ater Philimon führt Pilger in die „Philosophische Schule“, in der die Gebeine der verstorbenen Mönche ruhen

ORF/Langbein & Partner/ © VIDICOM/Peter Bardehle

„Athos Berg der Mönche“ und „Das Leben entrümpeln“

Die Mönchsrepublik bei Thessaloniki in Griechenland ist eines der letzten Geheimnisse Europas. Auf dem Athos lebt das 1453 untergegangene Byzanz fort - in den Mönchen, in ihrer Kunst und in ihren Riten.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 23. April 2019
um 22.35 Uhr, ORF 2

Athos Berg der Mönche

Ein Rhythmus aus schwingenden Tönen erfüllt die Dunkelheit der Gemäuer. Ein Mönch singt Psalm um Psalm, Stunde um Stunde. Um sechs Uhr morgens ist das Werk erfüllt, die Liturgie vollendet, die Nacht besiegt, ein neuer Tag wird am Athos willkommen geheißen. So geht das seit über 1000 Jahren.

Die Mönchsrepublik bei Thessaloniki in Griechenland ist eines der letzten Geheimnisse Europas. Auf dem Athos lebt das 1453 untergegangene Byzanz fort - in den Mönchen, in ihrer Kunst und in ihren Riten. Die Halbinsel ist das spirituelle Herz der Orthodoxie, ein Refugium, an dem das Alte wichtiger ist als das Neue. Sie ist eine Oase der Stille.

Knapp 350 Quadratkilometer dicht bewaldet, felsig und beinahe menschenleer. Heute leben etwa 3000 Mönche in dem kleinen Kirchenstaat ein Leben mit dem Tod und mit ihrem Glauben.
Verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit folgen sie ihren Regeln, die Hierarchie und Rangunterschiede betonen.

Zum ersten Mal gelingt es einem Filmteam, einen tieferen Einblick in das Leben der abgeschotteten Mönchsrepublik Athos zu erhalten. Wir begleiten Vater Spyridon in seinem Lebensabend und Vater Grigorios, der verzweifelt versucht, seine Zelle zu renovieren und dafür Pilger auf den Berg Athos führt. Ruhige, sorgfältig kadrierte Bilder lassen den Zuschauer in eine unbekannte Welt eintauchen und eines der letzten Geheimnisse Europas entdecken.

Das Leben entrümpeln

Ein Bewohner Westeuropas besitzt durchschnittlich rund 10.000 Gegenstände. Der Besitz der Haushalte ist in den vergangenen 50 Jahren quantitativ stark gestiegen, aber es wird vergleichsweise auch immer mehr entsorgt.

Leben auf kleinstem Raum. Hausherrin Silke Bernhardt in ihrem noch im Bau befindlichen "tiny house" in Niederösterreich

ORF/Posch TV/Ursula Merzeder

Immer mehr Leute „sharen“, also teilen Gegenstände wie Autos, Bücher, Werkzeug oder Kleidung. Ist das der neue nachhaltige Konsum? Der Film zeigt Menschen, die ihren Alltag nachhaltig umgestellt haben – sei es durch eine Shopping-Diät, durch einen Jobwechsel, durch die Entdeckung eines neuen Sinns. Das geht bis zum völligen Ausstieg aus dem Leben, wie wir es kennen.

Silke Bernhardt hat ihre 80-Quadratmeter-Wohnung aufgegeben und ihre Sachen auf einem Flohmarkt verkauft. Ihr Besitz hat sie belastet. Jetzt wohnt sie mit wenigen Gegenständen in einem Wohnwagen und hat das Gefühl, mehr Zeit zu haben.

Franz Köck hat 27 Jahre lang in einer Bank gearbeitet, bis ihn der ständig wachsende Geld- und Konsumwahn dazu gebracht hat, zu kündigen. Heute ist er Qigong-Lehrer und hält sich an keinem Besitz mehr fest.

Nunu Kaller war shoppingsüchtig. Bei jeder Gelegenheit ging sie einkaufen. Vor fünf Jahren zog sie die Reißleine und machte einen eiskalten Entzug – ein Jahr Shoppingdiät und der Vorsatz, nichts zu kaufen. Sie schaffte es und hat ihren Kleiderkonsum völlig umgestellt. Heute shoppt sie, wenn überhaupt, nur noch ökologisch, vor allem aber wird Kleidung getauscht. Denn Tauschpartys sind gerade bei jungen Frauen immer mehr im Trend.

Julia Petschnig hat ihren eigenen Verein gegründet, wo Lebensmittel und Gegenstände vor dem Müllplatz gerettet werden. Jeder, der mag, kann sich Dinge abholen, die er für sich brauchen könnte.

Die katholische Sozialethikerin Ingeborg Gabriel und der evangelisch-methodistische Pastor und frühere Superintendent Lothar Pöll analysieren die gesellschaftlichen Trends und reflektieren die drängenden ethischen Fragen und alternativen Lebensmodelle.

„Wenn jeder Einzelne darauf verzichtet, Besitz anzuhäufen, dann werden alle genug haben“, meinte schon Franz von Assisi – und drückt damit die Überzeugung aller großen Religionen aus, die gerade in Maßhalten und Verzicht wichtige langfristige Schritte zu einem geglückten Leben sehen.

Ein Film von Steffi Hawlik