Mädchen und Burschen werden von Altabt Nicolaus und Abt Johannes gefirmt, Ansicht vom Altar aus

ORF

Pfingstmesse ,Begeisterung beflügelt’

Zum Hochfest der Entsendung des Heiligen Geistes 50 Tage nach Ostern übertrug der ORF live aus dem Salzburger Stift Michaelbeuern. Einer der Höhepunkte dabei war die Firmung junger Gemeindemitglieder. Es zelebrierten und firmten Abt Johannes Perkmann und Altabt Nicolaus Wagner.

18 Mädchen und Burschen waren es, die im festlichen Rahmen des Pfingstgottesdienstes von Abt Johannes und Altabt Nicolaus das Sakrament der Firmung gespendet bekamen. Als Vollendung ihrer Taufe, und um für ihr Leben mit der Kraft des Heiligen Geistes beschenkt zu werden.

Begeisterung empfinden können, wachsam durchs Leben gehen, auf Mitmenschen und Schöpfung achten - diese Fähigkeiten möchte Abt Johannes den jungen Menschen mit der Firmung mitgeben. „Der Heilige Geist“, heißt es in den Texten zum Pfingstsonntag, „erneuert die Schöpfung von innen. Er lässt nichts so, wie es war. Wer an die Kraft dieses Geistes glaubt und um sein Kommen bittet, muss auch wissen, dass er die göttliche Unruhe herbeiruft“.

Wieso hört jeder sie in seiner Muttersprache?

1. Lesung: Apostelgeschichte 2

Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.

Komm, Schöpfer Geist

Gott in der Höh’ sei Preis und Ehr

Sende aus deinen Geist,
und das Antlitz der Erde wird neu

Halleluja irlandaise

Atme in uns, Heiliger Geist!

Spirit of God

Every time I feel

Come, o come and fill this temple

Emitte Spiritum

Heilig ist Gott in Herrlichkeit

Lamm Gottes

Laudate Dominum

Großer Gott, wir loben dich

Ride the chariot

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Sopransolo: Anita Kreil

Stifts-Chöre Michaelbeuern
Leitung: Christian Giglmayr

Instrumentalensemble der Stiftskirche Michaelbeuern

Orgel: Christian Giglmayr

Gesamtleitung: Manfred Roider

In Jerusalem wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt, denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten außer sich vor Staunen und sagten: „Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören? Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.“

Der eine Geist und die vielen Gaben

2. Lesung: 1 Korinther 12

Keiner kann sagen, Jesus ist der Herr, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet. Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie. Und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Wie mich der Vater, so sende ich euch

Evangelium: Johannes 20

Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus in ihre Mitte.
Er sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

Die Sprache des Herzens sprechen

Predigt von Abt Johannes

Wenn uns heute eine Erfahrung verbindet, dann kann sie so formuliert werden: Wir sind alle auf Sendung. Und das durchaus in doppeltem Sinn: Der Gottesdienst wird in den Medien übertragen und erreicht viele Menschen, die mit euch jungen Christinnen und Christen verbunden sind. So viele, die an euch denken und so viele, die für euch beten - das hat man nicht jeden Tag. Es ist ein christliches Kennzeichen, immer auf Sendung zu sein, das heißt, ausgesendet zu sein im Geist Gottes und den Glauben zu bezeugen. Der Glaube strahlt aus, er erreicht viele Menschen und knüpft ein unsichtbares Band, das viele nah und fern verbindet.

Wenn ihr heute als junge Christinnen und Christen euer Ja zum Glauben sagt, werdet ihr Teil dieser gemeinsamen Sendung und hört wie die Jünger im Evangelium: „Wie mich der Vater gesendet hat, so sende ich euch.“
Das Zweite Vatikanische Konzil hat von so einer Kirche geträumt, die ganz fest mit Gott verbunden ist, ganz in seiner Sendung steht und von da aus zu den Menschen geht und ihr Leben ernst nimmt.

zuhörende Firmlinge in der Kirchenbank

ORF

einige der Firmlinge

Wie könnte unsere und eure gemeinsame Sendung aussehen? Gesendet sein heißt, den Glauben miteinander zu leben. In der Apostelgeschichte haben wir gehört, dass diese Menschen alle Sprachen konnten, dass sie zueinander fanden und sich verständigen konnten. Es ist eine Geistgabe, die Sprache Gottes zu sprechen - die Sprache des Herzens, die die Menschen erreicht. In einer Welt, die bunter und internationaler wird, ist das eine ganz wichtige Begabung.

Kirche ist von Anfang an ein worldwide web, wir hängen zusammen und gehören zu einer großen Gemeinschaft. Und es gibt solche Orte des Glaubens, wo dieses Pfingstwunder im großen Stil spürbar wird: am Petersplatz in Rom, in der ökumenischen Begegnung in Taizé oder auf der Wallfahrt nach Santiago, wo sich Tausende begegnen und in ihrem Glauben verstehen.

Im Kleinen geschieht dieses Pfingsten, wenn es gelingt, Grenzen zwischen Menschen zu überwinden und Brücken zu bauen. Ihr habt als 3b-Klasse heuer eine besondere Erfahrung gemacht. Euren Mitschüler aus Syrien habt ihr unglaublich schnell integriert, obwohl es mit Sprache noch nicht möglich war. Es war durch Freundschaft möglich.

Pfingsten geschieht hier. Und auch in jedem tiefen Gespräch, wenn ihr euch verständigen könnt und eine offene Sprache findet. Etwa mit euren Patinnen und Paten. Wenn Raum bleibt für die Frage, was wirklich trägt im Leben, wie Glaube gelebt werden kann. Da wird Pfingsten spürbar.

Auch im Miteinander der Menschen, indem wir füreinander sorgen. Viele waren berührt, als Papst Franziskus gleich in seiner ersten Ansprache aufgerufen hat, Hüter des Lebens zu sein, das heißt auf die Schöpfung aufzupassen und füreinander da zu sein. Und ihr habt das erlebt, als ihr mit den Jugendlichen aus der Lebenshilfe einen Gottesdienst gestaltet habt. Manche haben sich vorher gefragt: Wie wird das werden, kann ich das? Und ihr habt gemerkt, wie leicht es geht, wenn wir nur freundlich miteinander umgehen. Bleibt ein Leben lang so engagierte Freunde derer, die es schwerer im Leben haben! Bleiben wir es alle!

Wie können wir so einen Auftrag erfüllen? Er ist doch wohl nicht so leicht, gerade in einer Zeit, wo es schwierig ist, den Glauben zu leben und zur Kirche zu gehören. - Wohl nur in einer sehr guten Beziehung zu Gott. Einer ganz innerlichen. Um Gott zu finden, brauchen wir nicht weit zu suchen. Es gibt einen Ort, wo wir uns nicht verstellen müssen, wo wir mit unseren Fragen und Meinungen, mit unseren Sorgen, Glücksgefühlen und Sehnsüchten sein dürfen, wie wir sind: unsere Seele.

Und dort können wir Gott suchen, finden und ihm begegnen, der unsichtbar wirksam in uns ist wie der Atem, der uns bewegt, wie der Hauch, der im Evangelium zum Bild des Geistes wird. Ein berühmter Theologe hat den Geist den stillen Gast in der Seele genannt. Gerade in einem benediktinischen Haus wissen wir um den Wert der Stille, die diesen Gast in der Seele erahnen lässt.

Abt Johannes Perkmann

Michaelbeuern

Abt Johannes Perkmann

Liebe junge Christinnen und Christen, liebe Schwestern und Brüder, an den Heiligen Geist zu glauben heißt, auf unsere innerste Verbundenheit mit Gott zu vertrauen und entsprechend seiner Sendung zu leben. Die Chrisamsalbung sagt: Gott ist in eurer Seele, er ist der Beistand, der stille Gast, der euch und uns alle stärkt. Die Handauflegung sendet euch zu den Menschen, damit ihr euren Glauben in Gemeinschaft lebt und euch um die Menschen sorgt.
Es gibt nichts Schöneres, als mit diesem Gott in Freundschaft zu leben. So ein begeisterter Glaube beflügelt ein Leben lang!

andere Übertragungen aus Michaelbeuern

Patrozinium 2013 ,Umgeben von guten Mächten’
Christkönigsgottesdienst 2013 ,Wer glaubt, ist nie allein’

Näheres über die Gemeinde

www.abtei-michaelbeuern.at

Das Stift

Die Benediktinerabtei liegt im heutigen Dorfbeuern im Salzburger Land, etwa 30 Kilometer nördlich der Stadt Salzburg. Schon im Frühmittelalter, um das Jahr 736 existierte am Kreuzungspunkt alter Verkehrswege eine Mönchszelle, 817 im Aachener Klosterverzeichnis als „Buria“ bezeichnet.

Turm an der Westseite

Stift Michaelbeuern

Turm an der Westseite

Nach der Unterbrechung des klösterlichen Lebens und Wirkens durch die Ungarnkriege begann 977 mit der Güterschenkung durch Kaiser Otto II. der Wiederaufbau. Unter Pfalzgraf Hartwig I. kam es zur Neustiftung der Abtei, deren Erneuerung im hohen Mittelalter die bedeutendsten Familien das Salzach-Inn-Landes betrieben. Nach der Neuweihe der romanischen Pfeilerbasilika 1072 war es ein adeliges Doppelkloster.

Die reromanisierte Gestaltung der Abteikirche datiert in die Jahre nach dem 2. Weltkrieg, als nach der Unterbrechung durch die NS-Zeit das Klosterleben in Michaelbeuern wieder neu begann. Heute betreuen die Mönche 3 Pfarren und eine Schule mit Tagesheim. Zudem bietet ein Exerzitien- und Bildungshaus Menschen, die Stille und religiöse Vertiefung suchen, benediktinische Spiritualität, mit Einkehrtagen, aber auch in Form von Weiterbildung pfarrlicher Mitarbeiter.

Kontakt

Benediktinerabtei
Michaelbeuern 1
5152 Dorfbeuern
Österreich

gottesdienst@orf.at

Bildregie

Thomas Bogensberger