Lebenswelten der Barmherzigen Brüder- Steiermark

Lydia Haider

„Gut ist, wer Gutes tut“

Vom Dorfplatz der Lebenswelt Kainbach, der Barmherzigen Brüder in der Steiermark, wurde der Katholischer Gottesdienst übertragen. Mit der Gemeinde feierte Kaplan Alfred Jokesch.

Muss es Vorschriften geben, wer prophetische Aufgaben, Dienste übernehmen darf? Darf nur eine kleine Gruppe Auserwählter Dämonen austreiben, also Seelsorger, Arzt sein, würden wir heute formulieren? Nein, ist schon die Antwort von Moses, sein Stoßseufzer: „wenn nur das ganze Volk zu Propheten würde“, alle sind dazuberufen und befähigt, Gutes zu tun. Und im Evangelium am 26. Sonntag im Jahreskreis ergänzt Jesus: „wer nicht gegen uns ist ist für uns“

„Gutes tun und es gut tun“ ist der Leitzsatz in den „Lebenswelten der Barmherzigen Brüder – Steiermark“, In den verschiedenen Einrichtungen werden pflegebedürftige, intellektuell, psychisch und mehrfach beeinträchtigte Menschen von multi-professionellen Teams begleitet und betreut.

Wenn nur das ganze Volk zu Propheten würde

Lesung aus dem Buch Numeri

In jenen Tagen kam der Herr in der Wolke herab und redete mit Mose. Er nahm etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Sobald der Geist auf ihnen ruhte, gerieten sie in prophetische Verzückung, die kein Ende nahm.

MUSIK

Eingangslied: Du bist unser Weg von Markus Bieder & Peter Weinhappl

Kyrie aus der Johannes von Gott Messe (JvG Messe) von Markus Bieder, Peter Weinhappl & Gernot Höfler

Gloria von Jacques Berthier

Halleluja aus „Vom Himmel hoch, o Engel, kommt“, Köln 1623; GL 174,4

Du brichst uns das Brot (JvG Messe) von Markus Bieder, Peter Weinhappl & Gernot Höfler

Sanctus (JvG Messe) von Markus Bieder, Peter Weinhappl & Gernot Höfler

Agnus Dei (JvG Messe) von Markus Bieder, Peter Weinhappl & Gernot Höfler

Communio (JvG Messe) von Markus Bieder, Peter Weinhappl & Gernot Höfler

Tut Gutes (JvG Messe) von Markus Bieder, Peter Weinhappl & Gernot Höfler

Dein Herz zeigt dir den Weg (JvG Messe) von Markus Bieder, Peter Weinhappl & Gernot Höfler

Musikalische Gestaltung: Bewohnerchor Joy,
Band und Mitarbeiter der Lebenswelten der Barmherzigen Brüder

Musikalisch Leitung: Peter Weinhappl

Zwei Männer aber waren im Lager geblieben; der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch über sie war der Geist gekommen. Sie standen in der Liste, waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen. Sie gerieten im Lager in prophetische Verzückung.
Ein junger Mann lief zu Mose und berichtete ihm: Eldad und Medad sind im Lager in prophetische Verzückung geraten.
Da ergriff Josua, der Sohn Nuns, der von Jugend an der Diener des Mose gewesen war, das Wort und sagte: Mose,mein Herr, hindere sie daran! Doch Mose sagte zu ihm: Willst du dich für mich ereifern? Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde, wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte!

Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns

Evangelium: Mk 9, 38-43.45.47-48

In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.
Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.
Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.
Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.
Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer.
Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.
Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder!

Vielleicht kennen Sie den Film „Forrest Gump“ mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Forrest ist nicht sehr intelligent und hat es dementsprechend schwer, sich im Leben zu behaupten. Aber er ist ein herzensguter Mensch. Einer – um es in der Sprache der Bibel zu auszudrücken –, der ein reines Herz hat. Ihm gelingt es, selbst in den widrigsten Situationen das Gute zu sehen. So geht er in beeindruckender Weise seinen Weg und verändert das Leben vieler Menschen quasi im Vorbeilaufen. Von seiner Mutter hat er den Satz gelernt: „Dumm ist, wer Dummes tut.“ Angesichts dessen, was Forrest Gump bewegt und bewirkt hat, könnte man umgekehrt sagen: „Gut ist, wer Gutes tut.“
Mich hat dieser Film sehr berührt, weil er von der verwandelnden Kraft erzählt, die von einem Menschen ausgeht, der einfach auf sein Herz hört. Ich sehe in diesem Forrest Gump in gewisser Weise eine Christus-Figur.
Jesus will nicht, dass jemand daran gehindert wird, Gutes zu tun – ganz egal, aus welchen Beweggründen. Es darf alles da sein, was dazu beiträgt, dass Gutes wachsen kann, dass destruktiven, krank machenden Kräften ein bestärkender, Mut machender Geist entgegengesetzt wird. Jesus begrüßt alles, was getan wird, um seelische Verwundungen zu heilen und Menschen von den Dämonen der Angst, des Unfriedens oder des Misstrauens zu befreien. Wer immer in diesem Sinne handelt, geht an der Seite Jesu. Da sollen wir also sehr großzügig sein.
Eine klare Abgrenzung braucht es hingegen dort, wo jemand zum Bösen verleitet wird. Und diese Antreiber zum Bösen lauern vor allem in uns selbst. Nicht die anderen, sondern meine Hand, mein Fuß, mein Auge – also das, was in mir selbst da ist – bestimmt mein Tun. Meine eigenen selbstgerechten Urteile und negativen Gedanken gilt es umwandeln und heilen zu lassen. Jesus spricht hier sehr drastisch von Verstümmelung, aber es ist eher ein Akt der Vervollkommnung, der dabei vollzogen wird.
Als man sich bei Mose über Eldad und Medad beschwert, antwortet er: „Wenn doch das ganze Volk zu Propheten würde!“ Er erkennt in den beiden das Wirken des Geistes und wünscht, dass man ihnen Beachtung schenkt. Prophetische Menschen gibt es auch heute – innerhalb und außerhalb der Kirche. Das sind Menschen, die ein feines Gespür haben für die Nöte der Zeit. Menschen, die wunde Punkte benennen und für die Würde des Menschen eintreten. Menschen, die mutig neue Wege gehen.
Hier in Kainbach wird viel getan für Menschen, die benachteiligt und an den Rand gedrängt sind. Und in der Begegnung mit unseren Bewohnern erlebe ich oft, dass gerade sie eine prophetische Kraft haben, dass sie meinen Blickwinkel zurechtrücken. Dieses Miteinander macht unsere Welt lebenswerter und liebenswerter.
Ich wünsche mir für die Kirche und für unsere Gesellschaft, dass wir solchen prophetischen Stimmen mehr Gehör schenken und uns von ihnen anstecken lassen. Denn: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Aktuelles aus der Pfarre

www.barmherzige-brueder.at

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger

gottesdienst@orf.at