Altar und Adventkranz während der Heiligen Messe

Gerald Dittrich

„Jetzt oder nie!“

Am Freudensonntag des Advent übertrug der ORF live die Familienmesse der katholischen Pfarrkirche zum Heiligen Stephanus im niederösterreichischen Stockerau. Mit der Gemeinde feierten Pfarrer Markus Beranek, die Kapläne Tomasz Iwandowski und Joseph Kun Yao sowie Diakon Johannes Wolf.

Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch, sagt der Kirchenvater Irenäus von Lyon. Gott will lebendige Menschen, die Freude am Leben haben, sich entwickeln, in Bewegung sind, sich für andere öffnen und interessieren.

Pfarrer Markus Beranek

Pfarre Stockerau

Pfarrer Markus Beranek

Gott will das Leben. Auch wenn Menschen im Leben oft eingeschränkt sind, weil sie sich schwer tun, wahrzunehmen, was Freude bereitet, die Melodie des Lebens zu hören, die Gott in ihr Leben hineinlegt, weil sie sich aufgrund vielfältiger Belastungen wie gelähmt fühlen. Pfarrer Markus Beranek geht mit dieser Messe davon aus, dass Gott uns in jedem Augenblick zu einem erfüllteren Leben führen will. Auch durch mühsame und leidvolle Etappen hindurch.
Dieser Gottesdienst will einen Zugang zur verwandelnden Gegenwart Jesu eröffnen, in der auch wir einen Schritt vorankommen können. Einen Schritt zu mehr Menschlichkeit, mehr Glück, tieferem Vertrauen, größerer Freude, auch wenn es für manche von uns dunkle Erfahrungen gibt, die weiterhin bestehen. Vielleicht kann dieser Gottesdienst auch für sie die Chance sein, kurz vor Weihnachten dieses stille Werben Gottes auch um sie tiefer zu entdecken.

Habt Mut, fürchtet euch nicht!

Lesung: Jesaja 35

Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung, er selbst wird kommen und euch erretten. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch. Die Zunge des Stummen jauchzt auf. Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.

Sogar mehr gesehen als einen Propheten

Evangelium: Matthäus 11

In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis von den Taten Christi. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete:

Musik

Wir sagen euch an
den lieben Advent

Kyrie

Freut euch, ihr Christen!

Bereitet den Weg des Herrn!

Heilig ist der Herr
des ganzen Universums

Herr, du Lamm Gottes

Meine Seele preist
die Größe des Herrn

Im Advent ist ein Licht erwacht

Flöte: Astrid Groher-Jöbstl

Gitarre: Manfred Plattner

Keyboard: Beate Kokits,
Nikolaus Pesl

Ensemble für Familienmessen

Jugendchor der Pfarre
Leitung: Nikolaus Pesl

„Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen, Aussätzige werden rein, und Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“

Als sie gegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden. Er sagte: „Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige. Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her, er soll den Weg für dich bahnen. Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer, doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.“

Hier und jetzt

Predigt

Jetzt wird alles anders. Zumindest reden Lesung und Evangelium ganz selbstverständlich davon. Blinde sehen auf einmal wieder, Taube verstehen, was gesagt wird, wer stumm war, kann auf einmal reden, und Lahme springen herum. Klingt großartig, werden Sie sich vielleicht denken - aber was merk ich davon?

Ich lade ein, dem ein wenig nachzuspüren, und bitte jetzt euch Kinder um eure Unterstützung. Probieren wir das aus: Haltet euch mit beiden Händen die Augen zu! Wie ist das, wenn du nichts siehst? Und wie ist das jetzt, wenn du lange gar nichts gesehen hast und plötzlich wieder ganz normal herumschauen kannst?

Manchmal laufe ich wie mit einer dunklen Sonnenbrille durch mein Leben, bin in meinem Blick beeinträchtigt, weil ich eher die mühsamen Dinge sehe. Das, was mich gerade verärgert, was mir gerade nicht gelungen ist, was gerade in meinem Leben mühsam ist. Und manchmal gibt’s auch an solchen Tagen irgendeinen lieben Menschen, der mir über den Weg läuft und mir trotzdem ein gutes Wort sagt. Oder es gibt einen Sonnenstrahl, der durch die Wolken dringt. Das ist dann wie ein kleines Licht, das zu leuchten beginnt, und auf einmal leuchtet etwas vom Licht Jesu auf.

Ich lad euch ein zu einem zweiten Versuch! Stellt euch vor, wie das ist, wenn man nichts hört! Haltet euch die Ohren zu! Wie ist das?

Manchmal gibt es zu viel zu hören. Manchmal wissen wir vor lauter Stimmen, die auf uns einreden, gar nicht, worauf wir hören sollen. Ihr kennt das vielleicht auch, von der Schule oder vom Kindergarten, von den Geschwistern oder den Eltern - alle möglichen Leute wollen an manchen Tagen etwas von uns. Vielleicht kennen Sie es auch: Manchmal hat man das Gefühl, es gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf - an früher, rund um die eigene Familie oder die Kinder oder, was ich sonst noch alles zu tun hätte, was bis Weihnachten alles zu erledigen ist. Und ich hör dann manchmal mitten in diesem inneren und äußeren Trubel so etwas wie eine zarte innere Stimme, die einen inneren Frieden, eine innere Freude auslöst.

Stellt euch vor, ihr habt ganz schwere Schuhe an, sodass ihr nur mühsam gehen könnt! Und auf einmal geschieht ein Wunder: Die Füße sind ganz leicht und ihr könnt frei herumspringen.

Lähmend kann es sein, wenn wir traurig sind, weil ein lieber Mensch gestorben ist. Oder vor Problemen nicht ein noch aus wissen. Wenn es dann Menschen gibt, die ein Stück Weg mit uns gehen, fällt etwas von dieser schweren Last ab. Als würde etwas von der Freude Jesu in unserem Leben aufleuchten und die schweren Füße leichter machen.

Ich glaube, dass Gott nicht aufhört, uns immer wieder sein zartes Licht anzuzünden, auf ganz vielfältige Weise. Und ich glaube, dass dieses zarte Licht Gottes nicht nur irgendetwas ist, sondern dass er selbst als das Licht in Jesus von Nazareth zu uns gekommen ist. Damit die dunklen Nächte unseres Lebens schon heute hier und jetzt mit seiner Freude erfüllt werden.

Weitere Übertragung aus St. Stephanus

„Der offene Himmel“, 24.2.2013

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