„The Young Pope“: Ein kettenrauchender US-Papst
Die achtteilige Serie mit jeweils 50 Minuten langen Folgen ist eine Gemeinschaftsproduktion von Sky, HBO und Canal+ und wird ab Oktober ausgestrahlt. Der englischsprachige Trailer lässt erahnen, dass „Der junge Papst“ einiges an Dramapotenzial in der geistlichen Machtsphäre des Vatikans umsetzt.
„Ich bin ein Widerspruch. Wie Gott“
Die Serie dreht sich um das Pontifikat des Italo-Amerikaners Lenny Belardo, dessen Wahl zum Papst „Ergebnis einer einfachen, aber effektiven Medienstrategie des Konklaves“ zu sein scheint, wie ein Sky-Pressetext verrät. Bedeutungsschwer und mysteriös kommt der Trailer daher: „Wer bist du, Lenny?“, fragt eine Stimme aus dem Off. „Ich bin ein Widerspruch“, antwortet der so Angesprochene. „Wie Gott. Wie Maria, Jungfrau und Mutter. Wie der Mensch, gut und böse.“
Reuters/Yara Nardi
Dazu sieht man zwischen Schwarzblenden Lenny beim Aufwachen - als Erstes fällt ihm ein blutüberströmtes Kruzifix ins Auge. Danach der junge Papst untergetaucht und betend in einem Schwimmbecken, vor dem Spiegel, wie er seinen Bademantel fallen lässt, Lenny mit Zigarette und wie er die Hand schwer auf die reich verzierte Lehne seines Papststuhls fallen lässt. Man versteht: Das ist ein vielschichtiges, hochkarätiges Drama.
Internationale Besetzung
Hochkarätig zumindest ist durchaus die international durchmischte Besetzung: Neben Law spielen Filmgrößen wie Diane Keaton („Was das Herz begehrt“, als Nonne), James Cromwell („L. A. Confidential“, „Ein Schweinchen namens Babe“, als Kardinal), Scott Shepherd („Bridge of Spies“), die Französin Ludivine Sagnier („Swimming-Pool“), die belgische Cesar-Preisträgerin Cecile de France („Chanson d’Amour“) und der italienische Schauspieler Silvio Orlando („Il Ciamano“) mit.
Lenny Belardo alias Papst Pius XIII. ist „gleichzeitig raffiniert und naiv, altmodisch und modern, zweifelnd und entschieden, ironisch, pedantisch, verletzt und unbarmherzig“, wie der Kabelsender Sky auf seiner Website den leicht volatilen Charakter skizziert. Die rätselhaft-verklausulierte Atmosphäre des Kirchenstaats, streng nach Klischee, tut ein Übriges, um eine spannende Storyline herzugeben.
Regisseur und Oscar-Preisträger Sorrentino, bekannt für seine Filme „La Grande Bellezza - Die große Schönheit“ und zuletzt „Youth - Ewige Jugend“, sei ein Garant für „eine markante Autorenvision, wie sie nur zu diesem spezifischen Zeitpunkt geschaffen werden konnte“, schreibt der britische „Guardian“ (Onlineausgabe) über das Projekt.
Vor Papst Franziskus schwer vorzustellen
Damit ist die durch Papst Franziskus seit seinem Amtsantritt 2013 von Grund auf veränderte mediale Positionierung der römisch-katholischen Kirche gemeint. Man kann sich eine solche Serienidee unter einem seiner Vorgänger nur schwer vorstellen; jedenfalls scheint die Zeit reif zu sein für eine saftige TV-Serie über einen jungen Papst. Mit dem vielseitigen Film-Beau Law („Sherlock Holmes“, „Black Sea“) in der Hauptrolle hat man auch einen zugkräftigen Star verpflichtet.
Reuters/Manuel Silvestri
Bezüge zu anderen Topserien
Der „Guardian“ findet in dem knapp eine Minute langen Trailer Bezugspunkte zu gleich vier Erfolgsserien: Die Zigaretteneinstellung gemahne an Don Draper, den Macht- und Genussmenschen aus „Mad Men“, das Gebet unter Wasser erinnere an den religiös getriebenen Nicholas Brody („Homeland“). Das Erwachen mit Augenaufschlag habe man bei Jack Shepherd zum Auftakt von „Lost“ so schon gesehen, während die Machtpose mit Wendung Richtung Publikum die Signatur von Frank Underwood („House of Cards“) trage. Menschen mit durchschnittlich ausgeprägter „Media Literacy“ kennen sich aus: Das ist ein Zerrissener, ein Antiheld, wie er im (heiligen) Buche steht.
Darsteller Law (43) beklagte sich über strapaziöse Bedingungen während des Drehs im August in Italien: Das Papst-Gewand sei recht unbequem gewesen, wie Medien im Herbst berichteten. Gedreht wurde unter anderem in Italien: Über 500 Statisten kamen bei den Dreharbeiten auf dem Markusplatz und an anderen, für die Arbeiten abgeriegelten Orten in Venedig zum Einsatz. Weitere Schauplätze sind Rom, die USA, Afrika und Puerto Rico.
Johanna Grillmayer, religion.ORF.at