Festgottesdienst 800 Jahre Diözese Graz - Seckau

ORF

„Zukunft säen“

Aus dem Stadtpark in Graz wurde der Festgottesdienst zum 800 Jahre Jubiläum der Diözese Graz-Seckau in ORF2 übertragen. Mit der Gemeinde feierte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl.

„800 Jahre gemeinsam steirisch feiern“ war das Motto des Jubiläumsfestes am Sommersonnwend-Wochenende auf 8 Plätzen der Grazer Innenstadt. Vom Platz der Versöhnung im Grazer Stadtpark hat der ORF den Festgottesdienst übertragen.

Das Generalthema des Jubiläumsprogramms, Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft, war auch der Leitfaden für die Gestaltung dieses Festgottesdienstes.

Ich mache dich zum Licht für die Völker

1.Lesung aus dem Buch Jesaja 49,1-6

Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt. Er machte meinen Mund zu einem scharfen Schwert, er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zum spitzen Pfeil und steckte mich in seinen Köcher. Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott. Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht gemacht hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammle. So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt, und mein Gott war meine Stärke. Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet

2.Lesung aus der Apostelgeschichte 13, 16.22-26

In der Synagoge von Antiochia in Pisidien stand Paulus auf, gab mit der Hand ein Zeichen und sagte:

MUSIK

GL 927 Wer glaubt, ist nie allein

Kyrie: GL 156 Gesang aus Taizé

GL 715 Ehre sei Gott in der Höhe

Komm in unsre Mitte, Du göttliches Wort

Psalm 98, Antwortpsalm GL 800 Alle Enden der Erde schauen Gottes Heil

GL 733 Halleluja

GL 178 Amen,Amen,Amen,wir glauben

Siehe, hier bin ich von Dan Schutte

GL 715,3 Heilig, heilig, heilig, Herr

Deinen Tod, o Herr von Josef M. Döller

Dresdner Amen von Richard Wagner

GL 715,4 Christe, du Lamm Gottes

Allezeit. Segen von Stefan Heckel

GL 380 Großer Gott, wir loben dich

Bye bye Spiritual von Luigi di Ghisallo

Musikalische Gestaltung: Jugendblasorchester aus der Region Wies,
Diözesanchor aus den 8 neuen Regionen

Musikalische Leitung: Domkapellmeister Josef M.Döller

Musikalische Gesamtleitung: Michael Schadler

Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen, hört! Gott erhob David zum König, von dem er bezeugte: Ich habe David, den Sohn des Isai, als einen Mann nach meinem Herzen gefunden, der alles, was ich will, vollbringen wird. Aus seinem Geschlecht hat Gott dem Volk Israel, der Verheißung gemäß, Jesus als Retter geschickt. Vor dessen Auftreten hat Johannes dem ganzen Volk Israel Umkehr und Taufe verkündigt. Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte, sagte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet; aber seht, nach mir kommt einer, dem die Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht wert bin. Brüder, ihr Söhne aus Abrahams Geschlecht und ihr Gottesfürchtigen! Uns wurde das Wort dieses Heils gesandt.

Sein Name ist Johannes

Evangelium: Lukas 1, 57-66.80

Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen. Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes. Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott. Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa. Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war. Das Kind wuchs heran, und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.

Zukunft säen und mitgestalten

Predigt

Wir feiern am heutigen Sonntag das Geburtsfest des heiligen Johannes des Täufers. Von ihm erzählen die biblischen Texte, dass er sein öffentliches Wirken darin sah, auf den Messias hinzuweisen, auf den, der nach ihm kommt.

Wir feiern heute aber nicht nur diesen Geburtstag, sondern auch unser 800- jähriges Diözesanjubiläum. Wir denken bis ins Jahr 1218 zurück, in dem die Diözese Seckau von Salzburg aus gegründet wurde. Die biblischen Lesungen dieses Festtages – sie könnten gar nicht besser ausgesucht werden – bringen auch zum Ausdruck, dass wir als katholische Kirche ein Verweis auf Jesus Christus sind, wie es auch Johannes der Täufer war. Denn wenn etwas von Johannes gesagt werden kann, dann dies, dass er seine Berufung darin sah, von sich weg auf den Messias zu verweisen. Dies war allen schon kurz nach seiner Geburt klar – auch ob der Umstände, unter denen sie erfolgte. So kann sein Leben auch unserer Kirche heute eine wichtige Prägung mit auf den Weg geben.

Ein Geburtstag und zumal ein Diözesanjubiläum sind Anlass, nicht nur zurückzuschauen, sondern auch nach vorne zu blicken. Das haben wir in diesem Jubiläumsjahr auf unterschiedliche Weise getan.
Gerade jetzt in dieser Eucharistiefeier dürfen wir Gott Dank sagen für unsere 800-jährige Diözesangeschichte. Unsere Dankbarkeit schließt natürlich die Fehler und Sünden über die Jahrhunderte herauf bis ins Heute nicht aus. Dafür bitten wir um Vergebung. Und wir bitten Gott in dieser Feier auch um seinen Segen für die Zukunft: für die Zukunft in unserem Land, für die Zukunft unserer Kirche hier in der Steiermark, und für unsere je eigene Zukunft.

Vieles verändert sich und auch die Kirche verändert sich. Niemand von uns kennt die Zukunft und weiß, was auf uns zukommen wird. Das macht unsicher oder ängstlich, das macht aber auch neugierig und mutig. Auch ich als Bischof kann die Zukunft der Kirche in unserem Land nicht voraussagen und demnach Lösungen vorgeben. Als Christinnen und Christen glauben wir aber an einen Gott, der uns die Zeit schenkt, die vergangene, die gegenwärtige und zukünftige, und der uns auch das schenken wird, was wir in unterschiedlichen Zeiten brauchen. So können wir mutig Schritte in eine auch ungewisse Zukunft gehen, weil wir daran glauben, dass Gott auch unsere Zukunft begleiten wird. Was das bedeutet, haben wir in unser Zukunftsbild und in die Botschaft für die Steiermark gekleidet, die wir gestern Abend am Grazer Hauptplatz kundgetan haben. Ich lade alle Menschen guten Willens ein, diesen Weg mit uns zu gehen.

Kirche ist – wie Johannes der Täufer – herausgerufen, auf Christus zu verweisen – mitten in einer Welt voller Herausforderungen – im Kleinen und im Großen. Wenn ich davon spreche, dass „die Kirche“ herausgerufen ist, dann ist das nicht nur die Institution oder die Pfarre, erst recht nicht sind das nur jene, die oft im Begriff „Amtskirche“ zusammengefasst werden. Wir alle, die wir getauft und somit Teil dieser Kirche geworden sind, sind herausgerufen, lebendiger Verweis auf Jesus Christus zu sein. Es gilt, ihn erfahrbar zu machen, wie es auch Johannes der Täufer getan hat. Das meint „Kirche zu leben“: Wir dürfen für die Welt greifbare Frauen und Männer mit unseren Begabungen und Grenzen sein, von denen andere sagen: „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört: Gott ist mit euch“ (vgl. Sach 8,23).

Auch Papst Franziskus hat vor wenigen Monaten in seinem Schreiben „Gaudete et exsultate – Freut euch und jubelt“ über eine angemessene Gestalt des Christ- und Kircheseins nachgedacht. „Worauf es ankommt“, so der Papst wörtlich in diesem Schreiben, „ist, dass jeder Gläubige seinen eigenen Weg erkennt und sein Bestes zum Vorschein bringt, das, was Gott so persönlich in ihn hineingelegt hat (vgl. 1 Kor 12,7), und nicht, dass er sich verausgabt, indem er versucht, etwas nachzuahmen, das gar nicht für ihn gedacht war“ (GE 11). Und er hebt besonders die Heiligkeit im Alltag hervor: „in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln. [...] Oft ist das die Heiligkeit ‚von nebenan‘, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind“ (GE 7).

Kirche zu leben ist also, nach Papst Franziskus, nicht nur etwas für Spezialisten, für jene, die es von Berufs wegen tun müssen, oder etwas für „Besondere“. Kirche sein heißt, sein Leben, seinen Alltag auf Christus hin auszurichten und zu versuchen, danach zu leben. Und wer sein Leben auf Christus ausrichten will, der orientiert sich am Evangelium Jesu Christi. Es ist das "Programm“ der Kirche und jeder und jedes einzelnen. Auf diesem Weg sind wir nicht allein. Wir gehen miteinander, und wir gehen mit Gott, der in Jesus Christus unser Bruder geworden ist. „Geben wir also in unserem Leben Gott – und damit Seinem Leben spendenden Geist eine Chance!“

In all den Veränderungen und Verunsicherungen in Kirche und Gesellschaft mögen uns das Evangelium, das Vertrauen, dass Christus mit uns geht, und die Gemeinschaft der Kirche Programm und Kompass auf unserem gemeinsamen Weg in die Zukunft sein. Dies kann uns auch jene Zuversicht und tiefe Freude schenken, die uns weitergehen lässt, selbst wenn der Weg zwischendurch ein Wagnis ist. So werden wir nicht nur das uns übertragene alte Erbe unserer Diözesan- und Kirchengeschichte verwalten, sondern Zukunft säen und mitgestalten.

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Bildregie: Thomas Bogensberger

religion@orf.at