Luftaufnahme der Hagia Sophia in Istanbul

ORF/ZDF-Enterprise/Daniel Gerlach

„Istanbul – Hauptstadt eines neuen Reiches“ und „Ein Brief für Allah“

Die Dokumentation verfolgt die Wandlung der Metropole am Bosporus zur Hauptstadt des Osmanischen Weltreichs – und zur mächtigsten Stadt des Islam. Es ist auch eine Zeit der friedlichen Koexistenz der verschiedenen Religionen. Im 20. Jahrhundert schließlich wird die große alte Stadt einmal mehr transformiert – durch die säkulare Vision des Republikgründers und Reformers Atatürk.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 18. Juli 2017
um 22.35 Uhr, ORF 2 und 20. Juli 2017, um 11.55 ORF 2

Im letzten Teil der dreiteiligen Serie über die Geschichte Istanbuls, den „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – am Dienstag, dem 18. Juli 2017, um 22.35 Uhr in ORF 2 zeigt, besucht der britische Historiker Simon Sebag Montefiore die großen Moscheen und Paläste der Stadt.

Um 23.25 Uhr folgt die Dokumentation „Ein Brief für Allah“: Als kleines Mädchen ließ die türkisch-norwegische Filmemacherin Nefise Özkal Lorentzen immer wieder Luftballons in den Himmel steigen, an denen Briefe mit ihren Wünschen an Allah befestigt waren.

Jetzt, als erwachsene Frau, würde sie am liebsten wieder einen Brief an Allah abschicken mit der Bitte, dass Frauen im Islam endlich die gleichen Freiheiten und Rechte wie Männern zugestanden werden.

Simon Sebag Montefiore

ORF/BBC/Sian Whomes

„Istanbul – Hauptstadt eines neuen Reiches“

Byzanz, Konstantinopel, Istanbul – drei Namen, die für die wechselvolle Geschichte der Metropole am Bosporus stehen. Die Stadt wird im Laufe der Jahrtausende zum Zentrum zweier Weltreiche und vor allem auch zur Heimat für die unterschiedlichsten Religionen.

Der britische Historiker Simon Sebag Montefiore macht sich in der dreiteiligen Dokumentation auf eine Spurensuche im Istanbul von heute, um die Geschichte der Stadt lebendig werden zu lassen. Im abschließenden dritten Teil schlägt die Dokumentation einen großen Bogen vom Osmanischen Reich zur Geburt der türkischen Republik. Aus der Hauptstadt des Osmanischen Reichs wird das moderne Istanbul.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erreichen Macht und geografische Ausdehnung des Osmanischen Reichs ihren Höhepunkt. Unter der mehr als 40 Jahre dauernden Herrschaft von Sultan Suleyman dem Prächtigen floriert auch die Hauptstadt seines Reichs. Istanbul ist zu dieser Zeit eine überaus lebendige Handelsstadt. Und mit ihr gedeihen die religiösen Minderheiten, die teils aus ganz Europa an den Bosporus kommen. Exemplarisch für diese besondere Zeit wird die Geschichte des jüdischen Bankiers Joseph Nasi erzählt, der zum Berater und Vertrauten des Thronfolgers Prinz Selim wird.

Die Herrschaft der Osmanen geht weiter – mit allem Guten und Schlechten, das die Geschichte mit sich bringt wie Brudermord und Intrigen aus dem Harem. Doch im Jahr 1821 werden 400 Jahre der Toleranz und Koexistenz schließlich zerstört: Die Griechen auf dem Festland lehnen sich gegen den Sultan auf. Die Folgen für die griechische Bevölkerung Istanbuls sind desaströs. Ihr Patriarch Gregor der Fünfte, Oberhaupt der orthodoxen Kirche, wird hingerichtet, zahlreiche Griechen sterben auf den Straßen der Stadt.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert orientiert sich das Reich dann zunehmend an den großen europäischen Monarchien. Der Sultan gibt sich als moderner Monarch und empfängt in seinem sehr europäisch anmutenden Dolmabahce-Palast in opulenter Prachtentfaltung die Gesandten der Großmächte.

Bis 1913 Enver Pascha die Macht an sich reißt, ein junger General, der überzeugt davon ist, dass nur Nationalismus und ein siegreicher Krieg das Reich retten können. Istanbul spielt mit einem Mal eine zentrale Rolle in einem großen Krieg: Der Erste Weltkrieg erschüttert ganz Europa und hat weitreichende Folgen auch für das Osmanische Reich und das Sultanat.

Mit Mustafa Kemal Pascha – der Nachwelt bekannt als Atatürk – tritt jene Persönlichkeit auf den Plan, die die türkische Republik begründen wird. Am 6. Oktober 1923 zieht die Erste Infanteriedivision der neuen türkischen Armee in Istanbul ein. Der siegreiche Atatürk schafft das Sultanat ab.

Und er verlegte die Hauptstadt – auch heute noch wird die Türkei von Ankara aus regiert. 90 Jahre später ist die Dokumentation schließlich im modernen Istanbul angekommen. Die Stadt ist heute mit 15 Millionen Europas größte Millionenstadt und gilt als moderne, kulturelle und wirtschaftliche Hauptstadt des Landes. Dabei bleibt die Metropole auch heute noch im ständigen Wandel.

All diese historischen Ereignisse und Stationen lässt der Historiker Sebag Montefiore bei seinen Exkursionen durch die geschichtsträchtigen Viertel der Stadt anschaulich wiederauferstehen.

Ein Film von Craig Haistings (Bearbeitung: Sabine Aßmann)

Ein Brief für Allah

ORF/DR

„Ein Brief für Allah“

„Ein Brief für Allah“ ist die poetische Dokumentation einer gläubigen Muslima und Filmemacherin über die Hoffnungen auf Gleichberechtigung der Frauen in einem erneuerten Islam. Nefise Özkal Lorentzen folgt dabei dem Vorbild ihrer Großmutter.

Diese hatte Nefise beigebracht, wie man eine gute Muslimin wird. Das „Hin- und Hergerissensein“ zwischen zwei Kulturen und zwei Kontinenten – Europa und Asien – und den jeweiligen kulturellen und religiösen Traditionen, macht die Regisseurin zu ihrem ganz persönlichen Thema. Mit ihren Luftballons begibt sie sich auf die Reise von Norwegen über Ägypten bis in die Türkei.

Zugleich verdeutlicht Lorentzen in Sequenzen mit fantastisch anmutenden Traumbildern das Frauenbild im Islam – wie es ist und wie es sein könnte. Mit poetischer Filmsprache spinnt die Filmemacherin die Denkansätze weiter, die ihr auf ihrer Reise begegnen.

Sehr unterschiedliche Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner stehen ihr Rede und Antwort: Der Bogen reicht vom jungen, fundamentalistisch eingestellten Salafisten-Scheich bis zur ägyptischen Feministin und Autorin Nawal El Saadawi, die wegen ihrer progressiven Ideen einige Zeit im Exil verbringen musste.

Zu Wort kommt auch der 90-jährige Autor und Islamgelehrte Gamal al-Banna sowie die Islamwissenschafterin Asma Barla, die sich intensiv mit einer Neuinterpretation des Korans beschäftigt. Ihr geht es darum, dass Frauen jenen Stellenwert im Islam bekommen, der ihnen zusteht.

Nefise Özkal Lorentzen stößt bei ihrer Entdeckungsreise Tore in alle Himmelsrichtungen auf. Dabei glaubt sie zu erkennen, dass es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen den drei abrahamitischen Religionen Christentum, Judentum und Islam und der Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen gibt.

Ein Film von Nefise Özkal Lorentzen (Bearbeitung: Margarita Pribyl)