Kirchentotale innen während eines Festgottesdienstes

Pfarre Maria Loreto

„Der gute Hirt und seine Schafe“

Ein katholischer Gottesdienst, live aus der Basilika Maria Loreto in St. Andrä im Kärntner Lavanttal. Mit der Gemeinde feierten Dechant P. Gerfried Sitar und Vikar Anselm Kassin.

Portrait von Pater Gerfried Sitar

Pfarre Maria Loreto

Dechant Gerfried Sitar, Benediktiner

Was macht den Hirten zum guten Hirten? Er gibt sein Leben hin für die Schafe, so das Evangelium zum
4. Sonntag der Osterzeit. Hier berichtet der Evangelist Johannes von diesen Worten Jesu, der auch sagt: „Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.“ Wenn dies die Qualität jenes Hirten ausmacht, dem an den Schafen liegt, welche Aufgaben haben dann die liebevoll Gehüteten? Eine der zentralen Fragen, mit denen sich Pater Gerfried Sitar in dieser nachösterlichen Messe auseinandersetzte.

Der verworfene Stein, der zum Eckstein wurde

Lesung: Apostelgeschichte 4

Da sagte Petrus zu ihnen, erfüllt vom Heiligen Geist: "Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten! Wenn wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist, so sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat. Durch ihn steht dieser Mann gesund vor euch.

Er ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist. Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen."

MUSIK

Greg Gilpin: Kyrie

Gloria, Ehre sei Gott!

Hans Peter Pöllinger:
Nun bringen wir das Brot, den Wein

Martina Ragger: Sanctus

Andrew Lloyd Webber: Agnus Dei

Reuben Morgan:
I Give You My Heart

James E. Moore: I Am Special

Martina Ragger:
Maria Loreto Wallfahrtslied

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Domchor und Domspatzen St. Andrä

Chorus Paradisi

Orchester der Basilika St. Andrä

Kantor: Thomas Salzmann

Orgel:
Thomas Sixt,
Stefan Nemptusiak

Der gute Hirt gibt sein Leben hin

Evangelium: Johannes 10

Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht, und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt, ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich. Wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne. Und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.

Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind. Auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören, dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Sicherheit und Orientierung

Predigt

Liebe Herde! Im Anfang war das Chaos. Oder doch das Wort? Eine Frage, die uns durch unser ganzes Leben begleitet. Und mitten in die Betriebsamkeit unseres Daseins wird das Bild des guten Hirten und der Herde geworfen. Ein Bild, das auf den ersten Blick etwas in die Jahre gekommen scheint, ziemlich verstaubt wirkt und uns eher an die Idylle romantischer Landschaftsmalerei erinnert – also so gar nichts mit der Realität unseres Seins zu tun hat. Es ist allerdings bei näherer Betrachtung ein sehr kraftvolles Bild, das uns etwas zeigt, wonach wir uns sehnen: Ruhe und Ordnung, Ausgeglichenheit und Entspannung. Ein Bild, das uns gut tun, wenn wir uns darauf einlassen. Ein Bild, das uns wieder mehr in unsere Mitte führt. Im alten Israel weideten mehrere Herden gemeinsam, und wenn sie sich trennten, hatte jeder Hirt seinen eigenen Lockruf, dem seine Herde folgte. Die Schafe kannten die Stimme ihres Hirten und machten sich auf. Für sich allein ist jedes Schaf verloren, verirrt sich und geht zugrunde. Die Herde gibt Stärke und Sicherheit.

Hat sich das verändert? Obwohl wir es als mündige Menschen des 21. Jahrhunderts nicht gerne zugeben - vielfach scheint uns die Orientierung abhanden gekommen zu sein. Und trotz allen Selbstbewusstseins und aller Bildung, zu der wir Zugang haben, wird es immer schwieriger, aus der Vielzahl der Angebote das Richtige auszuwählen. Wir sind mitunter wie Schafe, die durch das Leben trotten und denen der Blick für das Wesentliche und für die Ziele abhanden gekommen ist. „Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich!“ Diese Worte Jesu schaffen Vertrautheit. Und das ist die Basis für Ruhe und Sicherheit. Denn dieses Kennen ist mehr als eine oberflächliche Bekanntschaft, oder ein Smalltalk der Belanglosigkeit, der an der Oberfläche tümpelt. Das biblische Kennen ist das fundamentale Kennen, das Erkennen nach sich zieht. Jemanden erkennen bedeutet, ihn lieben und schätzen lernen, mit all dem, was ihn ausmacht, eins zu werden mit ihm. Erkannt zu werden ist die vollendete Form, des die Masken fallen Lassens und des Sein-Dürfens.

„Wer auf meine Stimme hört ..“ heißt es im Evangelium. Doch wie schwer ist das? Hinzuhören, wo doch alles so laut geworden ist und das Geschrei am Marktplatz Leben wie ein Tumult ist, der uns mit sich wegreißt. Wir schaffen es nur mehr schwer, Stille in unserem Leben zuzulassen, und sind zu sehr versucht, den Zurufen aus allen möglichen Bereichen nachzugeben. Der Mode, die uns suggeriert, was notwendig ist; der Profitgier, die uns immer neue Ziele aufzeigt, die uns scheinbar zufrieden werden lassen; dem Hunger nach Macht und Einfluss, der die Ziele immer höher steckt, und schließlich die vielen Wege der Erkenntnis, die uns vorgaukeln, das ultimative Glück für uns bereit zu halten. Ist da die Stimme des guten Hirten dabei?

Jesus sagt von sich selbst: Ich bin der gute Hirt. Er verspricht uns Ruhe und Sicherheit und ein Leben aus der Fülle. Der gute Hirt unterscheidet sich von dem, der keine Beziehung zu den Schafen hat. Er verteidigt seine Herde gegen alle Einflüsse von außen und läuft nicht davon, wenn Gefahr droht. Damit erhält das Bild vom Hirten und der Herde Gewicht. Der Hirte steht für die Sicherheit, für die Stabilität seiner Herde und er geht dem Schaf nach, das sich verirrt hat. Das ist doch etwas Tröstliches für uns, weil wir zugeben müssen, dass wir uns immer wieder ein bisschen von der Herde wegstehlen, unabhängig und frei sein wollen. Aber wir merken oft sehr schnell, dass dieser Drang nach Freiheit in das Durcheinander der Verirrung mündet. Gott begegnet uns auch heute noch als der gute Hirt, der uns überall dort abholt, wohin wir uns zerstreut haben.

Es wird Zeit, wieder aus der Vielzahl der Stimmen, die an unser Ohr dringen, seine Stimme zu hören und ihr nachzugehen. Er will uns Ruhe verschaffen, damit es ein gutes Bild wird in unserem Leben: das Bild vom guten Hirten und seiner Herde. Das Bild meines Lebens.

Maria Loreto

1647 ließ Fürstbischof Albert von Priamus nach dem Vorbild des „Hauses von Loreto“ eine kleine Kapelle errichten und von Dominikanerinnen betreuen. Unter „Loretokapelle“ versteht man eine Nachbildung der im italienischen Loreto verehrten Basilika vom Heiligen Haus, das das Haus der Heiligen Familie in Nazareth beherbergt. Denn der Legende nach sollen im 13. Jahrhundert Engel das Gebäude von Nazareth nach Loreto überführt haben. Im deutschen Sprachraum erbaute man solche Kapellen nach dem Original in Loreto ab dem 16. Jahrhundert.

Basilika Maria Loreto mit ihren Anbauten, eingebettet in die umliegenden Bäume bei strahlendem Sonnenschein

Pfarre St. Andrä

Barocke Wallfahrtsbasilika

Doch das Kärntner Gotteshaus konnte die Pilgerströme bald nicht mehr fassen, und so wurde über der Kapelle in den Jahren 1678 bis 1683 die heutige Kirche als bischöfliche Funktionskirche erbaut. Sie trägt zwei 60 Meter hohe Türme mit barocken Zwiebelturmhelmen, die 2010 neu mit Kupfer eingedeckt wurden. Der Innenraum wurde im 18. Jahrhundert mit illusionistischen Malereien verziert. Ab 1860, nach der Verlegung des Bistums nach Marburg, betreuten Jesuiten die Wallfahrtskirche, 2007 übernahmen die Benediktiner. Maria Loreto zog seit jeher viele Pilgerinnen und Pilger an. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden jährlich bis zu 80.000 Kommunionen gezählt. Heute ist die Marienwallfahrtskirche neben der von Maria Luggau die bedeutendste in Kärnten. Auch deshalb erhob Papst Franziskus sie voriges Jahr zur Basilika.

Weiterer Gottesdienst aus St. Andrä

„Wasser des Lebens“ am 10.1.2016

Aktuelles in der Gemeinde

http://www.kath-kirche-kaernten.at

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9433 St. Andrä im Lavanttal
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Thomas Bogensberger