Kirche Mariä Verkündigung in Graz, Totalansicht von der Empore aus während eines Gottesdienstes

Barmherzige Brüder

„Gottes heilsame Gegenwart“

Ein katholischer Gottesdienst aus der Kirche Mariä Verkündigung in Graz, wo die Barmherzigen Brüder ihr 400-Jahr-Jubiläum begehen. Mit der Gemeinde und den Ordensvertretern feierte Pater Oliver Ruggenthaler.

400 Jahre sind die Barmherzigen Brüder in Graz tätig, sowohl im Spital als auch im Kloster. Ein Anlass, sich mit der heilenden Kraft Jesu Christi näher auseinanderzusetzen und das Jubiläum in ihrer Kirche in der Grazer Innenstadt zu feiern.

Aus Liebe im Voraus dazu bestimmt

Lesung: Epheser 1

Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott, er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade.

Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn, durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. Durch sie hat er uns mit aller Weisheit und Einsicht reich beschenkt und hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat. Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist.

MUSIK

Fr. Abundius Micksh,
Graz 1779:
Missa ex D

Nun jauchzt dem Herren, alle Welt!/

Wir weih’n der Erde Gaben/

Nun singe Lob, du Christenheit

Johannes Dandler:
Grazer Festintrada ex D für 2 Clarin-Trompeten und Pauken

Chor, Solisten und Orchester
der Kurhauskirche
der Barmherzigen Brüder
Schärding am Inn

Orgel: Romana Stöckl

Musikalische Leitung und Orgel: Johannes Dandler

Sie machten sich auf den Weg

Evangelium: Markus 6

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: „Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie!“ Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus, salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.

Bedingungslos

Predigt

Geht, nehmt nichts mit, treibt Dämonen aus und heilt! – So lautet der Auftrag Jesu an seine Jünger. Kein großes Programm, keine Schulung, keine Ausrüstung. Den Jüngern war sicherlich mulmig zumute. Ausgerüstet nur mit einem Wanderstab und Sandalen an den Füßen, gleichen die Zwölf einfachen Hirten. Und doch wird er ihnen zugemutet, dieser bedingungslose Aufbruch ins Ungewisse. Zu den Bedrängten sind sie gesandt. Mit Dämonen sollen sie es aufnehmen und loslösen und frei machen. Wider alles menschliche Ermessen wird die Aussendung ein voller Erfolg: Unreine Geister fliehen und Kranke finden Heilung. Jesus gab ihnen seine Vollmacht! Er braucht keine Übermenschen, die mehr sich selber verkünden und auf das eigene Können und Vermögen bauen. Er sucht einfach Mitliebende, die in ihrer eigenen Schwäche und Unzulänglichkeit IHM Raum geben und seiner Vollmacht, die alles bewirkt.

Ordenschristen verschiedenster Spiritualität feiern mit uns diesen Gottesdienst. Gerade sie sind ein wichtiges Zeichen über die Kirche hinaus, dass Gott gegenwärtig ist, dass er in seiner unbeschreiblichen Sehnsucht dem Menschen nahe sein will in heilender und aufrichtender Begegnung. Ordensgemeinschaften haben Zukunft, wenn sie den Geist Gottes wirken lassen und ihm Vollmacht zutrauen; wenn sie nicht unnötigen Ballast mit sich schleppen und in den Sandalen auf den staubigen Straßen unserer Zeit unterwegs bleiben: hin zu allen, denen das Leben abgesprochen wird, zu denen am Rand, zu den Kranken und Vereinsamten, zu den Armen und Geflüchteten. Es kann so unendlich schön sein, dieses Leben aus dem Gerufen- und Gesandt-Sein, dieses Leben in Einfachheit vor Gott und für die Menschen.

Gott selber lässt auch in unseren Tagen jeden guten Willen zum Neuanfang, zum Aufbruch und zur nötigen Geduld für den Weg der kleinen Schritte wachsen und Frucht bringen. Gerade die Ordensgemeinschaften haben in vielerlei Bereichen Pionierarbeit geleistet und Neues gewagt zum Wohl der Menschen. Sei es im Bereich der Pastoral, der Bildung oder auch in der Sorge um die Kranken.

So dürfen wir heute voll Dankbarkeit auf 400 Jahre menschlicher und medizinischer Zuwendung hier im Grazer Spital der Barmherzigen Brüder zurück schauen. Aus kleinen primitiven Anfängen, aus einem Krankensaal mit 12 Betten in einem alten Stadel, wurde ein modernes medizinisches Zentrum.

„Gutes tun und es gut tun“ – lautet das Motto der Barmherzigen Brüder. Im Geist des Ordensgründers, des heiligen Johannes von Gott, wird dies auch heute noch erfahrbar. In gelebter Hospitalität versuchen die Brüder mit ihren gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Werte wie Spiritualität, Verantwortung, Respekt und Qualität zu vermitteln. Der Anbruch des Reiches Gottes zeigt sich vor allem und zuerst in der Zuwendung Jesu und seiner Jünger zu den Kranken, zu jenen, die aus der Gesellschaft, aus der Gemeinschaft, ja quasi aus dem Leben gefallen sind. Christus ist in der Vollmacht des Vaters zu uns gekommen, er braucht sie nicht für große Zeichen und Gebärden oder geschliffene Reden. Nein, er ist gekommen, um in unkomplizierter Zuwendung zu heilen, was verwundet ist. Er möchte, dass wir das Leben haben, Leben in Fülle.

Ein Jubiläum ist immer auch Anlass nach vorne zu schauen und in der Kreativität des heiligen Geistes im Heute für das Morgen weiter zu bauen. Gottes heilsame Gegenwart möge dabei in diesem Haus stets spürbar bleiben, seine Zuwendung und seine große Liebe zu allen Menschen, ja zu seiner ganzen Schöpfung.

Aktuelles im Orden

www.barmherzige-brueder.at

Kontakt

Kirche der Barmherzigen Brüder
Marschallgasse 12
8020 Graz
Österreich

gottesdienst@orf.at

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger