Paul Michael Zulehner

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Am Anfang stand die Sehnsucht

Eigentlich wollte er Dirigent werden. Er liebt Bruckner, Bach und Schostakowitsch. Heute zählt er zu den bekanntesten Theologen Österreichs - die Rede ist von Paul Michael Zulehner.

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ORF

Christtag, MI, 25.12.2019, 19:52 Uhr

„Die Naturwissenschaft fragt immer: woher kommt die Welt? Wie ist sie entstanden? Wie hat sie sich entwickelt? Während ich als Theologe anders frage: worauf läuft das Ganze hinaus?!“ so der Religionssoziologe Paul Michael Zulehner.

Für ihn sind naturwissenschaftliches Denken und Glaube kein Widerspruch. Im Gegenteil: sie bedingen vielmehr einander. „Was ist das Weltall für eine unglaubliche Komposition?

Ich verstehe, dass viele Menschen dann sagen: das ist kein Gottesbeweis, aber das Staunen ist vielleicht etwas, was uns dem näher bringt, den wir dann theologisch Gott nennen“, sagt Paul Michael Zulehner. Am 20. Dezember, feierte er seinen 80. Geburtstag – für ihn in erster Linie ein Anlass zum Innehalten: was bleibt von einem Leben? Was kommt noch?

Blickt er auf sein Leben zurück, so bleibt ein stiller Wunsch offen: eigentlich wollte er Dirigent werden. Zeit seines Lebens liebt er Bruckner, Bach und Schostakowitsch. Und auch die Sehnsucht nach einer Partnerschaft und Kindern kennt er - und dennoch hat er sich für das zölibatäre Leben entschieden.

„Zu leben heißt auch, dass Rechnungen offen bleiben, dass vieles ein Fragment bleibt und Sehnsüchte in eine andere Existenzweise ausgelagert werden müssen,“ so der Pastoraltheologe. Seit fast einem halben Jahrhundert hat er innerkirchliche Vorgänge erläutert, kommentiert, kritisiert und sich eingemischt.

Die Geburt Jesu, der nicht mit Trompeten und Posaunen, sondern als verletzliches Kind zur Welt gekommen ist, hat für ihn vor allem auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag. Sich nämlich gerade für diejenigen einzusetzen, deren Menschenwürde bedroht ist.
Der „Feierabend“ gibt Einblicke in das persönliche Leben des Pastoraltheologen.

Ein Film von Karoline Thaler
Redaktion: Barbara Krenn