Altar des Toleranzbethauses mit Weihnachtskrippe

Pfarrgemeinde Tschöran

„A Wegle zu dir“

Den Heiligen Abend feierte der ORF mit der Evangelischen Pfarrgemeinde Tschöran am Ossiacher See in Kärnten. Dort gestalteten die Gemeinde und ihre Pfarrerin Regina Leimer eine Christvesper mit Kärntnerliedern und Gospels. Für Menschen mit Sehbehinderung sendete der ORF auf einer eigenen Tonspur eine Audiodeskription mit Johannes Karner und Pfarrer Marco Uschmann.

Johannes Karner und Pfarrer Marco Uschmann kommentierten für sehbehinderte Menschen:

Im Mittelpunkt des Weihnachtsgeschehens steht der Mensch in seiner Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Liebe. Das Bedürfnis nach himmlischem Frieden auf der einen Seite und zugleich die Wirklichkeit menschlicher Existenz auf der anderen Seite. Augustus, Maria und Josef, die Hirten – sie alle symbolisieren ein Stück dieser menschlicher Lebenswirklichkeit. Die Geschichte von der Geburt Jesu und ihren Folgen wurde in Tschöran mit verteilten Rollen erzählt.

Sie fürchteten sich sehr

Evangelium: Lukas 2

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie.

MUSIK

Wo is denn im Schnee no
a Wegle zu dir?

O du fröhliche

Glorious Kingdom

May the Lord send Angels

Es war a stille Nacht

Stille Nacht

Gospelchor Tschöran
Leitung: Klaus Neubauer

Singkreis Bodensdorf-Ossiacher See
Leitung: Hermann Wadl

Orgel: Manfred Pernull

Und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden! Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!“ Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: „Lasst uns nun nach Bethlehem gehen und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat!“ Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war:

Sehnsucht und Furcht

Predigt

Stellen Sie sich vor: Ein Vorgesetzter, ein Arzt oder ein naher Verwandter kommt mit ernster Mine auf Sie zu und sagt: „Ich muss mit dir, ich muss mit Ihnen etwas ganz dringend besprechen.“ Ich denke, Sie würden sich vor so einem Gespräch schon ein wenig fürchten. Vor allem dann, wenn Sie nicht genau wissen, worum es geht. Oder wenn Sie erwarten müssen, dass etwas Schlimmes auf Sie zukommen könnte.

Vielleicht beginnt der Engel seine Weihnachtsansprache zu den Hirten deshalb mit diesem „Fürchtet euch nicht!“. Das, was ich euch jnetzt zu sagen habe, wird euer Leben verändern – zum Positiven. Diese Botschaft kommt als erstes zu Menschen, die im Dunkeln des Lebens sind, dort, wo gar nichts hell ist. Zu Menschen in der Finsternis, wo sie sich auch verbergen können; in der Nacht, wo kein anderer ihre Tränen sieht. Hirten sind Menschen, die oft verachtet wurden. Und diese Menschen haben alle ihre eigene Geschichte. Vieles ist nicht so gelaufen, wie es hätte sollen. So mancher hat wohl auch Schuld auf sich geladen. Hirten sind Menschen, denen sonst nie was geschenkt wurde im Leben.

Der Engel kommt also zu Menschen, die Bedürfnisse haben: Sehnsucht nach Wärme und Licht. Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Sehnsucht nach einem besseren Leben. Der Engel kommt zu den Menschen, die auf der Suche sind. Als es plötzlich hell ist, als alles be-leuchtet wird, erschrecken die Hirten.

Pfarrerin Regina Leimer

Pfarrgemeinde Tschöran

Pfarrerin Regina Leimer

Aber es gibt Nichts zum Fürchten, im Gegenteil: Der Engel erzählt diesen Menschen vom größten Geschenk, das es gibt: „Ab heute kann dein Leben anders, ab heute kann dein Leben besser werden! Denn Gott macht sich uns zum Geschenk: Damit Wärme und Licht, Liebe und Geborgenheit, Hoffnung und die Ewigkeit in unser Leben kommen. Wir bekommen eine neue Ausrichtung für unser Leben. Das einzige, was wir dazu beitragen müssen, ist: dass wir uns auf den Weg machen! Aufbrechen, aufstehen, aus dem gewohnten Alltagstrott heraus gehen.

Hingehen und schauen, was da geschehen ist. Wahrnehmen und glauben, dass dieses Geschenk, dass Jesus unser Leben verändern kann und verändern wird. Nichts muss so bleiben, wie es vorher war! Doch manchmal ist es gar nicht so einfach, den richtigen Weg zu finden. Manchmal, da wird der richtige Weg verdeckt.

„Wo ist denn im Schnee no a Wegle zu dir“ hat zu Beginn der Singkreis Bodensdorf-Ossiacher See gesungen. Frisch gefallener Schnee ist wunderschön. Er macht die Welt so ruhig, so friedlich. Manchmal sehnen wir uns danach, dass es endlich schneit. Und wenn so ein Schnee in feinen Flocken vom Himmel fällt, ist er auch gar nicht schwer.

Und dennoch, wenn er dann auf den Dächern zu liegen kommt, kann er Probleme bereiten. Gerade wir in Kärnten wissen das nur allzu gut: Ganze Täler können nach so einem Schneefall von der Welt abgeschnitten sein.

Aber nicht nur Schnee kann uns von anderen Menschen trennen, oft ist es unsere eigene Angst und Sorge, Krankheit, Leid oder Trauer, die uns in uns selbst gefangen halten. Und wir wissen nicht, wie es weiter gehen kann uns soll. - Angst um die Gesundheit, - Sorge um unser Kind, - Trauer um einen Menschen, den wir verloren haben, Die Hirten wussten auch nicht recht, wie alles weitergehen kann. Aber: sie haben Hilfe bekommen. Engel haben ihnen den Weg gezeigt. Den Weg zum Christuskind: Dieses kleine Kind ist die ganze Botschaft! Wie ein Brief, von Gott selbst geschrieben. Gottes Licht und Liebe, seine gute Nachricht für diese Welt.

Vor Jesus brauchen wir uns nicht zu fürchten. So sanft wie ein kleines Kind kommt Gott zu uns. Auf ihn sollen wir unsere Blicke richten: „Siehe ich verkündige euch große Freude, die für alle Menschen gilt: Euch ist heute der Heiland geboren!"

„Macht euch auf den Weg“, sagen die Engel und die Hirten wollen die Geschichte erfahren. Sind sie damit schon am Ziel? - Nein. Weil aber das Licht der Heiligen Nacht das Dunkle ihres Lebens erhellt hat, die wärmende Liebe die Kälte in ihrem Herzen überwunden hat, und die Hirten ihre eingefahrenen Wege verlassen haben, hat sich ihr Leben verändert. Durch das, was die Hirten in der heiligen Nacht erlebt haben, haben sie Hoffnung bekommen und können darauf vertrauen, dass Gott sie auf ihrem alten und zugleich neuen Lebensweg begleitet. Lassen auch wir Gottes Liebe in unserem Leben Wirklichkeit werden – und ich bin mir sicher, dass Gottes Engel uns mit seiner Liebe umgeben wird.

Aktuelles in der Gemeinde

www.tschoeran.at

Kontakt

Evangelische Pfarrgemeinde
Tschöraner Weg 20
9551 Bodensdorf
Österreich

gottesdienst@orf.at

Kommentar mit Audiodeskription

Johannes Karner
Marco Uschmann

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger