D: Ökumenefest endet mit Aufruf zu Gemeinsamkeit

Mit einem Open-Air-Gottesdienst und einem Aufruf zu Gemeinsamkeit ist am Samstagabend in Bochum ein ökumenisches Fest der beiden großen christlichen Kirchen zu Ende gegangen.

Vor rund 850 Teilnehmern vor dem Bergbau-Museum betonten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, den Willen, auf dem ökumenischen Weg weiter vorankommen zu wollen.

Heinrich Bedford-Strohm

EKD/Kolja Warnecke

Heinrich Bedford-Strohm

Gemeinsam für eine bessere Welt

In der Dialogpredigt bekundete Bedford-Strohm den Wunsch, dass Christen sich gemeinsam für eine bessere Welt einsetzen. So forderte er einen stärkeren Kampf gegen Hunger und weniger Rüstungsexporte. Auch müsse der Klimawandel begrenzt werden.

Opfer seien etwa Menschen in Tansania, die den Auswirkungen des CO2-Ausstoßes hilflos ausgeliefert seien. „Warum sollte es nicht bei jeder Regierungsentscheidung eine Eine-Welt-Verträglichkeitsprüfung geben“, fragte der Geistliche.

Marx stimmte dem zu. Es könne nicht von Gott gesprochen werden, ohne von den Leidenden her zu denken. „Je frömmer wir werden, umso mehr gehen wir hinein in die Wunden der Welt“, sagte der Kardinal. Zudem bekundete er die Sorge, dass nationalistische Interessen und friedensgefährdende Spannungen aufleben könnten.

Unverständnis für die Kirchenspaltung

Zum Auftakt des Festes hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert großes Unverständnis für die anhaltende Spaltung der Kirchen bekundet. Er könne „keinen einzigen relevanten Glaubensunterschied erkennen, der eine Wiederherstellung der Einheit verhindern könnte.“ Das unterschiedliche Amts- und Kirchenverständnis dürfe keine Trennung begründen.

Lammert warf den Konfessionen ein „Selbstbehauptungsbedürfnis“ vor und zeigte sich verärgert, dass nach wie vor kein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten erlaubt sei. „Nirgends ist Christen der verheißene Himmel näher auf Erden als im vom Christus gestifteten Abendmahl, zu dem Er einlädt, nicht die Kirchen“, rief der Bundestagspräsident unter großen Beifall im RuhrCongress.

Zugleich lobte Lammert „die völlig neue Tonlage im Umgang der Konfessionen miteinander“ im laufenden Reformationsjahr. Dies unterscheide 2017 von allen anderen Reformationsjubiläen. Allerdings dürften sich die Kirchen in diesem angenehmen Zustand nicht einrichten. Der Begriff „versöhnte Verschiedenheit“ als Ergebnis für die ökumenische Annäherung sei „eine verdeckte Kapitulationserklärung“. Ökumene müsse auch „von unten kommen“.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx

APA/AFP/Thomas Kienzle

Kardinal Reinhard Marx wandte sich gegen den Begriff „Kirchenspaltung“

Kritik an Lammerts Formulierung

Marx wandte sich gegen den Begriff „Kirchenspaltung“. Die Konfessionen seien weit darüber hinaus, auch wenn sie nicht vollkommen übereinstimmten. Bedford-Strohm wies Lammerts Kritik an der Formulierung „versöhnte Verschiedenheit“ zurück. Unter diesem Begriff seien etwa reformierte und lutherische Christen zur evangelischen Kirche zusammengewachsen.

Zu dem Fest unter dem Motto „Wie im Himmel so auf Erden“ hatten Bischofskonferenz, EKD, der Deutsche Evangelische Kirchentag und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) eingeladen. Auf dem Programm standen unter anderem Podiumsdiskussionen und musikalische Veranstaltungen.

religion.ORF.at/KAP

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