Papst Franziskus winkt

Reuters/Tony Gentile

Weihnachtssegen „urbi et orbi“

Zum Hochfest der Geburt Christi übernahm der ORF live vom Petersplatz in Rom die Weihnachtsbotschaft des Papstes. Im Anschluss daran erbat Franziskus Gottes Segen für die Stadt Rom, also urbi, und die ganze Erde - orbi.

Auf dem Platz vor dem Petersdom nahmen etwa 80.000 Menschen an der Zeremonie teil. Für den ORF kommentierte Mathilde Schwabeneder.

Sich durch Weihnachten verwandeln lassen

Weihnachtsbotschaft von Papst Franziskus

Liebe Brüder und Schwestern, gesegnete Weihnachten! Jesus, Gottes Sohn, der Retter der Welt, ist uns geboren. Er wurde in Bethlehem von einer Jungfrau entbunden. So erfüllten sich die alten Prophetien. Die Jungfrau heißt Maria, ihr Verlobter Josef. Es sind einfache Menschen, voll der Hoffnung auf Gottes Güte, die Jesus aufnehmen und ihn erkennen. So hat der Heilige Geist die Hirten von Bethlehem erleuchtet, die zur Grotte geeilt sind und das Kind angebetet haben. Und dann hat der Heilige Geist die Betagten Simeon und Hanna in den Tempel von Jerusalem geführt, und sie haben in Jesus den Messias erkannt. „Meine Augen haben das Heil gesehen!“, ruft Simeon aus, „das du vor allen Völkern bereitet hast.“

Ja, Brüder und Schwestern, Jesus ist das Heil für jeden Menschen und für alle Völker! Ihn, den Retter der Welt, bitte ich heute, dass er auf unsere Brüder und Schwestern im Irak und in Syrien schaue, die seit zu langer Zeit unter den Auswirkungen des Konflikts leiden und zusammen mit den Angehörigen anderer ethnischer und religiöser Gruppen grausame Verfolgung erleiden. Weihnachten bringe ihnen Hoffnung. Wie auch den zahlreichen Evakuierten – Vertriebenen und Flüchtlingen, Kindern, Erwachsenen und Alten – in der Region und in der ganzen Welt.

Weihnachten verwandle die Gleichgültigkeit in Nähe und die Ablehnung in Aufnahme, damit alle, die jetzt geprüft sind, die notwendigen menschlichen Hilfen erhalten, um die Härten des Winters zu überstehen, um in ihre Länder zurückzukehren und in Würde zu leben. Möge der Herr die Herzen für das Vertrauen öffnen und dem gesamten Nahen Osten seinen Frieden schenken – angefangen bei dem Land, das durch seine Geburt gesegnet worden ist –, indem er die Anstrengungen derer unterstütze, die sich tatkräftig für den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen.

Jesus, der Erlöser der Welt, möge auf alle schauen, die in der Ukraine leiden, und gewähren, dass dieses geschätzte Land die Spannungen überwinde, den Hass und die Gewalt besiege und einen neuen Weg der Brüderlichkeit und der Versöhnung beschreite. Christus, der Erlöser, möge Nigeria Frieden geben, wo weiteres Blut vergossen wird und zu viele Menschen ungerecht ihren Lebenskreisen entrissen, als Geißeln gehalten oder massakriert werden.

Frieden erbitte ich auch für andere Teile des afrikanischen Kontinents. Ich denke besonders an Libyen, an den Süd-Sudan, an die Zentralafrikanische Republik und an verschiedene Regionen in der Demokratischen Republik Kongo. Und ich bitte alle, die politische Verantwortung tragen, sich mittels des Dialogs dafür einzusetzen, die Gegensätze zu überwinden und ein dauerhaftes brüderliches Miteinander aufzubauen.

Jesus schütze die Kinder! Zu viele von ihnen sind Opfer von Gewalt geworden, weil sie zum Gegenstand von Ausbeutung und Menschenhandel gemacht oder als Soldaten verdingt wurden. Er gebe den Familien Trost, deren Kinder letzte Woche in Pakistan getötet wurden. Er sei denen nahe, die an Krankheiten leiden, insbesondere die Opfer der Ebola-Epidemie, vor allem in Liberia, Sierra Leone und Guinea. Von Herzen danke ich allen, die sich mutig darum bemühen, den Kranken und ihren Familienangehörigen beizustehen, und erneuere zugleich den dringenden Appell, Fürsorge und notwendige Therapien sicherzustellen.

Mein Gedanke geht an alle Kinder, die ermordet und misshandelt werden. Unser Schweigen wird zum Komplizen. In der Tat gibt es zu diesem Weihnachten viele Tränen – zusammen mit den Tränen des Jesuskindes. Liebe Brüder und Schwestern, der Heilige Geist möge heute unsere Herzen erleuchten, auf dass wir im Jesuskind, das in Betlehem von der Jungfrau Maria geboren wurde, das von Gott geschenkte Heil erkennen können für jeden von uns, für jeden Menschen und für alle Völker dieser Erde. Die Macht Christi, die Befreiung und Dienst ist, mache sich in vielen Herzen bemerkbar, die unter Kriegen, Verfolgung oder Sklaverei leiden.

Mit ihrer Sanftmut entferne diese göttliche Macht die Herzenshärte vieler Männer und Frauen, die in einem mondänen Leben oder in der Indifferenz versunken sind. Seine rettende Kraft mache die Waffen zu Pflugscharen und verwandle die Zerstörung in Kreativität und den Hass in Liebe und Zärtlichkeit. So werden wir mit Freude sagen können: Unsere Augen haben dein Heil gesehen. Damit möchte ich euch allen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest wünschen!

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gottesdienst@orf.at

Kommentar

Mathilde Schwabeneder

Redaktion

Thomas Bogensberger
Verena Maria Kalenda