Gerlinde Kaltenbrunner

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Dem Himmel ganz nah-Extrembergsteigerin Kaltenbrunner

Gerlinde Kaltenbrunner ist eine der erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen der Welt. Sie ist die erste Frau, die alle 14 Achttausender ohne zusätzlich mitgeführten Sauerstoff bestiegen hat. Vor jedem Aufstieg betet sie.

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Sendungshinweis

FeierAbend, Allerheiligen,
1.11.2015, 20.00 Uhr, ORF 2

Dem Himmel ganz nah - Die Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner

Auch in schwierigen, kritischen Situationen vertraut Gerlinde Kaltenbrunner auf die Kraft des Gebets. Pfarrer Erich Tischler hat einst die Begeisterung der Ministrantin fürs Bergsteigen geweckt.

Heute muss sie den 84jährigen stützen, damit er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen kann - mit der gleichen Achtsamkeit, mit der er und Gerlinde früher „die gefalteten Hände der Natur“ erklommen haben, also die Gipfel ihrer oberösterreichischen Heimat.

Gerlinde Kaltenbrunner

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Pfarrer Erich Tischler hat einst die Begeisterung von Gerlinde Kaltenbrunner für die Berge geweckt

„Dass ein Berg so viel ausstrahlen kann… dass der so viel Energie geben kann… aber auch nimmt manchmal…“, sinniert Gerlinde Kaltenbrunner über den K2, jenen Achttausender, den sie zuletzt bestiegen hat. Für diesen Berg hat sie mehrere Anläufe gebraucht, und bei einem der Versuche verunglückte ein Bergkamerad tödlich.

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Gerlinde Kaltenbrunner „hat den Frieden in den Bergen gefunden“

Das ist jetzt einige Jahre her, aber Gerlinde Kaltenbrunner ist die Erschütterung immer noch anzumerken, wenn sie sagt: „Ich hab mich viel mit Tod und Sterben auseinandergesetzt. Trotzdem sind das Momente, wo erst einmal alles stehen bleibt. Das willst du nicht wahrhaben, dass das jetzt passiert ist. Für mich war ganz wichtig, trauern zu dürfen. Ich hab ganz viel geweint deswegen. Und erst als ich das Geschehen in mein Leben integriert hatte, ist es wieder besser gegangen. Und wieder hab ich meinen Frieden in den Bergen gefunden.“

Gerlinde Kaltenbrunner

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Gerlinde Kaltenbrunner im Gespräch mit Erich Tischler, dem pensionierten Pfarrer ihrer Heimatgemeinde Spital am Pyrhn

Solche Gedanken äußert sie im Gespräch mit Erich Tischler, dem pensionierten Pfarrer ihrer Heimatgemeinde Spital am Pyrhn. Der heute 84jährige hat Gerlinde, seine damalige Ministrantin, fürs Bergsteigen begeistert. Und obwohl ihm seine Beine heute keine großen Sprünge mehr erlauben, ist seine eigene Begeisterung ungebrochen:

„Die Berge sind die gefalteten Hände der Natur“, sagt er. Und Gerlinde Kaltenbrunner pflichtet ihm bei: „Durch das Unterwegssein in den Bergen, vor allem auf den ganz hohen Bergen, reduziert auf das Einfache, das Allerwichtigste, hab ich einen viel intensiveren Zugang bekommen zur Natur und letztendlich zur Schöpfung… Ich hab dann ganz einfach gespürt, dass Gott jedem von uns innewohnt.“

Der FeierAbend begleitet Gerlinde Kaltenbrunner auf einer 24-Stunden-Wanderung gemeinsam mit 160 Teilnehmern, die insgesamt über 12.000,- Euro für die Erdbebenopfer in Nepal spenden. Die Wanderroute führt durch die Berglandschaft von Gerlindes oberösterreichischer Heimat rund um Spital am Pyrhn. Den Blick für die prachtvolle Natur hat ihr vor vielen Jahren Pfarrer Tischler geöffnet:

„Der Erich hat uns die wunderschönen Seiten des Lebens gezeigt, aber wir haben genauso über sehr ernste Themen gesprochen. Zu jedem Leben gehört nämlich auch die Vergänglichkeit. Bei einer Trauerfeier hat der Erich gesagt, das soll jetzt ein feierlicher, positiver Anlass sein. Die Leute, die nicht mehr unter uns sind, die sind uns schon voraus. Das ist etwas, das ich seither ganz stark in mir hab. Wenn ein geliebter Mensch von mir geht, hab ich das in mir: Ja, der ist uns schon vorausgegangen.“

Ein Film von Michael Cencig
Redaktion: Barbara Krenn