Altkatholiken in Österreich: Schritt Richtung „Ehe für alle“

Die altkatholische Kirche Österreichs hat bei ihrer Ordentlichen Synode am Wochenende einen Schritt in Richtung „Ehe für alle“ gemacht. Segnungen von hetero- und homosexuellen Paaren sollen künftig in den Kirchenbüchern in dieselbe Rubrik eingetragen werden.

Schon seit 23 Jahren werden Partnerschaften von homosexuellen Paaren in der altkatholischen Kirche in Österreich gesegnet, in den Kirchenbüchern wurde dies bisher in der Rubrik „Partnerschaftssegnung“ eingetragen. Für die Segnung traditioneller Ehen heterosexueller Paare gab es die Rubrik „Ehesegnung“.

Was jetzt auf der Synode mit Zweidrittelmehrheit beschlossen wurde: Die Zusammenführung dieser beiden Rubriken in eine gemeinsame, unter dem Titel „Lebensbund“, sagte Heinz Lederleitner, Bischof der altkatholischen Kirche in Österreich. „Das war uns deshalb wichtig, weil wir die Gleichwertigkeit der beiden Partnerschaftsformen, der traditionellen Ehe und der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft betonen und auf dieser administrativen Ebene zum Ausdruck bringen.“

Der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner

Karin Bergmann

Bischof Heinz Lederleitner

Noch nicht „Ehe für alle“

Eine Öffnung der Altkatholiken für die „Ehe für alle“ ist damit aber noch nicht vollzogen. Entscheidend sei dafür nämlich die Frage, ob die Ehe auch für homosexuelle Paare als Sakrament gesehen werden könne, so Bischof Lederleitner. Das sei eine theologische Frage, die wiederum nur im Verbund mit der Kirchenfamilie der Utrechter Union entschieden werden könne. Was aber noch fünf bis zehn Jahre dauern könnte, denn: „Da sind die Kirchen zum Teil mit unterschiedlicher Geschwindigkeit unterwegs, es gibt auch skeptische Kirchen.“ Die altkatholischen Landeskirchen schlossen sich 1889 zur „Utrechter Union“ zusammen.

Auslöser für die jetzige Behandlung des Themas „Ehe für alle“ in der altkatholischen Kirche in Österreich ist die Tatsache, dass seit heuer am Standesamt die Ehe auch für homosexuelle Paare möglich ist. Da für die Altkatholiken die Ehe am Standesamt zentral ist und diese Verbindung in der Kirche dann nur mehr gesegnet wird, geriet die altkatholische Kirche gewissermaßen in Zugzwang zu überlegen, wie sie mit der Ehe für homosexuelle Paare kirchlicherseits umgeht.

Reformkirche seit 1871

Die altkatholische Kirche ist eine katholische Reformkirche. Nach eigenen Angaben setzt sie sich für die Wahrung der Menschenrechte und eine offene Gesellschaft ein. Sie ist seit 1877 in Österreich staatlich anerkannt.

Die wichtigsten Unterschiede zur römisch-katholischen Kirche sind: kein Pflichtzölibat, Frauen sind zu allen Ämtern zugelassen, es werden alle Verstorbenen unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit bestattet, gleichgeschlechtliche Paare werden gesegnet, alle Getauften erhalten die Kommunion und Geschiedene werden erneut kirchlich getraut.

Entstanden ist die Reform im Zuge des Ersten Vatikanischen Konzils 1870. Damals wurde das Jurisdiktionsprimat beschlossen, wonach der Papst das Oberhaupt aller Christen sein soll, und die Unfehlbarkeit des Papstes. Beides wollten einige römisch-katholische Christen nicht - sie wurden exkommuniziert und schlossen sich in weiterer Folge unter Bezugnahme auf die Alte Kirche zu den Altkatholiken zusammen. Ab 1872 kam es zur Gründung eigener Gemeinden und Ortskirchen. In Österreich gibt es etwa 9.000 Altkatholiken.

Andreas Mittendorfer für religion.ORF.at

Link: