Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf geht

Am Samstag wählen die Äbte der Benediktinischen Konföderation, des Zusammenschlusses aller Benediktinerklöster weltweit, einen Nachfolger für Abtprimas Notker Wolf. Wolf gibt sein Amt als oberster Repräsentant der Benediktiner nach 16 Jahren ab.

Die Benediktinische Konföderation repräsentiert mehr als 20.000 Ordensmänner- und Frauen. Papst Franziskus dankte dem scheidenden Abtprimas Wolf (76) am Donnerstag. Er habe in den vergangenen Jahren „wertvollsten Dienst“ geleistet, sagte der Papst bei einer Audienz für Benediktineräbte im Vatikan. „Nach 16 Jahren des Herumfahrens frage ich mich, wer kann diesen Mann stoppen?“, so der Papst. Wolf war von Amts wegen häufig auf Reisen.

Wahl des Nachfolgers

Die Ordensoberen der Benediktinischen Konföderation sind derzeit in Rom zu ihrem regelmäßigen Internationalen Kongress versammelt. Am Samstag wählen sie einen Nachfolger für Wolf, der das Amt als oberster Repräsentant von mehr als 20.000 Ordensmännern und -frauen seit dem Jahr 2000 innehatte. Der Buchautor Wolf, zu dessen weltlicheren Leidenschaften die Rockmusik gehört, will seinen Ruhestand in seinem bayerischen Heimatkloster Sankt Ottilien verbringen. Hier war er von 1977 bis 2000 Erzabt.

Abtprimas der Benediktiner Notker Wolf

APA/dpa/Matthias Schrader

Der scheidende Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf

Wolfs Nachfolger dürfte einem Kathpress-Bericht zufolge weder aus Deutschland noch aus Österreich oder der Schweiz stammen. Bisher sei kein Kandidat aus dem deutschsprachigen Raum vorgeschlagen worden, sei in Rom zu hören.

„Bete und arbeite“ für alle

Das benediktinische Motto „Bete und arbeite“ (Ora et labora) habe bis heute nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt und gelte für alle Mönche und Nonnen, so Franziskus weiter. Sie müssten „ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Streben nach dem Absoluten und der Verpflichtung der täglichen Verantwortlichkeiten finden, zwischen der Ruhe der Kontemplation und der Lebhaftigkeit des Dienstes“.

Warnung vor Abkapselung

Zugleich appellierte der Papst an die Äbte, sich durch Mitgliederschwund und Überalterung vieler Klöster nicht entmutigen zu lassen. Gerade das sollte Ansporn sein, ihrem Ordensprofil treuzubleiben und neue Klöster zu gründen, betonte Franziskus.

Auch ermahnte der Papst die Ordensleute, ihre Klausur, die Abgeschiedenheit von der Welt, nicht zu einer Abkapselung zu machen. Mit ihrer typischen Gastfreundschaft könnten die Benediktiner die Herzen jener erreichen, die sich in materieller oder spiritueller Armut befänden.

„Wollte weg von der behütenden Mutter“

Werner Wolf, der später den Ordensnamen Notker annahm, kam als Sohn eines Schneiders im Kriegsjahr 1940 in Bad Grönenbach im Allgäu zur Welt. Er war Ministrant, aber sein eigentliches Erweckungserlebnis hatte er auf dem Dachboden. Dort fand er als Hauptschüler ein Missionsheft. „Die Berichte weckten meine Sehnsucht nach Freiheit. Als Missionar wollte ich weg von der behütenden Mutter und eine innige Beziehung zu Jesus Christus in Einklang bringen“, sagte er.

Mit Hilfe des Ortspfarrers schaffte es der gute Schüler ans Gymnasium der Missionsbenediktiner in Sankt Ottilien. Nach der Matura 1961 trat er in den Orden ein. Sein Studium der Philosophie absolvierte der Benediktiner an der Päpstlichen Hochschule Sant’Anselmo in Rom; in München schrieb er sich für Theologie und Naturwissenschaften ein. Die Priesterweihe empfing er 1968.

Zwei Jahre später lehrte Wolf Naturphilosophie in Sant’Anselmo, die Promotion mit einer Arbeit über das zyklische Weltmodell der Stoa folgte. Als 1977 in Ottilien ein neuer Erzabt gesucht wurde, fiel die Entscheidung auf den erst 37-Jährigen. 2000 rief dann Rom - und damit die Verantwortung für alle Benediktiner weltweit.

Keine Scheu vor Zuspitzungen

Schwere Aufgaben schrecken ihn nicht, so etwa Projekte in China und Nordkorea. In Talkshows ist der einstige Abtprimas, der mehrere Sprachen spricht, stets ein gern gesehener Gast. Auch seine Bücher werden viel gelesen, wobei er mit seinen „ketzerischen Gedanken zu Deutschland“ für größere Aufregung sorgte.

Wolf liebt klare Worte und Zuspitzungen. Mit Papst Franziskus habe eine neue „Denke“ Einzug gehalten, sagte er einmal der Kirchenzeitung der Diözese Münster. Doch seien jetzt auch die Gläubigen gefordert, mehr Eigenverantwortung zu zeigen. Sein Rat: „Lächeln Sie dem Leben entgegen. Und nehmen Sie es dennoch nicht leicht.“ Man solle ändern, was zu ändern ist - „und mit allem anderen schließen Sie am besten Frieden“. Denn: „Optimisten duschen unter Wolken, wo andere das Gefühl haben, im Regen zu stehen.“

religion.ORF.at/KAP

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