Lexikon der Religionen:

Kama

Sinneslust und personifizierte Gottheit

„Kama“ bezeichnet allgemein die Lust der Sinne, Verlangen nach weltlichem Genuss, speziell aber versteht man darunter die erotische Begierde. Diese Lust bezeichnen schon die frühesten Texte, die „Veden“, als Urtrieb, als Quelle und Ursprung aller Dinge (Rigveda,10.129). Auch das Epos „Mahabharata“ erwähnt, dass ohne Kama, ohne dem Verlangen, etwas zu vollbringen, jede Leistung unmöglich sei.

Zusammen mit „Artha“, dem Streben nach Wohlstand, „Dharma“, der Gesetzmäßigkeit, sowie „Moksha“, der Erlösung, gehört Kama zu den „Purushartha“, den „vier legitimen Zielen des Lebens“. Gleichzeitig zählt Kama auch zu den „sechs Feinden“ (mehr dazu im Eintrag Dharma), die auf dem Weg zur Erlösung überwunden werden müssen.

Die männlich gedachte Gottheit Kama oder Kamadeva verkörpert dieses Verlangen. Die Mythologie erzählt, dass dieser einst Gott Shiva in seiner Meditation störte, indem er mit seinem Liebespfeil auf ihn schoss. Zur Strafe verbrannte ihn Shiva mit seinem dritten Auge. Aber ohne Kama verschwand alle Liebe auf der Erde und darum musste Shiva ihn wieder zum Leben erwecken.

Das Kamasutra: Erotik, Liebe, Familienleben

Das Kamasutra, „Verse der Begierde“, ist eines der bekanntesten Bücher der Weltliteratur zum Thema Erotik. Es ist aber nicht nur ein Lehrbuch über verschiedene Varianten der Sexualität, sondern auch über ein tugendhaftes Leben, über Liebe und Familienleben. Obwohl im religiösen Kontext geschrieben, ist das Buch ein säkularer Text, der sich an ein höfisches Publikum wendet. Die Entstehungszeit ist nicht gesichert, es wurde vermutlich zwischen 200 und 300 n. Chr. geschrieben. Als Verfasser gilt der Philosoph Vatsyayana (Vātsyāyana).

Übersichtsartikel zum Hinduismus

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: