Mutter Erde Essen ohne Tiere

ORF/Langbein & Partner

Essen ohne Tiere und Todsünden – Ein Menü in sieben Gängen

Für David Richter ist es klar, dass Tiere eine Seele haben und nicht getötet werden dürfen. Seit Jahren lebt er mit seiner Familie vegan – verzichtet also nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf tierische Produkte wie Eier oder Milch.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 29. Mai 2018
um 22.35 Uhr, ORF 2

Essen ohne Tiere

„Töten ist töten – auch in einer artgerechten Tierhaltung!“ – Für Monika Knotzer-Track, die eine Schar Hühner hält, „weil ich so gern backe und Eier brauche“, stellt sich das Problem, als die überzähligen Hähne zur Schlachtung anstehen. „Für mich war es klar, wenn ich es nicht schaffe, die Tiere zu töten, werde ich wieder Vegetarierin.“

Laut Statistik Austria ernähren sich 1,4 Prozent der Männer und 3,9 Prozent der Frauen dauerhaft vegetarisch. Eine strenge vegane Diät, die auch auf tierische Produkte wie Milch oder Eier verzichtet, halten 0,2 Prozent ein. Etwa die Hälfte der Bevölkerung gibt an, Mischkost mit wenig Fleisch zu essen. Als „vorwiegend vegetarisch“, mit individuellen Ausnahmen wie z.B. dem erlaubten Konsum von Fischen, oder dem Sonntag als einzigem Fleischtag in der Woche, bezeichnen neun Prozent der Bevölkerung ihren Ernährungsstil.

Mutter Erde Essen ohne Tiere

ORF/Langbein & Partner

„Essen ohne Fleisch“ beschreibt das Phänomen des Vegetarismus aus philosophisch-religiöser, historischer und soziokultureller Sicht, sowie die verschiedenen Ausformungen und Motive für vegetarische Ernährung. Als filmische Rahmenhandlung dient ein Abendessen des Kräuterpfarrers Benedikt Felsinger mit Anita Sahni, der Präsidentin der Hindu-Mandir Gesellschaft, der größten hinduistischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

Die verschiedenen Speisen bieten Gesprächsstoff für religiös motivierte Ernährungs-Gebote. Etwa die Einstufung von Fisch als Fastenspeise, die nicht dem Fleisch-Verbot unterliegt, so als wäre es „Wassergemüse“. Im Hinduismus, einer der wenigen Religionen, die weitgehend strengen Vegetarismus praktiziert, gilt Fleischnahrung als Hindernis auf dem Weg zum Nirvana.

Regie: Bert Ehgartner
Redaktion: Christoph Guggenberger

Todsünden

ORF/Metafilm/Bettina Schimak

„Todsünden: Ein Menü in sieben Gängen“

Im burgenländischen Restaurant Taubenkobel wird ein siebengängiges Menü serviert – pro Todsünde eine Köstlichkeit. Bedenkliche Charakterzüge wie Geiz, Trägheit und Hochmut kommen im wahrsten Sinn des Wortes auf den Tisch und werden Gegenstand einer genussvollen Auseinandersetzung, eingebettet in eine Art Völlerei auf höchstem Niveau.

„Ich bin kein sehr maßvoller Mensch“, beichtet der Unternehmer Hans Peter Haselsteiner: „Mäßigung ist nicht meine Stärke, Duldsamkeit ist nicht meine Stärke. Insofern neige ich vielleicht zum Zorn. Aber wer mich kennt, weiß, solange ich laut werde, ist alles in Ordnung. Aber wenn der Haselsteiner leise wird und seine Stimme eine bestimmte Tonlage annimmt, dann wird es ungemütlich.“

Vom Neid unter Ordensfrauen berichtet die Franziskanerschwester Michaela: „Ich war mit einer zweiten im Noviziat. Sie war äußerst geschickt, besonders im Haushalt, konnte wunderbar kochen, und ich konnte nichts außer beten und meditieren. Der Neid auf sie hat dazu geführt, dass ich mich überwunden habe und selbst zu kochen begann.“

Können Todsünden also auch zu etwas Gutem führen? Eher nicht, meint Herbert Pietschmann, Professor für theoretische Physik: „Todsünden heißen so, weil sie die Liebe töten. Zum Beispiel der Hochmut. Wer sich besser fühlt als der andere, kann den anderen nicht lieben. Liebe setzt immer voraus, dass man auf Augenhöhe miteinander verkehrt. Der Hochmut ist also eine Todsünde, weil er die Liebe tötet.“ Überhaupt gibt es laut Pietschmann nur ein Gegenteil für alle Todsünden: „Die Liebe.“

Wie kommt es dann, dass die Wollust – der Inbegriff der ungehemmten körperlichen Liebe – zu den Todsünden zählt? Die an sich sehr freizügig denkende Sexkolumnistin Janina Lebiszczak zieht eine klare Grenze zwischen ethisch vertretbaren und inakzeptablen Sexpraktiken: „In dem Moment, wo ich dem anderen etwas aufzwinge, wogegen dieser sich sträubt, ist es nicht mehr moralisch.“

Ursula Strauss ortet bei sich einen gewissen „faulen Anteil“. Die vielbeschäftigte Schauspielerin bekennt also einen gewissen Hang zur Trägheit: „Sie ist mein Motivator. Würde ich nicht so viel arbeiten, würde ich nur den ganzen Tag auf dem Sofa liegen und fernsehen.“

Der Ski- und „Dancing Star“ Rainer Schönfelder liefert Belege für gleich mehrere Todsünden: „Als Spitzensportler musst du bis zu einem gewissen Grad geizig sein. Du geizt mit Informationen, die du dir erarbeitet hast. Zum Beispiel auf dem Hardwaresektor. Wenn du dir dort einen gewissen Vorsprung erarbeitet hast, der dich den anderen überlegen macht, teilst du diese Information nicht mit deinen Konkurrenten. Oder mein Zorn. Der ist extrem. Wenn jemand mit mir auf den Golfplatz geht, wird er danach sagen: Das war nicht der Rainer Schönfelder. Da kann es schon einmal sein, dass ich einen Golfschläger übers Knie biege. Aber ich bin nur zornig auf mich selbst. Ich bestrafe mich selbst. Aber ich achte darauf, dass kein anderer Mensch zu Schaden kommt.“

Völlerei schließlich ist sowohl für die Restaurantkritiker Martina und ORF-III-Präsentator Karl Hohenlohe ein Thema als auch für den Haubenkoch Walter Eselböck. Karl Hohenlohe kann nicht „ein wenig essen. Wenn wir Restaurants testen, bekommen wir oft 15-gängige Menüs serviert. Meine Frau kostet dann nur von allem ein wenig. Aber ich esse 15 Gänge. Dann ist mir oft fürchterlich schlecht. Und ich empfinde es auch als Sünde, so in sich hineinzufressen. Ich fühle mich dann wirklich schuldig.“ Walter Eselböck hat diese Neigung überwunden: „Früher hab ich die Völlerei ausgelebt. Aber irgendwann bin ich draufgekommen, dass die guten Köche schlank sind. Sie denken nach – was tut mir gut? Und nur das muten sie sich dann zu und auch ihren Gästen.“

Ein Film von Michael Cencig