Rabbiner und Imam: Werben um Verständigung

Der Imam Ramazan Demir und der Rabbiner Schlomo Hofmeister wollen die Gemeinsamkeiten von Juden und Muslimen aufzeigen. Im Interview mit dem MO-Magazin sprachen sie über Toleranz, das Abendland und PEGIDA.

Sie äußerten sich auch zu Themen wie Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Der Wiener Rabbiner Hofmeister kritisierte in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des von SOS Mitmensch herausgegeben MO-Magazin für Menschenrechte, die missbräuchliche Verwendung des Begriffes „Abendland“.

Der Begriff beinhalte „eine Konnotation, die mit einem toleranten Miteinander unvereinbar ist“, so der Rabbiner. Er könne auch mit der Bezeichnung „christlich-jüdisches Abendland“ nur sehr wenig anfangen. Hofmeister: „Diesen Begriff empfinde ich persönlich als Anbiederung. Seit der Zeit der Kreuzzüge wurde im Namen des christlichen Abendlandes das Judentum abgeschlachtet. Und jetzt, nach der Shoa, ist es auf einmal das „christlich-jüdische Abendland“? Ich habe ein Problem schon mit dem Begriff Abendland.“

Imam Ramazan Demir und der Rabbiner Schlomo Hofmeister

Magdalena Blaszczuk

Imam Ramazan Demir und Rabbiner Schlomo Hofmeister leben den interreligiösen Dialog

Gemeinsamkeiten im Fokus

In dem Interview erklärten Rabbiner Hofmeister und der Wiener Imam Demir die Gemeinsamkeiten von Juden und Muslimen: „Wenn in der muslimischen Community darüber berichtet wird, dass auch die Juden die Beschneidung haben oder dass auch die Juden darauf achten, wie sie ihr Fleisch schächten, dann verbindet das“, sagte Demir. Darüber hinaus schütze der Verweis auf gemeinsame religiöse Pflichten von Muslimen und Juden auch vor Angriffen von außen, sind Hofmeister und Demir überzeugt. So wird etwa die islamfeindliche PEGIDA auch von Rabbiner Hofmeister kritisch gesehen: „Sie sagen heute, wir sind gegen Muslime, und morgen werden sie sagen, sie sind gegen andere Minoritäten."

In Schulen ansetzen

Angesprochen auf Antisemitismus unter Muslimen, sieht Imam Demir eine Gefahr durch die Gleichsetzung von Israel mit dem Judentum. „Es gibt Muslime, die antisemitisch sind, weil sie Israel beziehungsweise die israelische Politik mit dem Judentum gleichsetzen. Dort, wo ich eine solche Gleichsetzung höre, sage ich sofort, stopp!“, sagte Demir. „Ich gehe in meinem Unterricht mit Schülern ganz bewusst immer wieder auf die Gemeinsamkeiten mit dem Judentum und auch mit dem Christentum ein. Nur so schaffen wir ein Miteinander, einen Zusammenhalt“, so der Imam.

Hofmeister und Demir sind schon in der Vergangenheit gemeinsam aufgetreten und haben für eine Verständigung zwischen Muslimen und Juden plädiert. Vergangenes Jahr machten die beiden zusammen eine Reise nach Istanbul, Jerusalem und die Palästinensergebiete und zeigten das interreligiöser Dialog auch in Konfliktregionen möglich ist.

religion.ORF.at

Link: