Taufe Flüchtlinge

APA/dpa/Claus Völker

Tauf-Boom durch Flüchtlinge: Oft schwierige Zeit für „Neu-Christen“

Tauf-Boom durch Flüchtlinge: Oft schwierige Zeit für „Neu-Christen“ | Christ oder nicht? Fragwürdige „Religionsprüfungen“ für Asylwerber | Kunst, zu überleben: “72 Stunden ohne Kompromiss” gegen Armut | Orthodoxie in der Krise: Streit um Ukraine-Kirche eskaliert

Sendungsprofil Orientierung

ORF

Sendungshinweis

21.10.2018, 12.30 Uhr, ORF 2 und am 24.10.2018, 08.30 Uhr, ORF III

Tauf-Boom durch Flüchtlinge: Oft schwierige Zeit für „Neu-Christen“

Eigentlich wollte er mit seinem Leben Schluss machen. A. – er möchte anonym bleiben - war verzweifelt, denn seine Frau war zum Christentum konvertiert.

Eine Entscheidung, die der strenggläubige Iraner nicht nachvollziehen konnte. Als Asylwerber war das Ehepaar vor einigen Jahren nach Österreich gekommen. Der Asylantrag des Paars wurde positiv entschieden, aber die Ehe war zerrüttet.

A. nahm Drogen und wurde zunehmend gewalttätig. Ein Zufall führte ihn in den Stephansdom. Ein Besuch, der sein Leben komplett änderte. Auch A. wollte plötzlich Christ werden und ließ sich nach längerer Vorbereitung schließlich taufen.

Konversionen vom Islam zum Christentum sind keine Seltenheit in Österreich. Und es sind vor allem Migrantinnen und Migranten, die vom Islam zum Christentum konvertieren - ein Phänomen, das quer durch alle Konfessionen zu beobachten ist.

Ganz ungefährlich ist eine Konversion vielfach freilich nicht: Konvertitinnen und Konvertiten gelten nach islamischem Verständnis als „Abtrünnige“. In einigen islamischen Ländern steht darauf die Todesstrafe. In Österreich müssen die „Neu-Christen“ oft damit rechnen, von ihren Herkunftsfamilien in der alten Heimat geächtet zu werden. Von muslimischen Landsleuten hier werden nicht wenige bedroht und diskriminiert.

Dementsprechend vorsichtig verliefen die Dreharbeiten der „Orientierung“: Nur wenige Interviewpartner waren bereit, mit Namen und Gesicht vor die Kamera zu treten. Den anderen wurde aus Sicherheitsgründen Anonymität zugesichert.

Im Beitrag kommen aber auch Personen zu Wort, die Menschen bei ihrem Wechsel von einer Religion in die andere begleiten. Für die römisch-katholische Kirche ist Friederike Dostal dafür österreichweit Ansprechpartnerin.

Reinhold Eichinger, Vorsitzender des Bundes Evangelikaler Gemeinden in Österreich erzählt, dass es bei den Freikirchen kaum noch eine Gemeinde ohne ehemalige Muslime gibt.

Bericht: Marcus Marschalek, Mitarbeit: Nicolas Pindeus, Philipp Supper; Länge: 7 Min.

Christ oder nicht? Fragwürdige „Religionsprüfungen“ für Asylwerber

Religion ist ein Schutzgrund für jene Geflüchteten, denen im Heimatland für ihr religiöses Bekenntnis der Tod drohen könnte. So im Iran oder in Afghanistan, wo die Abkehr vom Islam mit der Todesstrafe durch Scharia-Gerichte oder oft einfach durch Familienangehörige verfolgt wird.

Aber: Ist ein konvertierter Asylbewerber wirklich Christ geworden oder täuscht er oder sie dies vor, um die Bleibe-Chancen zu erhöhen? Eine schwierige Entscheidung, die von staatlichen Asylbehörden getroffen werden muss.

Auch in Deutschland sind in den vergangenen Jahren tausende Iraner und Afghanen getauft worden. Doch die Zahl ihrer Anerkennung als Asylwerber ist drastisch gesunken - vor allem in Ostdeutschland und in Bayern.

Staatliche Entscheider des deutschen Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, kurz BAMF genannt, beurteilen dabei mit fragwürdigen Beweisen, ob jemand Christ ist oder nicht. Das geht aus Dokumenten hervor, die der “Orientierung” vorliegen.

Pfarrer und Juristen befürchten eine Einmischung des Staates in innerkirchliche Angelegenheiten, und - noch gravierender - eine Verletzung des Rechts auf Glaubensfreiheit. Dabei weiß im BAMF, das schon oft in den Schlagzeilen war, in Sachen Religion offenkundig oftmals die linke Hand nicht was die rechte tut.

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Bericht: Detlef Urban, Länge: 10 Minuten

Kunst, zu überleben: “72 Stunden ohne Kompromiss” gegen Armut

Auch wenn die Anzahl der von Armut betroffenen Menschen in der EU leicht gesunken ist, so lassen die absoluten Zahlen dennoch aufhorchen: Allein in Österreich sind fast 300. 000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet.

Das bedeutet konkret: Eine ausgewogene Ernährung, die Teilnahme an einer Schulschiwoche oder ein neues Kleid für den Abschlussball sind für viele junge Menschen nicht erschwinglich. Armut hat dabei viele Gesichter: Gesellschaftliche Ausgrenzung, sozialer Abstieg, geringe Bildungschancen sind Folgen, unter denen immer mehr Jugendliche leiden.

“72 Stunden ohne Kompromiss”, die größte Jugendsozialinitiative Österreichs – organisiert von Katholischer Jugend in Zusammenarbeit mit youngCaritas und Hitradio Ö3 - steht dieses Jahr unter dem Leitsatz “Challenge your limits”.

Die Erfahrung, an die Grenzen des Möglichen zu stoßen, gehört für von Armut betroffene Menschen zum Alltag. Um das Leben aus der Perspektive dieser Menschen wahrzunehmen, konfrontieren sich z.B. Jugendliche aus Linz 72 Stunden lang mit den verschiedenen Facetten des Phänomens Armut:

Sie besuchen Einrichtungen der Caritas, begleiten Streetworker durch das nächtliche Linz und setzten sich in einem Selbstversuch eigener Armutserfahrung aus, indem sie versuchen, einen Tag lang ohne Smartphone und ohne Geld auf der Straße zu (über-)leben.

Bericht: Marcus Marschalek, Mitarbeit: Philipp Supper; Länge: 8 Minuten

Orthodoxie in der Krise: Streit um Ukraine-Kirche eskaliert

Der Machtkampf in der orthodoxen Kirche hat sich in den vergangenen Tagen zu einer Kirchenspaltung zugespitzt. Die russisch-orthodoxe Kirche sieht traditionsgemäß die Region der heutigen Ukraine als ihr „kirchliches Herrschaftsgebiet“ an.

Doch schon vor vielen Jahren hat sich die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats von Moskau losgelöst. Das galt bisher als „nicht-kanonisch“, also nicht in „Kircheneinheit“. Um das zu ändern ist auf Bitte des ukrainischen Präsidenten nun der Ökumenische Patriarch Bartholomaios in Istanbul aktiv geworden:

Er hat die ukrainisch-orthodoxe Kirche unmittelbar seinem Patriarchat unterstellt und lässt – gegen den erbitterten Widerstand der russisch-orthodoxen Kirche, die dem Ökumenischen Patriarchat die liturgische Einheit mit der Kirche aufgekündigt hat – die Autokephalie, also Eigenständigkeit, vorbereiten.

Russlands Außenministerium spricht von einer „Provokation“, die ukrainische Regierung begrüßt die „historische Entscheidung“.

Bericht: Sandra Szabo, Länge: 2 Minuten

Moderation: Sandra Szabo
Redaktionsleitung: Norbert Steidl