Pfarrer beim Gottesdienst

ORF/Posch TV/Christian Stoisser

„Gratwanderung“ wie Pfarrgemeinden um ihre Zukunft kämpfen

Vereinsamung und digitale Vernetzung, Wohlstand und soziale Umschichtungen, Säkularisierung und Einebnung der Transzendenz bei gleichzeitiger Sinnsuche vieler Menschen jenseits kirchlicher Angebote: Wo ist mitten in diesen Zeitphänomenen der „Ort“ einer katholischen Pfarrgemeinde?

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ORF

Sendungshinweis

DI, 07.07.2020, 22:35 Uhr

Karoline Thalers „kreuz und quer“-Dokumentation „Gratwanderung – Wie Pfarrgemeinden um ihre Zukunft kämpfen“ zeigt am Dienstag, dem 7. Juli 2020, um 22.35 Uhr in ORF 2 an zwei sehr unterschiedlichen Beispielen, wie sich Pfarren diesen Herausforderungen stellen.

Die Kirche steht nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa vor großen Herausforderungen. Der „Franziskus-Effekt“, der kirchliche Aufschwung, den manche im Windschatten der Wahl des Lateinamerikaners Jorge Mario Bergoglio zum Papst zu erkennen meinten, scheint verpufft.

Die Kirchengemeinden spüren wieder den harten Boden der langfristigen gesellschaftlichen und kirchlichen Trends. Pfarrgemeinden haben heute gleichermaßen mit Priestermangel und Gläubigenschwund zu kämpfen: Wie wird mit den Frustrationen schrumpfender Gemeinden umgegangen? Wie kann die Kirche, wie es ihrem Selbstverständnis entspricht, auch Menschen, die ihr fernstehen, für den christlichen Glauben gewinnen?

Und welche kirchlichen Entwicklungen und Reformen braucht es aus der Sicht der Betroffenen in den Pfarren, um die gegenwärtigen Herausforderungen zu akzeptieren und als Chance zu begreifen? Kirchenkritiker/innen meinen, die Engagierten in den Pfarren Österreichs seien wohl die letzten Getreuen einer sterbenden Art. Andere hingegen sehen sie als Avantgarde einer Zukunft, in der religiöse Fragen und Lebensdeutungen eine größere Rolle spielen könnten, als viele heute glauben.

„kreuz und quer“ skizziert einen möglichen Zusammenhang zwischen der Krise der Kirche und der Krise der Gesellschaft, begleitet die Pfarrer Andreas Lechner und Wolfgang Kimmel sowie einige ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und fragt nach den Quellen ihrer spirituellen Erfahrung als Triebfeder für ihren Dienst an den Menschen: An persönlichen Begegnungen wird deutlich, wie christlicher Glaube über Grenzen hinweg Gemeinschaft stiften und Orte der Heilung und der Hoffnung schaffen kann.

Der Film stellt am Beispiel des Seelsorgeraums Oberes Ennstal in der Steiermark und der Pfarre Dornbach im 17. Wiener Gemeindebezirk Veränderungen und Erneuerungen in den jeweiligen Pfarren vor – und nimmt dabei Menschen in den Blick, die diese Projekte aus Leidenschaft begleiten.

Wie versucht eine Großpfarre, bestehend aus elf Teilgemeinden, das Hoffnungspotenzial des christlichen Glaubens ins konkrete Leben zu übersetzen? Und mit welcher Resonanz setzt eine Pfarre am Stadtrand von Wien auf charismatische Lobpreis-Gottesdienste und offene, niederschwellige Projekte, um junge Menschen für Glaube und Kirche zu begeistern?

Beide Pfarren versuchen auf unterschiedliche Weise auf existenzielle Fragen lebensrelevante Antworten zu finden: beispielhaft bei Taufe und Hochzeit, aber auch im Alltag bei Gottesdiensten für demenzkranke Personen und Kinder.