Maria Theresia

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300 Jahre Maria Theresia: Regentin im „göttlichen Auftrag“?

Das „Orientierung“-Sommerprogramm zeigt an den Sonntagen zwischen 6.8. und 3.9. eine Auswahl an Beiträgen, die in den vergangenen Monaten erstmals ausgestrahlt worden sind. 300 Jahre Maria Theresia: Regentin im „göttlichen Auftrag“? | „Wachsam gegenüber Fundamentalismen“ - 800 Jahre Dominikaner | „Herrscher von Gottes Gnaden“ – Erinnerungen an Kaiser Franz Joseph

Sendungsprofil Orientierung

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Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag, 27.08.2017, 12.30 Uhr, ORF 2 und am 29.8.2017, 10.05 Uhr, ORF III

300 Jahre Maria Theresia: Regentin im „göttlichen Auftrag“?

Als gütige Landesmutter mit 16 Kindern, die streng über ihre Untertanen wachte, die die Schulpflicht einführte und sich in Schönbrunn ein Märchenschloss errichten ließ – mit Bildern wie diesen bringen heute viele Menschen Maria Theresia von Österreich, die im Mai vor 300 Jahren geborene Herrscherin, in Verbindung.

Doch Maria Theresia war mehr: eine gläubige Katholikin, die sich selbst meisterhaft zu inszenieren verstand und persönlich oft zwischen Güte und Intoleranz schwankte. Eine noch im Geiste der Gegenreformation regierende Herrscherin, die Protestanten verfolgen ließ. Und die auch gegenüber Juden Feindseligkeit zeigte:

1744/1745 mussten die Juden Prags ihre Stadt mitten im Winter verlassen. Für viele bedeutete das den Tod. Und: Maria Theresia war eine sittenstrenge Regentin, die die „Sünde der Unkeuschheit“ verfolgte. Eine eigene „Keuschheitskommission“ überwachte „unkeusche Weibs- und Mannsbilder“ – ja sogar ihren geliebten, jedoch untreuen Ehemann Franz Stephan.

Die „Orientierung“ hat Experten befragt: Karl Vocelka, Historiker an der Universität Wien und Kurator mehrerer Maria-Theresia-Ausstellungen sowie Thomas Lau, Dozent für die Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg und Verfasser einer Maria-Theresia-Biographie.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 10 Minuten

„Wachsam gegenüber Fundamentalismen“ - 800 Jahre Dominikaner

Seit den Gründungsjahren des Dominikanerordens im 13. Jahrhundert gibt es ohne Unterbrechung auch das Wiener Kloster auf der Dominikanerbastei. Im Jubiläumsjahr, das im Jänner 2017 zu Ende ging, hat der Orden versucht, seine 800-jährige Geschichte aufzuarbeiten und sich auch seiner Beteiligung an Hexenverfolgung und Inquisition zu stellen.

Mit dem Wissen darum will man heute besonders wachsam gegenüber Fundamentalismen in Kirche und Gesellschaft sein. Wichtig ist den Dominikanerinnen und Dominikanern aber vor allem die unermüdliche „Suche nach der Wahrheit“. Glaube und Vernunft dürfen kein Widerspruch sein, so ihr Credo.

Die „Orientierung“ hat Prior Thomas Gabriel Brogl, sowie Schwester Augustina Derieux und Margot Kainz von der dominikanischen Laiengemeinschaft besucht und sie ein Stück des Weges in ihrem „Alltag des gelebten Glaubens“ begleitet.

Bericht: Marcus Marschalek, Mitarbeit: Alexander Piketz; Länge: 6 Minuten

„Herrscher von Gottes Gnaden“ – Erinnerungen an Kaiser Franz Joseph

68 Jahre lang regierte Kaiser Franz Joseph I. das Habsburgerreich – von 1848, dem Revolutionsjahr, bis zu seinem Tod vor etwas mehr als 100 Jahren, am 21. November 1916. Generationen von Untertanen kannten keinen anderen Herrscher als den Mann mit dem charakteristischen Backenbart.

Sein Anspruch leitete sich aus der katholisch geprägten Tradition des „Hauses Habsburg“ ab – als „Kaiser von Gottes Gnaden“ zu regieren. Franz Joseph verschaffte der katholischen Kirche zusätzliche Macht: Durch das Konkordat von 1855 (ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag), das der römisch-katholischen Kirche großen Einfluss auf Erziehung und Eherecht garantierte.

Doch der fromme Katholik war kein Adlatus der Kirche: Als Papst Pius IX. 1870 das „Unfehlbarkeitsdogma in Glaubensfragen“ verkündete, kündigte der Kaiser das Konkordat auf. Und: 1903 verhinderte er durch ein Veto beim Konklave die Wahl von Kardinal Mariano Rampolla zum Papst.

Dieser hatte sich gegen ein christliches Begräbnis des Kaisersohns Kronprinz Rudolf gestellt, der ja durch Selbstmord aus dem Leben geschieden war. Im Umgang mit anderen Konfessionen verschloss sich der konservative Monarch den Anforderungen einer modernen Religionsgesetzgebung nicht:

1912 wurde das Islamgesetz beschlossen – als Resultat der Annexion von Bosnien-Herzegowina – das den Muslimen Religionsfreiheit garantierte und dem sunnitischen Islam den Status einer „staatlich anerkannten Religion“ verschaffte. Im „Orientierung“-Interview: der Habsburg-Kenner Karl Vocelka.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 8 Minuten

Moderation: Christoph Riedl-Daser
Redaktionsleitung: Norbert Steidl