Altarraum des Innbrucker Doms während Bischof Manfred Scheuer spricht, zahlreiche Geistliche hören ihm zu

Diözese Innsbruck

„Gemeinsam aufbrechen"
50 Jahre Diözese Innsbruck

Im Jakobsdom der Tiroler Hauptstadt blickte die Diözese zu ihrem Jubiläum auf eine 50-jährige „Liebesgeschichte mit Gott“ zurück, wie Hauptzelebrant Bischof Manfred Scheuer sagte. Der ORF übertrug die Festmesse mit 11 Bischöfen live. Es kommentierte Christoph Riedl-Daser.

Aus vielen heimischen und auch benachbarten Diözesen nahmen hochrangige Würdenträger an dem Hochamt teil. Neben Erzbischof Luigi Bressan von Trient gestalteten der emeritierte Erzbischof Kothgasser aus Salzburg und die beiden Bischöfe Benno Elbs aus Feldkirch und Ivo Muser von der Diözese Bozen-Brixen als Altarkonzelebranten die Festmesse mit. Weitere Mitfeiernde waren die Bischöfe Egon Kapellari aus der Diözese Graz-Seckau, Klaus Küng aus St. Pölten, Ägidius Zsifkovics für Eisenstadt, Eugen Schönberger von der Partnerdiözese Satu Mare sowie der Linzer Altbischof Maximilian Aichern und Weihbischof Wolfgang Bischof aus dem benachbarten München.

MUSIK

Präambulum Festivum

Wunderschön prächtige

Kyrie und Gloria aus
A little Jazz Mass

Jubelt, ihr Lande, dem Herrn!

Credo, Sanctus und Agnus Dei
aus dem deutschen Ordinarium

Ubi caritas

Nun danket alle Gott
mit Herzen!

Maria, breit den Mantel aus!

Mädchenchor am Innsbrucker Dom

Cantilena Axams

Jugendchor Allerheiligen

Chor des Bischöflichen Gymnasiums Paulinum Schwaz

Innsbrucker Domchor

Innsbrucker Dombläser

Orgel: Reinhard Jaud

Musikalische Leitung:
Domkapellmeister Christoph Klemm

Wo bist du?

Lesung: Genesis

Nachdem Adam von Baum gegessen hatte, rief Gott, der Herr, ihm zu: „Wo bist du?“ Er antwortete: „Ich habe dich im Garten kommen hören. Da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich.“

Darauf fragte er: „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du von dem Baum gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?“ Adam antwortete: „Die Frau, die du mir beigesellt hast, hat mir von dem Baum gegeben, und so habe ich gegessen.“ Gott, der Herr, sprach zu der Frau: „Was hast du da getan?“ Die Frau antwortete: „Die Schlange hat mich verführt, und so habe ich gegessen.“ Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: „Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse.“

Adam nannte seine Frau Eva - Leben -, denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen.

Zum Lob seiner herrlichen Gnade

Lesung: Epheser 1

Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.

Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt. Wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher auf Christus gehofft haben.

Mir geschehe, wie du es gesagt hast

Evangelium: Lukas 1

In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

Der Engel trat bei ihr ein und sagte: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß
zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben.

Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben." Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?" Der Engel antwortete ihr: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen. Obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.“

Da sagte Maria: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Danach verließ sie der Engel.

„Kirche von Innsbruck, wo bist du?“

Predigt von Bischof Scheuer

Kinder spielen gern Verstecken. Sie verstecken sich vor den Eltern und wollen gesucht werden. Wo bist du? - Adam, wo bist du? Das ist die Frage Gottes an den Menschen, der sich versteckt. Es ist kein Unterhaltungsspiel, sondern eine Sache, die den Lebensnerv trifft. Wo bist du als Mensch geblieben? Hast du vergessen, wer du bist? Warum versteckst du deine Würde? Gott sucht den Menschen, der sich verlaufen hat, sich in den eigenen Interessen verschließt, sich abschottet und so keinen Raum mehr hat für andere, für nichts mehr zu begeistern ist.

Mensch, wo bist du? Kirche von Innsbruck, wo bist du? „Der Weg der Kirche ist der Mensch.“, sagte Johannes Paul II. So ist der Ort der Kirche auf den Straßen und Wegkreuzungen, zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Dienstleistungen und Tourismus, in den Kirchen, auf den Wallfahrten und Besinnungswegen, bei Krippen und in Anhaltezentren für Flüchtlinge, zwischen Hochamt und Drogenberatung, im Hospiz, in der Arche, in Gefängnissen und in der Schönheit der Liturgie und der Kunst, auf den Bergen und in den menschlichen Abgründen, zwischen Brauchtum und Moderne, zwischen Heimat und Weltkirche, in der Besinnung auf die jüdischen Wurzeln, im Dialog mit den Religionen…

Bischof Manfred Scheuer

Diözese Innsbruck/Aichner

Bischof Manfred Scheuer

Der Ort der Kirche ist im Herzen Jesu und bei Maria, im alltäglichen Gebet, in der Liturgie am Sonntag und in der Feiertagskultur. Gott sucht uns Menschen nicht als Single, sondern in Gemeinschaft, denn: „EIN Christ ist kein Christ.“, wie Tertullian wusste. Die Pfarren haben vielerorts eine einigende Kraft. Gott hat sich finden lassen in der Caritas, in den Vinzenz-
gemeinschaften, in den Orden, in ihrem Gebet und durch ihren Dienst an Alten, Kranken und Behinderten, durch ihre Nähe zur Jugend. Kindergärten und Schulen sind Orte kirchlichen Lebens. - 50 Jahre Diözese Innsbruck sind eine Liebesgeschichte Gottes mit uns.

Adam: Wo bist du nicht (mehr)?

50 Jahre sind auch eine Zeit von Verletzungen, von Missbrauch, Gewalt und Druck im kirchlichen Bereich, von Auswanderung aus der Kirche, von Verachtung, Machtkämpfen, Konflikten und Spannungen. Wer fühlt sich - meist nicht durch bewusste Ausgrenzung oder Entscheidung - fehl am Platz, nicht erwünscht? Kirche von Innsbruck: Wo hast du dich resigniert zurückgezogen, hast ein Alibi gesucht in deiner Verantwortung? Welche Milieus erreichst du schon lange nicht mehr? Wer hat dich überfordert? Wer geht uns ab? Wer ist zu kurz gekommen, nicht wahr genommen? Wo bist du alt und müde geworden? - Der Blick in die Vergangenheit ist mit Scham und mit der Bitte um Heilung und Versöhnung verbunden.

Aufbrechen

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria – Immaculata Conceptio. Das lateinische Wort „conceptio“ verweist auf das Konzept, auf den Plan: In Maria wurde das ursprüngliche Konzept Gottes vom Menschen verwirklicht. Gott selbst unterbricht bei ihr von innen her die Verstrickung in die Sünde, er unterbricht die Teufelskreise der Lüge, der Gewalt und der Bosheit und setzt einen neuen Anfang. Diese Erwählung Marias ist nicht im Sinne eines Privilegs zu deuten. Fatal wäre es, wenn wir am heutigen Fest die Brille der Konkurrenz oder der Macht aufsetzen würden. Es braucht die Brille der Wahrhaftigkeit und des Miteinanders. - Es ist eine Frage der Zukunftsfähigkeit der Kirche, ob es uns gelingt, eine Sozialform des Glaubens zu finden, mit einem entkrampften Verhältnis zwischen Priestern und Laien, mit gelösten Beziehungen zwischen Frauen und Männern, innerlich freier in der Offenheit für suchende Menschen, nicht zu sehr mit uns selbst beschäftigt.

Pilger und Kundschafter

Die Kirchengestalt vergangener Jahrhunderte ist fragwürdig geworden. Unser Diözesanpatron Petrus Canisius hat im 16. Jahrhundert die Frische des Evangeliums gelebt, als nicht wenige die konkrete Kirche als Ruine sahen. - Das Pilgern ist nicht zufällig ein Phänomen unserer Tage. Petrus Canisius war ein Pilger und Kundschafter. Seelsorger, Haupt- und auch Ehrenamtliche in der Kirche sind Pilger und Kundschafter zwischen den Lebenswelten, zwischen Jungen und Alten, zwischen Kulturen und Milieus, die sich in unserem Land oft auf kleinsten Raum befinden. - Es geht nicht darum Gott wie unser Eigentum polemisch zu verteidigen, sondern als „Leben allen Lebens“ zu verkünden.

Gott ist nicht zuerst Moral oder bloße Grundierung unseres Daseins, sondern ungeheures, umwerfendes Glück. Auf unserem Pilgerweg sollte das Gepäck nicht zu schwer sein. Ist der Rucksack voll mit Bürokratie, mit Rechthaberei, mit Sicherheitsdenken oder auch mit materiellen Ansprüchen, würde sich sehr bald Müdigkeit einschleichen. Die Kraft der Kirche verbirgt sich im Geheimnis, in der Schönheit Gottes. Und die Kraft der Kirche liegt in Option für die Armen: „Mir ist eine ,verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit krank ist.“ sagt Papst Franziskus.

Aufbruch der Generationen

Jugendliche finden in den üblichen Strukturen oft keine Antworten auf ihre Sorgen, Nöte, Probleme und Verletzungen. Während die Jugendlichen keine sicheren Perspektiven für ihr Leben sehen, werden die alten Menschen nicht selten als eine Last betrachtet. Aber gerade die alten und die jungen Menschen sind die Hoffnungszeichen der Menschheit. Denn die alten Menschen bringen ihre Weisheit und Erfahrung ein, sie halten das Gedächtnis unserer Geschichte lebendig. Junge Menschen öffnen uns auf die Zukunft hin, indem sie begeistern und uns hindern, uns in uns selbst zu verschließen.

Kommentar

Christoph Riedl-Daser

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