Erzdiözese Wien feiert 550-jähriges Bestehen

Auf den Tag genau am 18. Jänner feiert die (Erz-)Diözese Wien ihr 550-jähriges Bestehen. Vor 550 Jahren, am 18. Jänner 1469, errichtete Papst Paul II. mit der Bulle „In supremae dignitatis specula“ die Diözese Wien.

Daran erinnerte Kardinal Christoph Schönborn in seiner Freitagskolumne der Gratiszeitung „Heute“. Er weist darin auch auf zahlreiche aktuelle Herausforderungen hin: „Lange waren die Katholiken die große Mehrheit der Bevölkerung. Heute sind sie in Wien nur noch ein Drittel. Wie sieht die Zukunft der Erzdiözese Wien, der katholischen Kirche in unserem Land aus? Skandale haben für viele die Glaubwürdigkeit der Kirche erschüttert. Kirchenaustritte sind die Folge.“

Trotzdem sei er am diözesanen Geburtstag zuversichtlich. In ihrer wechselvollen Geschichte habe die Kirche sich immer wieder erneuert. „Sie lebt aus dem Gottvertrauen. Auch in Zukunft“, so der Erzbischof. Sie ist seit 1722 Erzdiözese und heute die größte Diözese Österreichs, blickt man auf die Zahl der ihr zugehörigen Katholiken von aktuell knapp 1,18 Millionen.

Rückblick auf „Kriegsnöte und Glanzzeiten“

Schönborn ist der 43. Bischof von Wien. Und er blickt in seiner Kolumne zurück: „Was hat Wien nicht alles in dieser Zeit erlebt! Und die Kirche und die Menschen dieser Stadt! Kriegsnöte und Glanzzeiten, politische Wirren und Zeiten des Friedens. Zwei Türkenbelagerungen (1529 und 1683), die Reformationszeit und die Blüte des Barock, die Kaiserzeit und die Republik, zwei Weltkriege und die Zeit des Wiederaufbaus.“

Stephansdom

ORF.at/Carina Kainz

Der Wiener Stephansdom im Herzen der Erzdiözese

Obwohl schon 1469 errichtet, trat der erste Wiener Bischof - der Tiroler Leonhard von Spaur - erst 1471 sein Amt an, war allerdings nur Administrator. Erster echter Bischof war der Slowene Georg Slatkonia (Jurij Slatkonja; 1513-1522), der auch die Hofmusikkapelle leitete.

Diözese Passau musste auf Pfarren verzichten

Die Gegenreformation brachte bedeutende Bischofspersönlichkeiten nach Wien, darunter Kardinal Melchior Khlesl (1613-1630), Fürstbischof Philipp Graf Breuner (1629-1669) und Wilderich von Walderdorff (1669-1680). Unter dem Kroaten Sigismund Graf Kollonics wurde Wien am 1. Juni 1722 durch Papst Innozenz XIII. mit der Bulle „Suprema dispositione“ in den Rang einer Erzdiözese erhoben. Von der Diözese Passau kam 1729 der Distrikt unter dem Wienerwald zur neuen Erzdiözese. Kaiser Joseph II. zwang die Diözese Passau mit 1784 dann auch zum Verzicht auf ihre Pfarren im Distrikt unter dem Manhartsberg. Die neu gegründeten Diözesen Linz und St. Pölten wurden Wien als Suffraganbistümer unterstellt.

Bedeutende Wiener Erzbischöfe in der Monarchie waren die Kardinäle Othmar Rauscher (1853-1875), der am Ersten Vatikanischen Konzil teilnahm, sowie Rudolf Kutschker (1876-1881) und Anton Josef Gruscha (1890-1911). Den Umbruch 1918 begleitete Kardinal Friedrich Gustav Piffl (1911-1932), im Nationalsozialismus und während der Besatzung versuchte Kardinal Theodor Innitzer (1932-1955) die nicht immer glückliche Gratwanderung.

Kardinal König gründet drei Vikariate

Kardinal Franz König (1955-1986) brachte der Kirche von Wien erstmals hohes Ansehen in der Weltkirche. Die Entstehung der Vikariate der Erzdiözese Wien geht wie vieles andere auf ihn zurück. Die Umsetzung der Reformen erfolgte durch die Wiener Diözesansynode (1969-1971); diese wiederum stand im Zusammenhang mit dem damals begangenen Jubiläum „500 Jahre Diözese Wien“.

Die 1969 errichteten drei territorialen Vikariate sollen die Pastoral besser auf die religiös-soziologisch unterschiedlich geprägten Großregionen abstimmen. Die Aufteilung erfolgte in ein Vikariat unter dem Manhartsberg (umfasst die Dekanate nördlich der Donau); ein Vikariat unter dem Wienerwald (umfasst die Dekanate südlich der Donau); schließlich ein Vikariat Wien-Stadt (umfasst alle Dekanate der Stadt). Seit 1996 wird auch das Dekanat Klosterneuburg von Wien-Stadt pastoral mitbetreut.

Missbrauchsskandal und Krisenjahre

Die Ära von Kardinal Hans Hermann Groer (1986-1995) ist trotz Verdiensten auf den Gebieten Jugend, Ordensleben und Berufungspastoral vom Missbrauchsskandal überschattet. Die Lenkung der Erzdiözese in den anschließenden Krisenjahren erforderte vom 1995 als Koadjutor und noch im selben Jahr als Ordinarius ins Amt gekommenen Kardinal Christoph Schönborn viel Geschick.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Georg Hochmuth

Seit 1995 leitet Christoph Schönborn die Erzdiözese

2008 startete Schönborn einen umfassenden Reformprozess für und mit Wiens Katholiken. Er ist bis 2022 anberaumt. Bis dahin will die Erzdiözese Wien eine Ausrichtung der Pastoral auf Jüngerschaft und Mission vollziehen und ihre Pfarrorganisation neu gestalten. Als Grund dafür gelten die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils, aber auch der Priestermangel und der Rückgang der Katholikenzahlen.

Jubiläumsfeste im September

Die Erzdiözese Wien begeht das Jahr 2019 als Doppeljubiläumsjahr „550 Jahre Diözesangründung/50 Jahre Vikariate-Gründung“. Das zentrale Fest mit Kardinal Schönborn findet am Samstag, 14. September, im Stephansdom und im Erzbischöflichen Palais statt.

Die drei Vikariate feiern zudem auch jeweils extra. Für das Vikariat Unter dem Manhartsberg ist der zentrale Termin der 31. Jänner. Bischofsvikar Weihbischof Stephan Turnovszky leitet um 17.30 Uhr den Gottesdienst in Großrussbach. Er steht unter dem Motto „50 Jahre Nordvikariat - Kirche im Aufbruch“. Im Anschluss findet die Eröffnung der Jubiläums-Wanderausstellung in Schloss Grossrussbach statt.

Wanderausstellung und Podiumsdiskussion

Das Stadtvikariat zeigt ebenfalls eine Wanderausstellung. Bischofsvikar P. Dariusz Schutzki präsentiert sie u. a. am 20. Mai im Rahmen einer Podiumsdiskussion in St. Anton im 10. Gemeindebezirk; am 21. Mai folgt eine Podiumsdiskussion mit Schutzki in der Pfarre Breitenfeld im 8. Bezirk.

Das Vikariat Unter dem Wienerwald veranstaltet am 24. Mai in Wiener Neustadt ein großes Fest mit den Katholiken der Region und den zuvor gewählten Vikariatsräten aus den einzelnen Dekanaten. Den Gottesdienst in der Domkirche um 16.30 Uhr leitet Bischofsvikar P. Petrus Hübner.

religion.ORF.at/KAP

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