Kirchentotale mit dem Hauptschiff der Basilika voller Menschen

Pfarre Rankweil

Klugheit und Treue zeigen sich im Kleinen

Der katholische Gottesdienst kam live aus der Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung im Vorarlberger Rankweil. Mit der Gemeinde feierten Wallfahrts-Seelsorger Pfarrer Walter Juen und Diakon Gerhard Haller.

Spontaneität und Albernheiten schenken Leichtigkeit und Spaß. Wir genießen Zeiten der Unbeschwertheit, ja manchmal sogar ein Tun, das aus Unüberlegtheit passiert. Auf Dauer kommen wir damit jedoch nicht weiter. Eine feste Grundlage für unser Leben finden wir in Weisheit und Zuverlässigkeit, meint Pfarrer Juen. Sie ähneln einem erhellenden, wärmenden und Orientierung gebenden Sonnenstrahl im Dunkel unseres Lebens. Die biblischen Lesungen an diesem Sonntag zeigen auf, dass nicht nur einige besonders Begabte zur Einsicht fähig sind - Klugheit und Treue zeigen sich vor allem in ganz kleinen Dingen des Alltags.

Ihr aber lebt nicht im Finstern

Lesung: 1 Thessalonicher

Über Zeit und Stunde, Brüder, brauche ich euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen „Friede“ und „Sicherheit“, kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine schwangere Frau, und es gibt kein Entrinnen.

MUSIK

Ich steh vor dir mit leeren Händen

Kyrie

Dir Gott im Himmel Preis und Ehr

Selig, wer Gott fürchtet
und auf seinen Wegen geht

Halleluja

Ich glaube an Gott

Heilig ist Gott in Herrlichkeit

Christe, du Lamm Gottes

Segne du, Maria

Erfreue dich so viele Tage

Meine Seele Gott erhebt

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Musikalische Gestaltung:
Basilikachor Rankweil
Frauenchor Memento

Orgel: Gerda Poppa

Blockflöte: Verena Huber

Musikalische Leitung: Michael Fliri

Ihr aber, Brüder, lebt nicht im Finstern, sodass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann. Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.

Im Kleinen ein treuer Verwalter

Evangelium: Matthäus 25

Es ist wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: „Herr, fünf Talente hast du mir gegeben - sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen.“ Sein Herr sagte zu ihm: „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“

Kraft aus den Talenten

Predigt

Der reiche Mann aus dem Evangelium legt die Talente aus seinem Vermögen vertrauensvoll in die Hände der Diener. Er gibt ihnen ein Startkapital für die Zeit, in der sie die Verantwortung für sein Eigentum tragen. In diesem Gleichnis geht es um das Himmelreich. Der reiche Mann ist Gott. Er gibt jedem Menschen die Fähigkeiten für ein das Himmelreich aufbauendes Leben bis zu seiner Wiederkehr am Ende der Zeiten. Als der Herr zurückkehrt, freut sich der Diener, ihm die anvertrauten und die hinzugewonnenen Talente zeigen zu können. Dem Diener ist es wichtig, dass er dem Herrn gefällt. Das führt zur Frage: Für wen bemühe ich mich? Wem will ich gefallen?

Der selige Carl Lampert wurde vor 70 Jahren getötet, weil er nicht der Meinung der damals herrschenden Partei und deren Anhängern folgte, sondern Gott. Ihm allein wusste er sich verpflichtet. Durch seinen Glauben erwies sich der selige Carl als ein Kind des Lichts und blieb auch in Zeiten ideologischer Irrwege wach und bei klarem Verstand. Er wurde nicht zu einem blind mitlaufenden, quasi schlafenden Teil der Nacht, die damals unsere Welt überzog. So gleicht er einem Sonnenstrahl, der mit seinem Glaubens- und Lebenszeugnis die Finsternis erhellt hat. Seine Treue zeigt sich in unspektakulären Haltungen: Er bleibt seiner Berufung als Christ und Priester treu; seine innere Hoffnung ist stets stärker als das äußere Verderben; er kommt seinen Aufgaben nach; er sorgt sich um die Seinen, die in Gefahr leben. Für die ihm anvertrauten und zugemuteten Aufgaben schöpft er Kraft aus den Talenten und Einsichten, die Gott ihm ins Herz und in die Hände legt. Und er gibt diese vermehrt zurück, weil er vielen Menschen über seinen Tod hinaus die Kraft gibt, selbst zu den Kindern des Lichts gehören zu wollen.

Wir sind nicht Carl Lampert oder einer/eine der anderen großen Heiligen und Märtyrer/Märtyrerinnen. Wir leben in unserer Zeit, an unserem Ort. Doch nicht nur Auserwählten gibt Gott die Kraft für ein Lebenszeugnis, um sich als Kinder des Lichts und als Botschafter des Himmels zu erweisen. Ehrlichkeit, Gutmütigkeit, Dankbarkeit, Wertschätzung und ein Erkennen des Willens Gottes gleichen Lichtstrahlen, die unsere Erde erhellen, gerade dann, wenn wir finstere Erfahrungen durchschreiten oder verursachen.

Es mag uns oft sehr gering erscheinen, mitunter vernachlässigbar, was wir zum Aufbau des Reiches Gottes beitragen können. Das heutige Gleichnis ermuntert jedoch, die uns von Gott in die Hände gelegten Talente in seinem Sinn zu kultivieren, sie nicht zu vergraben und brachliegen zu lassen. So nämlich werden auch wir bei der Rückkehr des Herrn hören, was er zum Diener sagte: „Sehr gut! Komm, nimm teil an meiner Freude! Ich will dir Größeres und Großartiges in die Hände legen!“

Zur Geschichte der Wallfahrtsbasilika

Sie wurde im frühen 8. Jahrhundert als erste Kastellkirche der churrätischen Bischöfe errichtet. Als Kirchenburg oder Wehrkirche eine Sonderform früher christlicher Kultbauten war sie das Zentrum einer Großpfarrei, die zeitweise weite Teile des Vorarlberger Vorderlandes umfasste und bis ins Schweizer Rheintal reichte. In Rankweil ist man stolz auf die Wallfahrtssymbole, das silberne Kreuz, das Gnadenbild und den Stein des Heiligen Fridolin.

die Basilika Rankweil mit ihren spitzen Türmen und der runden Ausbuchtung hoch erhoben inmitten schneebedeckter Berge

Pfarre Rankweil

Auf dem Liebfrauenberg erbaut

Seit 2012 befindet sich die Vorarlberger Landesgedächtniskapelle in der Krypta der Basilika. Ein Ort, der Leid und Sprachlosigkeit gegenübersteht, ein Ort zeitgenössischer Architektur (Andreas Cukrowicz und Simon Metzler, Bregenz) und zeitgenössischer Kunst (Matt Mullican, New York, Berlin). Ein Ort des Trostes im Fundament und doch hoch über allem, gewidmet der Würde aller Menschen, die unantastbar ist. In die 6 Meter dicke Außenwand wurde eine genau berechnete Röhre gebohrt, durch die zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche im März und im September Sonnenstrahlen direkt auf einen Schrein mit Erinnerungsstücken gelangen.

Zum einen die Auflistung aller in den Weltkriegen gefallenen oder vermissten Soldaten Vorarlbergs. Dabei ist jeder mit seinem Namen angeführt, waren sie doch nicht nur Nummern einer Statistik, sondern Menschen mit ihrer persönlichen Geschichte und ihren zerstörten Hoffnungen. Zudem der Rosenkranz des seligen Märtyrerpriesters Carl Lampert, den er im KZ bei sich trug - woran halte ich mich, wenn man mir die Würde nehmen will? Und schließlich ein Kopf aus Ton – ein Schrei aus der Tiefe, stumm, mit leeren Augen, modelliert von einem Patienten aus der ehemaligen Landesirrenanstalt Valduna.

Matt Mullicans in den Fußboden eingelassene goldfarbene Messingscheiben zeigen die nächtlichen Sternbilder der nördlichen Erdkugel von Tagen des Leids. Am Beginn und am Ende dieser Tage steht jedoch die Hoffnung, denn im Anfang ist das Licht und am Ende steht der verheißene Messias.

Gegenüber von Lichteinfall und Sternbildern fallen alle zwei Sekunden
Wassertropfen von der Decke. Ihr Auftreffen am Boden ergibt einen sanften Klang, eine nicht wiederholbare Melodie. Wasser steht hier für Reinigung und die einzelnen Tropfen erinnern an die vielen durch Leid entstandenen Tränen. Das Intervall dieser Tropfen weist hin auf die Zeit, die für die Verarbeitung von Leid erforderlich ist.

Aktuelles in der Pfarre

www.pfarre-rankweil.at

Kontakt

Wallfahrtskirche Basilika Rankweil
Wallfahrtsseelsorger MMag.Dr. Walter Juen
Liebfrauenberg 10
6830 Rankweil
Österreich

gottesdienst@orf.at

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger