Startschuss für Campus der Religionen in Wien
Gemeinsam einen Ort schaffen, an dem Menschen aller Religionen und Konfessionen Kraft tanken und in Dialog treten können, so formuliert der evangelische Superintendent Hansjörg Lein das Ziel des Campus der Religionen, der im neuen Stadtteil Seestadt in Wien Aspern geplant wird.
ORF/Marcus Marschalek
Das Baufeld wurde am Freitagnachmittag von Vertretern der aktuell beteiligten Religionsgemeinschaften gesegnet. Zehn Fahnen markieren ab sofort den geplanten Bauplatz für den neuen Campus. Sie zeigen Symbole der vertretenen Glaubensgemeinschaften und Konfessionen, aber auch der EU und Stadt Wien.
Miteinander der Religionen
Anwesend waren bei der Segensfeier neben Vertretern der christlichen Kirchen, der Israelitischen Kultusgemeinde, der Muslimischen Glaubensgemeinschaft und der Buddhistischen Religionsgesellschaft auch der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und der Bezirksvorsteher von Wien-Donaustadt, Ernst Nevrivy.
Bis 2030 wird auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern in Wien-Donaustadt ein neuer Stadtteil für rund 40.000 Menschen errichtet, die dort wohnen und teilweise auch arbeiten werden. „Wir haben überlegt, welchen Beitrag die Religionen zu diesem Projekt leisten können, und haben uns in den letzten zwei Jahren intensiv ausgetauscht“, so der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki im Gespräch mit religion.ORF.at. Es solle ein Ort entstehen, an dem die Religionsgemeinschaften versammelt sind und „auf Augenhöhe“ miteinander ins Gespräch kommen können. Wobei durchaus der Weg dorthin, schon Teil des Zieles ist, so Schutzki. „Das gemeinsame Planen, überlegen, ringen um Finanzierung, bringt uns zueinander.“
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Aktuell gibt es die Idee, dass jede Religionsgemeinschaft auf dem etwa 7.000 m2 großen Grund ein Gotteshaus errichtet, das rund um einen ovalen Platz gruppiert ist. Darüber hinaus ist ein Saal für Veranstaltungen, der gemeinsam genutzt wird, geplant.
Unterstützung der Stadt Wien
Das ist auch ein besonderes Anliegen für Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Mit Unterstützung der Stadt Wien, soll ein Raum geschaffen werden, an dem sich die Religionen gemeinschaftlich entfalten können. „Wie wollen hier auf vielfältigste Weise für das Wohl der Bewohner sorgen, nun wird es auch einen Ort geben, wo sie ihrer Spiritualität nachgehen können“, zeigte sich Ludwig erfreut.
Auch Erzpriester Drago Vujic von der Serbisch-orthodoxen Kirche betonte die Wichtigkeit, an diesem Ort in Zukunft gemeinsam vertreten zu sein. Er selbst habe in Seestadt schon mehrere Wohnungen gesegnet. „Da wo Menschen neu einziehen, muss man auch etwas für die Seele tun. Wir können hier den Menschen Gott schenken, das ist wunderbar“, so der orthodoxe Geistliche.
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Es sei ein großer Ausdruck des Friedens, wenn sich hier in Zukunft die Menschen verschiedener Religionen zusammenfinden und so besser kennenlernen, betonte auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Fuat Sanac. Er könne sich vorstellen, dass das Projekt als Vorbild für andere Städte gelten könne, da es einen wichtigen Beitrag zum religiösen Frieden leisten würde, zeigte sich Sanac überzeugt.
Zeichen für ein friedliches Miteinander
Für Raimund Fastenbauer von der Israelitischen Kultusgemeinde ist der Campus ein „wichtiges und sichtbares Zeichen für Akzeptanz und Frieden“, da ein solches interreligiöses „Gemeinschaftsdenken“ keinesfalls selbstverständlich sei. Deswegen sei es auch für die Israelitische Kultusgemeinde wichtig, an diesem Projekt beteiligt zu sein, auch wenn die Zahl der jüdischen Bewohner der Seestadt wahrscheinlich eher gering sein wird, so Fastenbauer. Von Seiten der Kultusgemeinde ist daher vorerst kein eigener Tempel geplant, eine Beteiligung am Projekt wird eher bei der Errichtung des Gemeinschaftsraumes ansetzen.
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An diesem Ort könne etwas Einzigartiges entstehen, betonte auch der Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab. Er schloss sich mit der buddhistischen Formel „Mögen alle Wesen glücklich sein“, dem Segen an.
Dialog und Miteinander auf Augenhöhe
Für den Bauamtsdirektor der Erzdiözese Wien, Harald Gnilsen, ist die Umsetzung des Campus der Religionen ein durchaus „spannender Prozess“. „Wir wollen hier einen Ort schaffen an dem alle Religionen in ihrer Gleichwertigkeit aber auch Unterschiedlichkeit gleichermaßen vertreten sein werden“. Man wolle hier miteinander Verantwortung übernehmen und den dringenden religiösen Fragen zeitgemäß entgegentreten. Eine weitere Herausforderung für die Planer formulierte Gnilsen auch: „Wir wollen offen bleiben, falls noch jemand dazu kommt. Gleichzeitig soll aber architektonisch keine Lücke gesehen werden.“
In einem nächsten Schritt werden nun die Kirchen und Religionsgemeinschaften gemeinsam einen Masterplan für die Umsetzung des Campus erstellen und dabei geht es auch um die Finanzierung der Idee. Auch hier ist man sich einig. Geld ist kaum vorhanden und vor allem die kleineren Religionsgemeinschaften hoffen, dass die katholische Kirche einen Großteil der Kosten tragen wird. Ein genauer Zeitpunkt für den Baubeginn steht noch nicht fest. „Der Weg ist das Ziel“, hieß es diesbezüglich von Seiten der Religionsgemeinschaften.
religion.ORF.at/KAP/EPD