Putin lobt orthodoxe Kirche als Hüterin der Moral

Zum orthodoxen Weihnachtsfest hat Kremlchef Wladimir Putin die Kirche als Hüterin der Moral gelobt. Die russisch-orthodoxe Kirche hat erheblichen Einfluss in Russland und gilt als Machtstütze Putins.

„Dieser Tage sind die Bemühungen der Kirche besonders sichtbar, das moralische Fundament der Gesellschaft zu kräftigen sowie unser geistliches und kulturelles Erbe zu bewahren“, schrieb Putin am Dienstag an den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill. Erst vor rund einem Monat hatte Putin Russland zum Verteidiger konservativer Werte ausgerufen.

Wladimir Putin beim Gottesdienst in Sotschi

APA/EPA/Maxim Shemetov

Wladimir Putin beim Gottesdienst zum orthodoxen Weihnachtsfest in Sotschi

Gottesdienst in Sotschi

Einen Monat vor Beginn der Olympischen Winterspiele feiert der Kremlchef das Weihnachtsfest demonstrativ im Austragungsort Sotschi. Das Staatsfernsehen zeigte, wie sich der Kremlchef, umringt von Kindern, in der ersten Reihe mehrmals bekreuzigte. In genau einem Monat werden in dem Kurort am Schwarzen Meer die ersten Olympischen Winterspiele in Russland eröffnet.

Orthodoxe Weihnachten

Orthodoxe Christen feiern Weihnachten nach dem Julianischen Kalender, also 13 Tage nach dem westlichen Weihnachtsfest. Die orthodoxen Weihnachtsgottesdienste finden am 6. Jänner (Heiliger Abend) und 7. Jänner (Christtag) statt.

In Moskau strömten Tausende Gläubige zu der traditionell vom Patriarchen geleiteten Mitternachtsmesse in der Christ-Erlöser-Kathedrale. Auch Regierungschef Dimitri Medwedew und seine Ehefrau Swetlana Medwedewa nahmen daran teil. In der wichtigsten Kirche Russlands ist noch bis zum 13. Jänner eine der bedeutendsten orthodoxen Reliquien zu sehen. Es sei das erste Mal seit Jahrhunderten, dass die Gaben der Heiligen Drei Könige außerhalb des berühmten Bergs Athos in Griechenland gezeigt würden, betonten Kirchenvertreter. Erwartet wird ein Ansturm Hunderttausender Gläubiger.

Kritiker: „Unheilige Allianz“

Gegen die „unheilige Allianz“ zwischen der mächtigen russisch-orthodoxen Kirche und der Regierung hatte die kremlkritische Punkband Pussy Riot vor knapp zwei Jahren in der Moskauer Erlöserkathedrale protestiert. Zwei der Frauen, die Wortführerin Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina, die nach 20 Monaten Lagerhaft kürzlich vorzeitig aus der Haft entlassen worden waren, kündigten Ende Dezember weitere Aktionen an.

Die beiden Musikerinnen und Aktivistinnen waren im Februar 2012 nach einer Protestaktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale gegen Putin und die orthodoxe Kirche wegen „Rowdytums“ zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Ihre ebenfalls wegen der Aktion verurteilte Mitstreiterin Jekaterina Samuzewitsch kam später auf Bewährung frei. Die Urteile hatten weltweit Proteste ausgelöst.

religion.ORF.at/APA/dpa

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