Bundeskanzler beim Fastenbrechen bei IGGÖ

Am Mittwochabend lud die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) zu einem Iftar-Empfang in den 23. Wiener Gemeindebezirk. Neben Bundeskanzler Christian Kern und Staatssekretärin Muna Duzdar (beide SPÖ) waren auch Vertreter aller Religionen geladen.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft hatte erstmals zu einem Fastenbrechen in dieser Größenordnung und mit Vertretern aller Religionen geladen. Anwesend waren auch Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister und Peter Schipka, Generalsekretär der römisch-katholischen Bischofskonferenz. Kern sagte, er wolle ein „Bündnispartner“ für Österreichs Muslime gegen den Terrorismus sein. Zuvor hatte IGGÖ-Präsident Ibrahim Olgun die jüngsten islamistisch motivierten Anschläge strikt verurteilt und Aktionen seiner Religionsgemeinschaft angekündigt.

Staatssekretärin Muna Duzdar, Bundeskanzler Christian Kern, (beide SPÖ), Präsident Ibrahim Olgun und Peter Schipka, Generalsekretär der römisch-katholischen Bischofskonferenz

ORF/Christoph Riedl-Daser

Staatssekretärin Muna Duzdar, Bundeskanzler Christian Kern, (beide SPÖ), Präsident Ibrahim Olgun und Peter Schipka, Generalsekretär der römisch-katholischen Bischofskonferenz

Terror „bei jeder Gelegenheit“ verurteilt

„Leider bleiben uns auch in diesem gesegneten Monat schreckliche Nachrichten nicht erspart“, ging Olgun auf die jüngsten Terroranschläge während des muslimischen Fastenmonats Ramadan ein. Obwohl die Glaubensgemeinschaft in Österreich diese „bei jeder Gelegenheit“ verurteile, komme dies leider in der Bevölkerung oft nicht an. „Der Islam rechtfertigt nie den Terror“, die Würde des Menschen sei unteilbar, gab Olgun einen Glaubensgrundsatz seiner Gemeinschaft aus.

Mit einer Deklaration von rund 300 Imamen gegen Extremismus sowie einer Menschenkette will die IGGÖ nun mehrere Zeichen setzen - mehr dazu in Österreichs Imame unterzeichnen Erklärung zu Terror. Olgun forderte bei der Veranstaltung, bei der Vertreter aller anerkannter Glaubensgemeinschaften in Österreich anwesend waren, einen „Schulterschluss der Religionen“. Den Ball nahm Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka auf. Er sprach von der Freiheit jedes Einzelnen, religiösen Geboten zu folgen.

Fasten „Zeichen der Freiheit“

„Wer fastet, tut das freiwillig. Wer hingegen hungert, ist dazu gezwungen“, so Schipka in seiner Rede. „Auch wer aus religiösen Gründen fastet, tut das freiwillig. Niemand zwingt ihn dazu - sonst wäre es eben kein Fasten. Einem religiösen Gebot zu folgen zu fasten, ist eine freie Entscheidung - ein Akt der Freiheit.“ Im Fastenmonat Ramadan setzten die Muslime so ein „Zeichen der Freiheit“.

Das sei freilich nur möglich, „weil wir in einem Land leben, das diese Freiheit respektiert“, so Schipka: „Nur weil wir also frei sind zu fasten oder nicht zu fasten, deshalb kann das Fasten ein Zeichen der Freiheit sein.“ Freiheit bedeute dabei immer auch, die Freiheit Andersdenkender und Andersglaubender zu achten und zu schützen.

Religionen „wichtiger Teil dieses freien Landes“

Schipka weiter wörtlich: „Und weil wir Religionsgemeinschaften Zeichen der Freiheit setzen, indem wir Versöhnung suchen und auf so manches verzichten, was unsere Gesellschaft belastet, sind wir ein wichtiger Teil dieses freien Landes.“ Die freie Religionsausübung sei ein entscheidender Beitrag dafür, „dass dieses Land auch frei bleibt, dass wir fasten dürfen und nicht hungern müssen - hungern nach Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden“.

Er wolle in diesem Zusammenhang auch auf die jüngste Rede von Kardinal Christoph Schönborn hinweisen, in der dieser dazu aufgerufen habe, alles zu tun, damit der Religionsfriede in Österreich erhalten bleibt.

Respekt und Wertschätzung

Kern ging auf die Worte des Gastgebers ein, die Würde des Menschen sei unteilbar. In diesem Satz, so der Bundeskanzler, stecke der Respekt, die Wertschätzung vor den Anderen. Es stecke darin das Bekenntnis zur Vielfalt: Ganz unabhängig davon, wo man geboren ist, welchen Vornamen man trägt, welcher Religion man angehört oder welchem Geschlecht man angehört.

Bundeskanzler Christian Kern (li.) und IGGÖ-Präsident Ibrahim Olgun

APA/Georg Hochmuth

Respekt vor den Menschenrechten ist für Kern „eine Selbstverständlichkeit“, die „sehr zerbrechlich“ ist

„Wir leben in einer Zeit, wo der selbstverständliche, friedliche Umgang miteinander, die Selbstverständlichkeit, dass wir in einer Demokratie leben, den Rechtsstaat akzeptieren, Respekt vor den Menschenrechten haben, eine Selbstverständlichkeit ist, die sehr zerbrechlich ist“, sagte Kern.

Er halte „die politischen Tendenzen, die zunehmend Platz greifen, die 600.000 Österreicherinnen und Österreicher mit muslimischem Glauben in eine Ecke stellen, Vorschub leisten, sie womöglich als Österreicher/innen zweiter Klasse zu sehen, für extrem gefährlich. Sie können sich darauf verlassen, dass sie in mir einen Bündnispartner haben werden, die Tendenzen mit aller Konsequenz zu bekämpfen“, sagte Kern.

Muslime als Bündnispartner

Es sei eine Verpflichtung, Seite an Seite und Schulter an Schulter den Terrorismus zu bekämpfen. „Was wir in unserer Mitte nun mal nicht tolerieren können, dass ist, wenn im Namen der Toleranz in Wahrheit Intoleranz geübt wird. Mir ist es auch wichtig, sie als Bündnispartner zu wissen.“

Nicht nur, wenn es darum gehe, Terrorismus zu bekämpfen, sondern auch „ein ganz klares Bekenntnis dazu abzugeben, dass die Würde des Menschen nicht teilbar ist, dass wir uns zur Vielfalt bekennen und das dazu nun mal auch gehört Rassismus jeder Art zu bekämpfen: Antisemitismus gemeinsam, entschlossen zu bekämpfen, die Diskriminierung von Homosexuellen und Frauen entschlossen gemeinsam zu bekämpfen, denn auch das macht die Vielfalt in unserer Gesellschaft aus“, sagte der Bundeskanzler.

religion.ORF.at/APA/KAP

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