Missbrauch in Kremsmünster: Pater droht Anklage

Das Nachrichtenmagazin „profil“ hat Auszüge aus jenem Gerichtsakt veröffentlicht, in dem die Missbrauchsfälle in Stift Kremsmünster behandelt werden. Ein Pater steht offenbar vor der Anklage.

1200 Seiten umfasst der Gerichtsakt, der die Ermittlungen rund um Missbrauchsvorwürfe im oberösterreichischen Stift Kremsmünster beinhaltet. Darin sprechen Opfer von einem „Nachkriegs-KZ“ und einem „Vernichtungslager für Kinderseelen“. Gewalt und sexueller Missbrauch sollen bis in die 90er-Jahre an der Tagesordnung gewesen sein. Gegen zwölf mutmaßliche Gewalttäter wurde ermittelt, in einem Fall soll es nun zur Anklage kommen.

Außenansicht Stift Kremsmünster

APA/Rubra

Von einem „Nachkriegs-KZ“ und einem „Vernichtungslager für Kinderseelen“ sprechen die Missbrauchsopfer von Kremsmünster in den Gerichtsakten.

Die Protokolle in dem Gerichtsakt seien schockierend, berichtet das Nachrichtenmagazin „profil“, dem der Akt vorliegt. Es wurden 40 mutmaßliche Opfer einvernommen. Die Gewaltrituale hätten teilweise an Hinrichtungen erinnert, berichteten Opfer laut „profil“: Zehn-, zwölfjährige Kinder mussten sich hinknien oder gar die „Bet-Stellung“ einnehmen, bevor sie misshandelt wurden. Auch sexueller Missbrauch sei keine Seltenheit gewesen.

Internatsleiter bedrohte Kinder mit Pumpgun

In zwölf Fällen wurde ermittelt, elf Verfahren mussten wegen Verjährung eingestellt werden. Angeklagt werden soll nun ein 78-jähriger Pater, der auch Internatsleiter, Erzieher und Musiklehrer war. Er soll in seinem Zimmer eine Pistole und eine Pumpgun aufbewahrt und damit Kinder bedroht haben. Im Vorjahr wurde die Pumpgun beschlagnahmt, nachdem der jetzige Abt Ambros Ebhart die Polizei gerufen hatte. Der 78-Jährige ist vergangene Woche aus dem Kloster ausgetreten. Das Austrittsgesuch wurde Abt Ambros Ebhart am Donnerstag vorgelegt und bereits angenommen. „Der Austritt ist nicht vorübergehend sondern endgültig“, so der Abt.

Abt Ambros habe den Strafakt gekannt und selbst für unglaublich gehalten, sagt er im Interview mit ORF Oberösterreich. Durch die Gespräche mit Opfern sei ihm aber klar geworden, „dass doch, Leider Gottes, vieles so geschehen ist und dass ich das äußerst bedaure und mich bei den Opfern, für das was da geschehen ist, nur entschuldigen kann“.

„Es hat Gerüchte gegeben“

Auf die Frage, ob er selbst oder seine Mitbrüder etwas von den Vorgängen mitbekommen hätten, antwortete Abt Ambros: „Ich habe gesagt und ich kann es nur wieder sagen – ich bin selbst acht Jahre hier in die Schule gegangen – es hat Gerüchte gegeben.“ Diesen Gerüchten sei aber nicht nachgegangen worden „und das war ein großer Fehler.“ Die Umstände heute seien ganz anders, so der Abt weiter, und das Konvikt gebe es praktisch nicht mehr. Erst im Februar hatte das Stift bekannt gegeben, dass der Internatsbetrieb auslaufen würde.

(religion.ORF.at)