Seepark am Ufer des spiegelnden Brennsees mit der Kirche von Feld am See

Marco Uschmann

See-Gottesdienst „Die Netze auswerfen“

Evangelischer Gottesdienst am Ufer des Kärntner Brennsees über den Mut zu Neu- und auch Wiederbeginn. Die von ihrem See geprägte Gemeinde feierte mit Pfarrer Michael Guttner direkt am Wasser.

In Feld am See kann man den Fischern zusehen, wie sie Netze auswerfen und später wieder einholen. Manchmal sind sie leer - manchmal hatte der Fischer Erfolg. Ein Bibelmotiv und Gleichnis für das Leben.

Gerade wenn alle Mühen vergeblich scheinen, kommt es darauf an, sich nicht entmutigen zu lassen, so Pfarrer Guttner. In diesem Gottesdienst kamen die verschiedensten Menschen aus der Gemeinde Feld mit diesbezüglichen Erfahrungen zu Wort. Am Brennsee inmitten der Nockberge lebt man weniger vom Fischfang als vom Tourismus, für dessen Berufssparten jedoch oft dieselben Gesetze gelten. Zudem öffnet sich in Feld am See, in dessen Seepark der Open-Air-Gottesdienst gefeiert wurde, das Tal zu einem besonders malerischen Blick auf die Landschaft.

MUSIK

W.A. Mozart: Ave verum corpus

Gehe aus, mein Herz!

Herr, erbarm dich unser!

Andreas J. Moser:
Glåbatscher Wegkreuzlied

Lobe den Herren!

Heinz Buchacher,
Andreas J. Moser:
Heb auf dei Stimm!

Großer Gott, wir loben dich

Freudenklänge

Männergesangsverein Almrose
Chorleiter: Walter Oberlerchner

Trachtenkapelle Feld am See
Kapellmeister: Alfred Oberlassnig

Fahr hinaus!

Lesung: Lukas 5

Als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth und sah zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eins der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.

Als er aufgehört hatte, sprach er zu Simon: „Fahr hinaus, dorthin, wo es tief ist! Und dort werft eure Netze zum Fang aus!“ Und Simon antwortete und sprach: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“

Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen sogar zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im anderen Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten die beiden Boote so voll, dass sie fast sanken.

Nicht aufgeben

Predigt

Oft sind die Fischer seit den frühen Morgenstunden schon am Brennsee draußen, um frische Fische zu fangen. Immer wieder werfen sie Netze aus und ziehen die triefenden Netze ins Boot. Sehr oft bleiben die Netze leer. Aber die Fischer geben nicht auf. Mit großer Geduld hoffen sie auf einen guten Fang.

Die Fischer am idyllischen Brennsee erinnern an die Fischer am See Genezareth aus dem Evangelium. In einer Nacht war ihr Fischzug wohl völlig erfolglos. Wir haben Simons Antwort an Jesus im Ohr: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen!“ Großes Bemühen, viele Stunden der Arbeit, wieder eine Chance vertan und kein Erfolg. Das ist dann schon zum Verzweifeln. Jeder und jede von uns kennt aus seinem Leben solche Situationen. Wir mühen uns ab, wir setzen uns ein. Immer wieder bringen wir uns von Neuem ein: Dennoch bleibt einem der Erfolg verwehrt. Was in solch einer Situation tun? Alles hinschmeißen? Aufgeben? Oder es immer wieder wagen? Noch einmal neu beginnen?

Pfarrer Michael Guttner im Talar am See

Pfarre Feld am See

Senior Pfarrer Michael Guttner

Erinnern wir uns an das Evangelium! Nach dem erfolglosen Fischfang in der Nacht erhält Simon den Auftrag von Jesus: „Fahr hinaus, dorthin, wo es tief ist, und wirf deine Netze zum Fang aus!“ Simon hatte seine Zweifel. Er verstand was von seinem Handwerk. Gewiss mehr als Jesus, der ja Sohn eines Zimmermanns und nicht Fischer war. Simon rechnete sich keine großen Chancen auf einen guten Fang aus. Er kannte seit Jahren die besten Plätze zum Fischen und wusste, dass die Nacht und die frühen Morgenstunden die besten Zeiten für einen guten Fang sind. Seine Freunde werden ihm gewiss auch abgeraten haben. noch einmal hinaus zu fahren, noch einmal die Netze auszuwerfen und nach erfolglosem Fang auch wieder reinigen zu müssen.

In einem Satz fasst Simon all diese Bedenken auch der anderen Fischer zusammen: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen!“ Mit diesem Satz, liebe Gemeinde, werden wir bei unseren Erfahrungen abgeholt. Ja so geht es uns im Leben auch immer wieder. Wir mühen uns ab, wir machen dies und jenes, aber der Erfolg bleibt aus.

In solch einem Moment können die Zweifel in einem wachsen. Hat das alles denn noch einen Sinn? Ist das nicht alles vergebliche Mühe? Ich könnte verstehen, wenn Simon geantwortet hätte: „Also weißt du was, Jesus? Du willst, dass wir noch mal hinausfahren, aber glaub mir, das bringt jetzt wirklich nichts.“ Doch Simon sagt: „Aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen!“ Ja, sagt Simon, wir haben zwar die ganze Nacht nichts gefangen, aber auf dein Wort hin will ich die Netze noch einmal auswerfen.

Was Simon hier tut, ist nicht nur, dass er sich einfach einen Ruck gibt. Er springt nicht nur über seinen eigenen Schatten. Er vertraut auf das Wort Jesu. Und das heißt auch, er traut Jesus mehr zu als seinem eigenen Selbstzweifel und seiner Erfahrung als Fischer. Zweifel, liebe Gemeinde, gehören zum Glauben dazu. Aber das Wort Jesus lädt uns ein, dann auch wieder am eigenen Zweifel zu zweifeln und aufs Neue vertrauen zu üben.
Aber auf Dein Wort will ich die Netze auswerfen. Der Erfolg bleibt nicht aus, wie uns das Evangelium berichtet: „Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen!“

Jesu Worte der Ermutigung „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ sind uns heute Morgen auf den Weg gegeben. Die Antwort von Simon „Aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen!“ wollen wir auch auf unser Leben umsetzen. Im Vertrauen auf Jesus Christus zu leben, kann heißen: Immer wieder die Netze auswerfen. Es neu zu wagen. Auch allen Zweiflern zum Trotz einen neuen Schritt zu setzen.

In so vielen Bereichen unseres Lebens kann das Auswerfen der Netze, das Bemühen für einen Neuanfang konkret werden. Der Blick auf die gewalttätigen, kriegerischen Auseinandersetzungen in den letzten Wochen bewegt uns an diesem Morgen auch hier an diesem idyllischen, friedvollen Ort am Brennsee. Blutvergießen, Flüchtlingsdramen, unschuldige Opfer auf Seiten der Palästinenser und Israelis. Die Spirale der Gewalt dreht sich immer weiter und weiter. Gewalt sät Gewalt. Wird es im Nahen Osten jemals Frieden geben? Sind die Bemühungen zum Frieden überhaupt zielführend? Fragen und Zweifel sind berechtigt. Und doch müssen immer wieder Angebote zum Frieden gemacht werden, müssen immer wieder die Netze zum Frieden ausgeworfen werden. Es sind oft kleine Schritte, und immer wieder sind Versuche vergeblich. Aber auf Jesu Wort hin wollen wir trotz vieler Rückschläge nicht aufgeben. Hoffen wir und beten wir, dass die Bemühungen auch zum Erfolg führen und Frieden wachsen kann!

Als Pfarrer bin ich immer wieder tief bewegt, wenn ich Konfirmandinnen und Konfirmanden nach vielen Jahren wieder treffe. Im Konfirmandenkurs habe ich es nicht immer leicht mit ihnen. Ich denke mir oft, was ich denen erzähle, das geht doch beim einen Ohr ein und beim anderen wieder raus. Vor kurzem aber wurde ich sehr überrascht. Mario war zum Anmelden seiner Hochzeit bei mir. Ich kann mich noch gut an seine Konfirmandenzeit erinnern. Habe ich mich doch oft über ihn geärgert und dachte mir: Der kapiert doch überhaupt nichts. Mario erzählt mir beim Traugespräch voll Begeisterung von seinen Erfahrungen im Konfirmandenunterricht. Es war eine wunderschöne, unvergessliche und auch lustige Zeit, sagt er mir. Sein Konfirmandenspruch von Gott als dem guten Hirten sei ihm ein treuer Begleiter im Leben. Mario will diesen Psalm auch bei seiner Trauung zugesprochen bekommen. Wir kommen weiter ins Gespräch - Mario ist vom Beruf Zimmermann. Ich erzähle ihm, dass wir demnächst einen Zubau beim Pfarrhaus in Angriff nehmen werden. Mario sagt mir gerne zu, als Zimmerer bei diesem Projekt seiner Pfarrgemeinde mitzuarbeiten, ich brauche ihn nur zu fragen. Das hat mich überrascht und auch sehr gefreut. Es ist also doch nicht alles sinnlos gewesen, was wir im Konfirmandenunterricht gemacht haben.

„Fahrt hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ diese Ermutigung Jesu ist uns heute Morgen mit auf den Weg gegeben. Geben wir, liebe Gemeinde, aus dem Vertrauen unseres Glaubens heraus in unserem Leben niemals auf! Werfen wir – in den großen Zusammenhängen der Welt und in unserem persönlichen Leben, wo wir sind, immer wieder aufs Neue die Netze aus. Wir können gewiss sein, Gott wird sie reichlich füllen. Es kann manchmal dauern. Aber eines Tages werden sie ganz voll sein.

Evangelisch am Brennsee

Als Kaiser Joseph II. 1781 das Toleranzpatent erlassen hatte, das die ersehnte Glaubensfreiheit mit gewissen Einschränkungen brachte, entschlossen sich auch die evangelischen Bewohner des Gegendtales, ein möglichst zentral liegendes Bethaus zu erbauen, zunächst nur ein schlichtes Holzhaus. Unter eifriger Mitwirkung der damaligen Kirchenvorsteher wurde bereits 6 Jahre darauf an seiner Stelle ein würdiges, gemauertes Gotteshaus errichtet - die heutige Kirche. Feld war auch die erste Gemeinde Kärntens, die 1850 den Grundstein zu einem Kirchturmbau legte.

Aktuelles in der Pfarre

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Thomas Bogensberger