Katholischer Gottesdienst aus Wr.Neustadt

ORF

„Bei Jesus in die Schule gehen“

Aus der Stiftspfarre Neukloster in Wr. Neustadt haben ORF2 und ZDF den Katholischen Gottesdienst übertragen. Mit der Gemeinde feierte Pater Walter Ludwig

Was packen Kinder in ihre Schultasche? Einen Tag vor Schulbeginn in den östlichen Bundesländern Wien und Niederösterreich nimmt Pater Walter, Pfarrer und Prior des Neuklosters, die Schultasche als Lebenssymbol. Was Kinder für den praktischen Alltag in der Schule benötigen kommt in die Schultasche: Hefte, Bücher, Stifte, die Jause; und Gott, so Pater Walter, gibt dazu: Fantasie, Begabung, Freude, Begeisterung im Herzen, die für das Leben notwendig sind.

Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer

Lesung: Jak 1,17-20.22.25

Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Gestirne, bei dem es keine Veränderung und keine Verfinsterung gibt.

MUSIK

Einzugslied: GL 543

Kyrie: GL 164

Gloria: GL 171

Halleluja: Halleluja, klatschet in die Hände

Gabenbereitung: Gottes Liebe ist wie die Sonne

Sanctus: GL 196

Vaterunser: GL 779

Agnus Dei: GL 208

Zur Kommunion: O lux beata trinitas von Heinrich Scheidemann

Danklied: GL 396

Auszug: Präludium und Fuge d-moll Opus 6/2 von Johann Georg Albrechtsberger

Musikalische Gestaltung:

Kinderchor mit Ensemblebegleitung

Organist: Walter Sengstschmid

Aus freiem Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gleichsam die Erstlingsfrucht seiner Schöpfung seien.
Wisset meine geliebten Brüder und Schwestern: jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn;
denn der Zorn eines Menschen schafft keine Gerechtigkeit vor Gott. Werdet aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer; sonst betrügt ihr euch selbst.
Wer sich in das vollkommene Gesetz der Freiheit vertieft, und an ihm festhält, wer es nicht nur hört und es wieder vergisst, sondern zum Täter des Werkes geworden ist, wird selig sein in seinem Tun.

Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen

Evangelium: Mk 7, 1-8.14-15.21-23

In jener Zeit hielten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus auf.
Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.
Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen.
Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage:
Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft.
All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.

Jesus schaut nicht auf die gewaschenen Hände, sondern auf das reine Herz

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Kinder!
Vielleicht sagt jetzt mancher von euch: „Also, dieses Evangelium hat mir gar nicht viel zu sagen. Dass wir vor dem Essen die Hände waschen sollen, ist selbstverständlich. Aber was hat das mit Gott oder Religion zu tun?“
Aber Jesus will uns durch dieses Bild vom Äußeren zum Inneren führen. Er sagt uns, es geht nicht um die gewaschenen Hände, sondern um das reine Herz. Und auf das wollen wir jetzt schauen, auf das Herz des Menschen. Auf das, was wir in unseren Herzen haben. Das viele Gute, das Gott uns ins Herz hineingelegt hat. Ich möchte das für die Kinder am Beispiel der Schultasche tun. Ich bitte jetzt zwei Kinder rauszukommen – den Paul und die Melanie. Und bringt ihr bitte eine Schultasche mit?!
Und diese Schultasche wollen wir anfüllen mit den Dingen, die jetzt von euch Kindern in den nächsten Tagen und Wochen in die Schultasche hineingepackt werden. Und die Erwachsenen, die bitte ich mitzudenken, was denn Sie selbst in die Schultasche Ihres Herzens geben. Die Schultasche soll jetzt ein Bild für unser Herz sein: Was haben wir im Herzen? Was hat Gott uns gegeben?
Was haben wir da zuerst?
(Melanie:) Ein Lesebuch.
Richtig, ein Lesebuch. Ich geb’s hinein.
(Paul:) Ein Mathematikbuch.
Und was haben wir noch?
(Melanie:) Ein Religionsbuch.
Natürlich, bei einem Pfarrer muss ein Religionsbuch auch dabei sein.
Ja, es ist wichtig, dass wir solche Bücher hineingeben. Es ist notwendig, dass wir etwas lernen. Es ist wichtig, dass wir über Gott und die Menschen nachdenken können. Dass Gott uns etwas sagt. Dass unser Leben von ihm geprägt wird und von den Dingen, die wir im Alltag brauchen.
Was habt ihr noch da?
(Melanie:) Ein leeres Heft zum Schreiben.
Ein leeres Heft, ja. Da ist noch nichts drinnen. Und die Erstklassler werden jetzt bald ihre ersten Buchstaben und Ziffern hineinschreiben. Und die Großen werden Aufsätze und Geschichten schreiben.
Und wir alle schreiben die Geschichte unseres Lebens auf. Dazu haben wir eine Füllfeder. Ja, wir dürfen die Geschichte unseres Lebens schreiben! Gott traut uns zu, dass wir mit einem leeren Heft unser Leben gestalten. Er gibt uns die Kraft dazu.
Und was gibt er uns noch?
(Melanie:) Ganz viele Buntstifte.
Ja, Buntstifte für die Fantasie. Unser Leben ist bunt. Manchmal ist es hell und freundlich, manchmal ist es auch dunkel. Aber es ist MEIN Leben – und Gott gibt mir die Möglichkeit, es zu gestalten.
Was hab ich noch da?
(Paul:) Ein Freundebuch.
Ja, das ist wichtig. Manche von euch freuen sich sicher schon, dass sie nach dem Urlaub, nach den Ferien ihre Freunde wiedersehen. Und jeder von uns braucht Freunde, auch die Erwachsenen. Ganz wesentlich: Vergessen wir nicht auf die Menschen, die uns helfen, wo wir uns anlehnen können, wo wir uns aussprechen können. Menschen, die uns als Freunde zur Seite stehen.
Was hast du noch da?
(Melanie:) Taschentücher.
Wofür sind die?
(Melanie:) Zum Tränen-wegwischen.
Genau! Taschentücher, weil es im Leben immer wieder etwas gibt, wo wir traurig sind. Und dann brauchen wir jemanden, der uns tröstet. Taschentücher, um die Tränen zu trocknen.
(Melanie:) Eine Jausenbox.
Genau, eine Jausenbox. Das ist ganz wichtig. Wir brauchen etwas für den kleinen und großen Hunger. Nicht nur in der Schule, sondern auch im Leben. Dass wir miteinander teilen, was wir haben.
Und was ist da noch? Schau hinein!
(Paul:) Ein Sackerl mit Hausschlapfen.
Hausschlapen, ja, genau. In der Schule geht man nicht mit den Straßenschuhen, sondern da hat man Hausschlapfen, Hauspatschen. Und für uns Erwachsene? Ja, auch wir brauchen sozusagen Hausschlapfen. Auch wir brauchen die Zeit, wo wir frei sind, wo wir stressfrei unser Leben gestalten können. Auch diese Freizeit, für die die Hausschlapfen stehen, auch die hat Gott uns gegeben. Danke! Stellt die Schultasche wieder zurück!
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich hoffe, Sie haben als Erwachsene jetzt auch erkannt, was in der Schultasche Ihres Herzens ist. Die Dinge, die Gott uns gegeben hat. Die Dinge, mit denen wir umgehen. Und es ist ganz wichtig, dass wir in der rechten Weise damit umgehen. Es könnte mit den Dingen aus der Schultasche auch sein, dass man in das Heft mit den leeren Seiten einfach hineinkritzelt oder aus dem Buch einfach Seiten herausreißt, dass man Unsinn draufschreibt, dass man das Freundebuch wegwirft, dass man die Jausenbox vergisst und nach ein paar Tagen beginnt sie zu stinken. Ja, all das ist möglich! Gott hilft uns, dass wir mit den Dingen, die wir haben, gut umgehen. Und: Jesus hat uns gesagt, das haben wir im Evangelium gehört: Aus unserem Herzen können auch böse Dinge hervorkommen.
Genau das, was ich jetzt gesagt habe.
Deshalb, ich möchte Sie alle einladen, auf die Schultasche Ihres Herzens zu schauen. Nach außen glänzen alle diese Taschen. Aber es kommt darauf an, was drinnen ist. Und das, liebe Schwestern und Brüder, gibt uns Jesus heute als Auftrag, als Aufgabe. Versuchen wir mit dem, was er uns Gutes gegeben hat, Gutes zu tun. Die Liebe, die er uns gegeben hat, die geben wir weiter. Und sie soll ausstrahlen. Jesus schaut nicht auf die gewaschenen Hände, sondern auf das reine Herz - und das verändert und verwandelt die Welt. Amen.

Aktuelles in der Stiftspfarre

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