Kardinal George Pell

Alberto Pizzoli / AFP

Vatikan-Finanzchef „beurlaubt“: Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal

Vatikan-Finanzchef „beurlaubt“: Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal | „Es braucht sie nicht“: Islam-Kindergärten wehren sich gegen Kritik | Hilfe für Migranten: „Ein Abenteuer mit Christus“ | Film „Innen Leben“: Eine Familie im Krieg

Sendungsprofil Orientierung

ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag, 02.07.2017, 12.30 Uhr, ORF 2 und 04.07.2017, 10.20 Uhr, ORF III

Vatikan-Finanzchef „beurlaubt“: Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal

Dem Verdacht, Missbrauch gedeckt und möglicherweise auch selbst begangen zu haben, sieht sich Kurienkardinal George Pell, „Finanzminister“ des Vatikan, schon seit geraumer Zeit ausgesetzt.

Nun hat ihn Papst Franziskus „beurlaubt“. Dies geschehe, damit sich Pell vor einem Gericht in seiner Heimat Australien verantworten könne, hieß es am Donnerstag. Zuvor hatte die australische Polizei bekanntgegeben, ein Ermittlungsverfahren gegen Pell einzuleiten. Dabei soll es um länger zurückliegende Missbrauchsfälle gehen.

Er habe Papst Franziskus über die Entwicklungen informiert und werde in Absprache mit seinen Ärzten und Anwälten nach Australien reisen, „um meinen Namen rein zu waschen“, so Pell.

Der Kardinal war bereits im Oktober 2016 in Rom von australischen Polizisten zu den Missbrauchsvorwürfen verhört worden. Zwei Männer beschuldigen Pell, sie in den 1970er Jahren in einem Schwimmbad in Ballarat sexuell belästigt zu haben. Der nächste Gerichtstermin findet am 18. Juli statt.

Bericht: Katharina Wagner, Länge: 2 Minuten

„Es braucht sie nicht“: Islam-Kindergärten wehren sich gegen Kritik

„Wenn man Kinder in einen rein islamischen Kindergarten schickt, so wie das in Wien oft der Fall ist, dann fördern wir damit die Parallelgesellschaft ab dem dritten Lebensjahr,” so formulierte kürzlich Integrations- und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) seine Kritik an so genannten „islamischen Kindergärten“ in Wien.

Und weiter in einem „Kurier“-Gespräch: „Es soll keine islamischen Kindergärten geben. Es braucht sie nicht.“ „Hier wird populistisch Wahlkampf betrieben”, entgegnet Abdi Tasdögen, Vizepräsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ). Rund 150 „islamische Kindergärten” und zahlreiche „islamische Kindergruppen“ soll es in der Bundeshauptstadt geben, 10.000 bis 15.000 Kinder sollen betroffen sein.

Kritiker zitieren immer wieder aus einer „Vorstudie“ des Religionspädagogen Ednan Aslan. Dort wird „salafistischer Einfluss“ in Kindergärten geortet. Allerdings: Die Vorstudie stützt sich auf Datenmaterial von nur wenigen Kindergärten. Schwierig sei es, überhaupt von „islamischen Kindergärten” zu sprechen, „denn dafür gibt es keinen Kriterienkatalog”, so Aslans Kollege Henning Schluß vom Institut für Bildungswissenschaft an der Universität Wien.

Gemeinsam mit seinem Team arbeitet er an einer Studie mit dem Titel „Pluralität in Wiener Kindergärten und Kindergruppen unter besonderer Berücksichtigung islamischer Einrichtungen und muslimischer Kinder”, deren Ergebnisse im Herbst veröffentlicht werden sollen.

Die „Orientierung“ hat mehrere Kindergärten, die von muslimischen Trägervereinen oder muslimischen Privatpersonen geführt werden, nach dem Zufallsprinzip besucht und mit den Betreiberinnen und Betreibern über Integration, religiöse Kindererziehung und die Befürchtungen von Kritikern gesprochen.

Bericht: Marcus Marschalek, Länge: 7 Minuten

Hilfe für Migranten: „Ein Abenteuer mit Christus“

Zwei Migrantenströme sind es, die derzeit das Einwanderungsland Mexiko beschäftigen: Mexikanerinnen und Mexikaner, die von US-Präsident Trump zurück in ihre Heimat geschickt werden einerseits.

Andererseits hauptsächlich aus Zentralamerika stammende Migrantinnen und Migranten, die auf halsbrecherischen Wegen versuchen, als blinde Passagiere auf Güterzügen die Grenze zu den USA zu erreichen und dabei oft von Verbrecherbanden entführt, gefoltert und vergewaltigt werden.

Vor allem um diese Flüchtlinge aus Guatemala, Honduras oder El Salvador kümmert sich der 72-jährige katholische Priester Alejandro Solalinde. Er hat in Ixtepec im Bundesstaat Oaxaca ein Netzwerk von „Migrantenhäusern“ aufgebaut, in denen Flüchtlinge Schutz und Zuflucht finden können.

Ihm ist es auch zu verdanken, dass Mexiko mittlerweile bereit ist, Opfern von Gewalt ein „humanitäres Visum“ zu erteilen, das ihnen das Recht gibt, sich ein Jahr lang im Land aufzuhalten. Und er steht unerschütterlich zu seinem Anliegen: „Migranten zu begleiten und zu helfen ist ein Abenteuer mit Christus.“

Bericht: Leo Gabriel, Länge: 9 Minuten

Film „Innen Leben“: Eine Familie im Krieg

Ein Film über den syrischen Bürgerkrieg ist derzeit in österreichischen Kinos zu sehen. Der belgische Regisseur Philippe van Leeuw hat eine ungewöhnliche Erzählperspektive gefunden.

„Innen Leben“ („Insyriated“) berichtet nicht von Schlachten, Streubomben und Häuserkrieg, sondern vom Leben in einer einzigen Wohnung in Damaskus. Eine resolute Mutter, dargestellt von der israelisch-palästinensischen Schauspielerin Hiam Abbas, versucht in ihren vier Wänden so etwas wie Normalität aufrechtzuerhalten.

Sie möchte den Krieg draußen halten und ihrer Familie ein geregeltes Leben ermöglichen. Die Tür ist verriegelt. Aber sie kann die Gewalt, die von draußen hereindringt, nicht aufhalten. „Innen Leben“ wurde bei der diesjährigen Berlinale mit einem Publikumspreis ausgezeichnet.

Die „Orientierung“ war mit zwei Syrerinnen und einem Syrer im Kino und hat sie um ihre Kommentare zum Film gebeten.

Bericht: Christian Rathner, 9 Minuten

Moderation: Günter Kaindlstorfer
Redaktionsleitung: Norbert Steidl