sagte, wer glaubt, bleibt nie allein, im Leben nicht und auch im Sterben nicht. Der Auferstandene zeigt uns seine durchbohrten Hände und hält uns sein geöffnetes Herz entgegen, um unsere Seelen zu heilen. Das Maß dieser seiner Liebe ist, wie es unser Ordensvater Bernhard sagt, die Liebe ohne Maß. Und die ist am größten!

Näheres über Gemeinde und Kloster

www.stift-heiligenkreuz.org

Informationen zur Ordenshochschule

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Kontakt

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Thomas Bogensberger