Schönborn: „1.000 Plätze für Flüchtlinge“
Die Erzdiözese Wien wird ihre Kapazitäten zur Flüchtlings-Unterbringung somit deutlich ausweiten. Auch in den anderen Diözesen erwartet er ähnliche Maßnahmen. Die katholische Kirche sei - gemeinsam mit der Caritas - bereits jetzt der größte private Quartiergeber in Österreich, sagte Schönborn. Aber es sei „noch Platz nach oben“. Man bemühe sich derzeit, rund um den Stephansplatz Quartiere aufzutreiben.
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Pfarren sollen mehr Quartiere anbieten
Aber auch die Pfarren seien aufgerufen, mehr Quartiere anzubieten, sagte der Kardinal. Gleichzeitig betonte er, dass er keine „Befehlsgewalt“ über die Pfarren habe, er könne nur Empfehlungen aussprechen. Das gleiche gelte für die Klöster. Eines sei für die Kirche jedenfalls klar: „Wir dürfen nicht den erhobenen Zeigefinger haben in der Frage der Flüchtlinge, und dann nicht das Unsere tun“, daher werde man Kapazitäten prüfen.
Von der Regierung forderte Schönborn eine schnellere Gewährung von Asyl für Flüchtlinge aus Syrien, denn von diesen würden 99 Prozent ohnehin Asyl bekommen. „Warum lässt man sie eine lange mühsame Prozedur durchlaufen?“, fragte er. Gesamtgesellschaftlich ortete der Kardinal eine „Veränderung in der Gesinnung“, das sei deutlich spürbar. Als Beispiel nannte er das zivilgesellschaftliche Engagement etwa am Wiener Westbahnhof.
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Besuch am Westbahnhof
Er selbst habe am Abend den Westbahnhof besucht, der in den letzten Tagen zentrale Durchlaufstation für Tausende Flüchtlinge vor allem aus Ungarn gewesen ist. Die Hilfsbereitschaft der Menschen dort habe ihn „tief beeindruckt“. Zu diesem Stimmungsumschwung habe vermutlich auch das Drama auf der A4 mit 21 Toten beigetragen, so der Wiener Erzbischof. „Es gibt so viele Pfarren, Gemeinden und persönliche Initiativen - diese machen mich zuversichtlich, dass wir es wirklich schaffen können, die rund 70.000 Flüchtlinge unterzubringen“.
Nicht nur christliche Flüchtlinge
Stimmen, wonach einzelne Pfarren nur bereit wären, christliche Flüchtlinge aufzunehmen, erteilte der Kardinal eine Abfuhr: „Das ist sicher nicht unsere Position“, erinnerte Schönborn etwa an die Bosnien-Krise. Damals seien Tausende Flüchtlinge in Pfarren untergebracht worden - und das seien überwiegend Muslime gewesen.
Angesprochen auf das Engagement der Orden und Klöster in Österreich sagte Schönborn, dass auch diese sich zusammengetan haben und „alles tun, was möglich ist“, um Flüchtlingen Quartier zu bieten. So erinnerte Schönborn etwa daran, dass das Stift Admont ein ehemaliges Jugendhaus für Flüchtlinge hergerichtet hat; das Stift Klosterneuburg habe eine ganze Kaserne erworben zur Unterbringung von Flüchtlingen - und auch in St. Gabriel bei Mödling sei ein großes Quartier für jugendliche Flüchtlinge entstanden. „Man kann wirklich nicht sagen, dass die Klöster nichts tun“, so der Wiener Erzbischof.
religion.ORF.at/APA/KAP
Mehr dazu:
- Asyl: Schönborn verspricht 1.000 Plätze
(wien.ORF.at; 2.9.2015) - Schönborn zu Flüchtlingstragödie: „Genug!"
(religion.ORF.at; 31.8.2015)