Jerzy Popieluszko

ORF/Terranoa

„Ein Märtyrer aus Polen: Jerzy Popiełuszko“ und „Maria Stromberger: Kann man nach Auschwitz noch glauben?“

Am 30. Oktober 1984 wird in der Nähe der polnischen Stadt Włocławek eine Leiche aus dem Weichsel-Stausee geborgen: Jerzy Popiełuszko, ein Kaplan, der sich in der Widerstandsbewegung gegen das kommunistische Regime engagiert hat.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 27. März 2018 um 22.35 Uhr, ORF 2

Die „kreuz und quer“-Dokumentation „Ein Märtyrer aus Polen – Jerzy Popiełuszko“ von Jacques Malaterre zeigt um 22.30 Uhr in ORF 2 einen mutigen Priester, der maßgeblich zur Rückkehr der Demokratie in Polen beigetragen hat, aber im Lauf der Geschichte außerhalb seiner Heimat weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Am 1. Oktober 1942 trat Maria Stromberger ihren Dienst als Krankenschwester in Auschwitz an. Sie hatte sich freiwillig um die Anstellung beworben, nachdem sie Berichte über die Gräuel im Osten gehört hatte.

Die SS-Krankenstation – Strombergers Arbeitsplatz – befand sich in unmittelbarer Nähe zum Krematorium und zur Gaskammer von Auschwitz I. Sie wurde Zeugin der tagtäglichen brutalen Gewalt und der menschenverachtenden Behandlung der Häftlinge durch Folter und Tod.

Maria Stromberger blieb jedoch nicht tatenlos und wurde zu einer wichtigen Helferin des Lagerwiderstandes. Sie trug wesentlich dazu bei, das Wissen über Auschwitz nach außen zu tragen.

Die Dokumentation „Maria Stromberger – Kann man nach Auschwitz noch glauben?“ von Anita Lackenberger und Gerhard Mader führt um 22.55 Uhr zu den wichtigsten Stationen im Leben der mutigen Krankenschwester. Dazu gehören Auschwitz, Kärnten, Vorarlberg und Yad Vashem in Israel, die Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust.

Jerzy Popieluszko

ORF/Terranoa

„Ein Märtyrer aus Polen – Jerzy Popiełuszko“

Jerzy Popiełuszko, ursprünglich auf den Namen Alfons getauft, kommt im Jahr 1947 im polnischen Dorf Okupy zur Welt; in einem Land, das nach dem Abzug der deutschen Nazi-Truppen immer stärker unter den Einfluss der stalinistischen Sowjetunion gerät.

Die neuen kommunistischen Machthaber in Polen beginnen, kritische Oppositionelle zu inhaftieren und zu ermorden. Auch die römisch-katholische Kirche und ihre Priester sind immer stärkeren Repressalien ausgesetzt.

In diesem Klima der Unterdrückung beginnt sich das polnische Volk gegen die Unterdrückung aufzulehnen. Nach einem wochenlangen Streik von Fabriksarbeitern formiert sich die Solidarność, eine unabhängige freie Gewerkschaftsbewegung.

Im Zuge der Streiks wird der junge Kaplan Jerzy Popiełuszko gebeten, eine heilige Messe für die streikenden Arbeiter im Stahlwerk von Nowa Huta zu zelebrieren. Ein tiefgreifendes Erlebnis für den jungen Priester. Von da an hält er jeden Monat eine „Predigt für das Vaterland“, an der Tausende von Gläubigen teilnehmen.

Für das kommunistische Regime unter General Wojciech Jaruzelski wird Popiełuszko zunehmend zur Bedrohung und man versucht daher, ihn loszuwerden. Man will ihn als gefährlichen Terroristen brandmarken und unternimmt immer wieder Anschläge auf sein Leben. Doch der Priester lässt sich nicht beirren und kämpft weiterhin für die Freiheit Polens.

In seinen Messen, die er im ganzen Land zelebriert, ermutigt er die Streikenden Widerstand zu leisten: „Am Kreuz blutet unser Vaterland. In unserem Land werden die Rechte des Volks missachtet. … Denn in den Lagern und Gefängnissen Polens sind Tausende Menschen eingesperrt. Da dürfen wir nicht länger schweigen!“

Am 19. Oktober 1984 hält er eine Messe in Bydgoszcz vor Tausenden Regimegegnern. Bei der Rückfahrt nach Warschau folgt ihm ein Auto mit drei Polizisten. In einem Waldstück wird Popiełuszko angehalten, brutal zusammengeschlagen und in den Kofferraum eines Polizeiautos verfrachtet.

Am 30. Oktober wird seine verstümmelte Leiche aus dem Weichsel-Stausee gezogen. Ein Schock für die Oppositionsbewegung. Doch gleichzeitig formiert sich immer stärkerer Widerstand gegen das Regime.

General Wojciech Jaruzelski befürchtet eine Volkserhebung und bemüht sich um Beruhigung der aufgebrachten Menge. Das führt zu weitgehenden Reformen und schließlich 1989 zum Ende der kommunistischen Ära in Polen.

Jerzy Popiełuszko hat in hohem Ausmaß zu den politischen Umwälzungen in Polen beigetragen. In Polen ist seine wichtige Rolle unvergessen, dort gilt er als Nationalheld. 2010 wurde Popiełuszko in Warschau seliggesprochen.

Ein Film von Jacques Malaterre

Maria Stromberger

ORF/Produktion West

„Maria Stromberger – Kann man nach Auschwitz noch glauben?“

Nach dem Krieg wurde Maria Stromberger unbegründet interniert und konnte nur durch Intervention der polnischen Regierung befreit werden.

1947 war sie schließlich eine wichtige Zeugin bei den Auschwitzprozessen in Warschau, besonders mit ihrer Aussage gegen Rudolf Höss, den KZ-Kommandanten von Auschwitz. Maria Stromberger fühlte sich jedoch in dieser neuen Nachkriegswelt, in der Welt des Kalten Krieges, allein gelassen: In Österreich – sie lebte in Vorarlberg – erinnerte man sich nicht mehr gerne an das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus.

Stromberger starb bereits 1957, im Alter von 59 Jahren, in Bregenz an einer Herzkrankheit. Ausschnitte aus Originalfilmen geben Einblicke in die Verhandlungen der Auschwitz-Prozesse. Die Doku wirft auch neues Licht auf den Umgang mit nationalsozialistischen Verbrechen im Österreich der Nachkriegszeit.

Ein Film von Anita Lackenberger und Gerhard Mader