D: Muslimische Wissenschaftler wollen Islamgesetz
Das wäre aus Sicht des Islamwissenschaftlers Khorchide und des Politikwissenschaftlers Hamed Abdel-Samad ein Weg, den Einfluss konservativer muslimischer Verbände und ausländischer Geldgeber in deutschen Moscheen einzudämmen. Im Berliner „Tagesspiegel“ (Montag-Ausgabe) äußerten sie die Auffassung, dass ein solcher Schritt einen modernen, reformorientierten Islam fördern könne.

Fine Pic, H. Henkensiefken
Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad
Forderung der CDU
Mehrere CDU-Politiker um die Präsidiumsmitglieder Jens Spahn und Julia Klöckner hatten ein solches Islamgesetz gefordert. Das war bei Bundesregierung, Kirche und parteiintern auf Kritik gestoßen. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der zu den Mitbegründern der deutschen Islamkonferenz zählt, sagte Anfang des Monats, ein Bundesgesetz sei „sicher nicht die richtige Methode“.

kathbild/Franz Josef Rupprecht
Religionspädagoge und Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide
Khorchide, Professor für islamische Religionspädagogik in Münster, betonte, er finde Spahns Idee „grundsätzlich sympathisch“. Der deutsche Staat solle die Imame finanzieren, „damit wir nicht auf Finanzierung aus dem Ausland angewiesen sind“. Die Mehrheit der Muslime in Deutschland werde durch die Verbände, die viele Bundesländer als Ansprechpartner betrachteten, nicht repräsentiert.
Christliches Modell entspricht nicht
„Das grundsätzliche Problem ist, dass man in Deutschland versucht, das christliche Modell für den Islam zu übernehmen.“ Das entspreche nicht seinem Selbstverständnis: „Das ist eine individuelle Religion“, so Khorchide.
Abdel-Samad forderte die Entscheidung eines unabhängigen Wissenschaftsrats darüber, welche muslimischen Theologen an Universitäten lehrten. Die Lehrkräfte sollten „nicht auf die Zustimmung der Islamverbände angewiesen“ sein. Der Staat müsse Lizenzen für Glaubensgemeinschaften und Moscheen vergeben: „Die Moscheen müssen die Imame nehmen, die der Staat bestimmt, und dürfen nicht aus dem Ausland finanziert werden.“
religion.ORF.at/KAP/KNA