Altar während des Ostergottesdienstes am römischen Petersplatz

RAI

Ostergottesdienst und Segen ,Urbi et Orbi’

Die Osterfeierlichkeiten mit Papst Franziskus wurden vom ORF live vom Petersplatz in Rom übernommen. Nach dem festlichen Hochamt richtete das Oberhaupt der Katholischen Kirche seine Osteransprache an Hunderttausende Menschen und erbat ,urbi et orbi’ Gottes Segen.

Zum Fest der Auferstehung Jesu Christi zelebrierte Franziskus die Osterliturgie vor dem Petersdom im Freien. Lesungen und Fürbitten kamen von Gläubigen aus allen Kontinenten, zum Ausdruck der weltumspannenden Gemeinschaft der katholischen Kirche. Mehr als 150.000 Gläubige feierten am Petersplatz mit. Anschließend an die Zeremonie hielt der Papst seine Osteransprache (siehe unten) und erbat Gottes Segen „Urbi et Orbi“ - der Stadt und der gesamten Erde. Für den ORF führten Mathilde Schwabeneder und der Franziskaner Gottfried Wegleitner durch den Vormittag sowie auf einer eigenen Tonspur für sehbehinderte Menschen Johannes Karner und der Benediktiner Bernhard Eckerstorfer.

Gottesdienst

Gottesdienst mit Audiodeskription

Durch seinen Namen die Vergebung empfangen

1. Lesung: Apostelgeschichte 10

Da begann Petrus zu reden: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht. Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen von Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm.

Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und erscheinen lassen. Zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben. Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen: Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Von ihm bezeugen alle Propheten, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.

Musikalische Gestaltung

Cappella Musicale Pontificia „Sistina“

I Pueri Cantores

Chor des Päpstlichen Collegium Russicum Rom

Orgel:
Juan Paradell Solé

Leitung:
Monsignore Massimo Palombella

Strebt nach dem, was im Himmel ist!

2. Lesung: Brief des Apostels Paulus an die Kolosser

Ihr seid mit Christus auferweckt, darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.

Er sah und glaubte

Evangelium: Johannes 20

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat!“

Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab. Sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte. Es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein. Er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.

Ostersegen

„Urbi et Orbi“ mit Audiodeskription

Christus ist auferstanden! Kommt und seht!

Ansprache von Papst Franziskus

Liebe Brüder und Schwestern, frohe Ostern!
In den Kirchen auf der ganzen Welt erklingt die Verkündigung des Engels an die Frauen: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag!“

Habt keine Angst - das ist der Höhepunkt des Evangeliums, es ist die frohe Botschaft schlechthin: Jesus, der Gekreuzigte, ist auferstanden. Auf dieses Ereignis gründen sich unser Glaube und unsere Hoffnung. Wäre Christus nicht auferstanden, würde das Christentum seine Bedeutung verlieren. Die gesamte Mission der Kirche hätte keinen Antrieb mehr, denn von dort ist sie ausgegangen und von dort geht sie immer neu aus.

steinerner Auferstandener mit Siegesgeste auf dem Petersdom

RAI

Christusfigur auf dem Petersdom

Die Botschaft, die die Christen der Welt überbringen, ist diese: Jesus, die menschgewordene Liebe, ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben, aber Gott der Vater hat ihn auferweckt und zum Herrn über Leben und Tod gemacht. In Jesus hat die Liebe über den Hass gesiegt, die Barmherzigkeit über die Sünde, das Gute über das Böse, Wahrheit über Lüge, Leben über Tod. Darum sagen wir zu allen: Kommt her und seht! In jeder menschlichen Situation, die von der Hinfälligkeit, von der Sünde, vom Tod gekennzeichnet ist, ist die Frohe Botschaft nicht nur ein Wort, sondern Zeugnis ungeschuldeter und treuer Liebe: Sie bedeutet, aus sich herauszugehen, um dem anderen entgegenzukommen. Sie bedeutet, dem nahe zu sein, der vom Leben verletzt ist. Sie bedeutet, mit dem zu teilen, dem das Nötige fehlt. Sie bedeutet, bei dem zu bleiben, der krank oder alt oder ausgeschlossen ist. „Kommt her und seht“: Die Liebe ist stärker, die Liebe schenkt Leben, die Liebe lässt in der Wüste die Hoffnung erblühen.

Mit dieser frohen Gewissheit im Herzen wenden wir uns heute an dich, auferstandener Herr. Hilf uns, dich zu suchen, damit wir alle dir begegnen und erfahren können, dass wir einen Vater haben, und uns nicht als Waisen fühlen müssen, dass wir dich lieben und dich anbeten können.

Hilf uns, die Plage des Hungers zu besiegen, die durch die Konflikte verschärft wird und durch die ungeheure Verschwendung, an der wir oft selbst beteiligt sind!

Mach uns fähig, die Wehrlosen zu schützen, vor allem die Kinder, die Frauen und die Alten, die manchmal ausgebeutet und verlassen werden!

Gib, dass wir den Brüdern und Schwestern helfen können, die in Guinea Conakry, in Sierra Leone und in Liberia von der Ebola-Epidemie heimgesucht werden, sowie die vielen anderen, die unter einer Krankheit leiden, die sich aufgrund von Nachlässigkeit und extremer Armut verbreitet hat! Tröste alle, die heute das Osterfest nicht mit ihren Lieben feiern können, weil sie ihnen zu Unrecht entrissen wurden, wie die zahlreichen Menschen - Priester und Laien -, die in verschiedenen Teilen der Welt entführt worden sind!

Ermutige diejenigen, die ihre Länder verlassen haben, um an Orte auszuwandern, wo sie sich eine bessere Zukunft erhoffen, wo sie ihr Leben würdig leben und nicht selten auch ihren Glauben frei bekennen können!

Wir bitten dich, glorreicher Jesus, lass alle Kriege, jede große oder kleine, alte oder neue Feindseligkeit aufhören! Wir flehen zu dir besonders für das geliebte Syrien, dass alle, die unter den Folgen des Konfliktes leiden, die nötige humanitäre Hilfe erhalten können und dass die streitenden Parteien keine Gewalt mehr anwenden, vor allem gegen die schutzlose Bevölkerung, um Tod zu säen, sondern dass sie den Mut aufbringen, über den Frieden zu verhandeln, der schon allzu lange erwartet wird.

Wir bitten dich, glorreicher Jesus, den Opfern der brudermörderischen Gewalt im Irak Trost zu spenden und die Hoffnungen zu unterstützen, die durch die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern aufkeimen.

Wir flehen dich an, dass den Auseinandersetzungen in der Zentralafrikanischen Republik ein Ende gesetzt werde und dass die grausamen terroristischen Attentate in einigen Regionen Nigerias sowie die Gewaltakte im Süd-Sudan aufhören.

Wir bitten dich, dass sich in Venezuela die Herzen der Versöhnung und der brüderlichen Einigkeit zuwenden.

Durch deine Auferstehung, die wir in diesem Jahr gemeinsam mit den Kirchen feiern, die dem Julianischen Kalender folgen, bitten wir dich: Wecke und inspiriere Initiativen für eine Befriedung in der Ukraine, auf dass alle Beteiligten mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft jede Anstrengung unternehmen, um Gewalt zu verhindern und die Zukunft des Landes in einem Geist der Einheit und des Dialogs zu gestalten.

Für alle Völker der Erde bitten wir dich, oh Herr: Der du den Tod besiegt hast, schenke uns dein Leben, schenke uns deinen Frieden!

Kommentar

Mathilde Schwabeneder
Pater Gottfried Wegleitner

Kommentar mit Audiodeskription

Johannes Karner
Pater Bernhard Eckerstorfer

Redaktion

Thomas Bogensberger

Kontakt

gottesdienst@orf.at

Weitere Übertragung vom Petersplatz

Heiligsprechung von Johannes XXIII. und Johannes Paul II.
So., 27.4.2014, 9.05 Uhr, ORF 2

Näheres über den Vatikan

www.vatikan.va