Kritik an Kleidungsstil von Benedikt XVI.
Wolf findet das hinterfragenswert: „Nach katholischem Amtsverständnis gibt es nur einen Papst“, so der Autor im Gespräch mit der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“. „Der hat das Recht, mit ‚Heiliger Vater‘ angeredet zu werden und die weißen Gewänder zu tragen. Der andere ist es nicht mehr, und er ist auch nicht emeritiert.“ Und weiter: „Es gibt zwei historische Beispiele, da haben die Zurückgetretenen den Kardinalspurpur wieder angenommen und ihren Papst-Namen abgegeben.“
Symbolisch eine „Katastrophe“
Was Benedikt XVI. zu solchem Tun bewege, wisse er nicht, so Wolf. Klug beraten gewesen sei Benedikt aber nicht. „Auf der Ebene der symbolischen Kommunikation ist es eine Katastrophe. Die Menschen sagen: Da sind zwei weiße Männer auf dem Petersplatz. Das ist viel schlimmer als alles Theologische. Es muss klar sein, wenn ich zurücktrete, habe ich die Papst-Funktion nicht mehr. Wenn ich als Bischof zurücktrete oder als Priester aufhöre, bleibe ich das. Als Papst bin ich aber nicht mehr Papst.“
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Regelung zur Amtsenthebung nötig
Wolf fordert außerdem, sich Gedanken über eine Regelung zur Amtsenthebung bei Päpsten zu machen: „Angesichts der modernen Medizin kann es einen Punkt geben, wo ein Papst seinen Rücktritt nicht mal mehr erklären kann. Die Voraussetzung, einen gültigen Rechtsakt in der Kirche zu setzen, ist die Fähigkeit zum Vernunftgebrauch in Freiheit. Deshalb brauchen wir bei allem Nachdenken über die Zukunft des Papst-Amts natürlich auch eine Regelung zur Amtsenthebung.“
Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf ist Professor für Kirchengeschichte im katholischen Bereich in Münster. Er wurde 2003 mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Sein Buch „Konklave. Die Geheimnisse der Papstwahl“ erscheint am 27. Jänner im Verlag C. H. Beck.
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