Feierabend Vivaldi Wien Weihnachten

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Vivaldi, Wien und Weihnachten

Patricia Kopatchinskaja gehört weltweit zu den besten Geigerinnen. Dieses Jahr mit dem Grammy ausgezeichnet, gastiert sie mit den renommiertesten Orchestern der Welt.

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Sendungshinweis

FeierAbend, 24.12., 19.50 Uhr, ORF 2

Wien jedoch nimmt einen besonderen Platz in ihrem Leben ein. 1990, mit damals 13 Jahren, kam Patricia Kopatchinskaja als Flüchtling aus Moldawien nach Österreich. Hier ging sie ins Musikgymnasium und studierte Geige. Prekäre Lebensverhältnisse zwangen sie dazu, rasch erwachsen zu werden.

Ihre Kindheit hat Patricia Kopatchinskaja bei ihren Großeltern am Land verbracht, da ihre Eltern als erfolgreiche Musiker in der Sowjetunion auf ausgedehnten Tourneen waren.

Bei den Großeltern ist sie erstmals mit Musik und Religion in Berührung gekommen – und mit der orthodoxen Liturgie. Vorwiegend alte Menschen besuchten damals die von der Regierung verpönten Gottesdienste in der orthodoxen Kirche. Für sie war der Kirchenbesuch auch ein Stück weit Widerstand gegen ein menschenerachtendes Regime.

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Moldawien war durch den 2. Weltkrieg besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Land war Opfer sowohl der deutschen als auch der sowjetischen Aggression. Für ein Konzert in der „Französischen Kirche“ in Bern hat Patricia Kopatchinskaja ein Programm gemeinsam mit der „Camerata Bern“ zusammengestellt: „Zeit und Ewigkeit“.

In der verzweifelten Musik von Hartmanns „Concerto funebre“ geht es um die Kraft der Vergebung. Für die Musikerin etwas, was zum Stärksten gehört, wozu Glaube und Religion motivieren kann.

Mit Weihnachten kam Patricia Kopatchinskaja erst in Österreich in Berührung.

Eine Schulfreundin hatte sie in Jugendtagen zu ihrer Familie nach Waidhofen mitgenommen. Gemeinsam wurde in der Kirche musiziert und gemeinsam unter dem Christbaum gefeiert. Heute feiert Patricia Kopatchinskaja das Weihnachtsfest mit ihrer Tochter und ihrem Mann so, wie sie es dort kennen gelernt hat, zu Hause in der Schweiz.

Ihre wahre Heimat findet Patricia Kopatchinskaja in der Musik, in der Fantasiewelt der Komponisten, in den Stücken. Um offen und frei zu sein versucht sie, - bei all ihrer technischen Perfektion - sich die Naivität und Verletzlichkeit eines Kindes zu bewahren.

Dann gelingen manchmal jene Sternstunden im Konzertsaal, für die sie so verehrt wird, erzählt die Ausnahmemusikerin. Jene magischen Momente, für die sie arbeitet, um die sie sich bemüht. „Das ist dann jene Mystik, die in und durch die Musik entsteht!“

Für ein Konzert und Aufnahmen zu ihrer neuen CD kehrte sie kürzlich nach Wien zurück. Mit dem Ensemble „Il Giardino Armonico“ spielte sie Vivaldi und zeitgenössische italienische Komponisten. Eine Kombination, die ihr besonders am Herzen liegt.

Ein Film von Robert Neumüller
Redaktion: Barbara Krenn