„Was glauben Sie?“ - Ilija Trojanow

Der Schriftsteller wurde in Sofia geboren, ist in Nairobi aufgewachsen – und lebt heute in Wien. So könnte vielleicht eine Kürzestversion des Lebenslaufes von Ilija Trojanow lauten.

In Langversion stellt er eine Geschichte mannigfacher Begegnungen und Erfahrungen dar. Der Schriftsteller, Übersetzer und Verleger Ilija Trojanow floh als Sechsjähriger 1971 mit seiner Familie aus Bulgarien über Jugoslawien und Italien in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie politisches Asyl erhielt. Ein Jahr später bekam sein Vater eine Anstellung als Ingenieur in Kenia und zog mit seiner Familie nach Nairobi. Iljia Trojanow besuchte dort die deutsche Schule und studierte nach der Matura an der Universität München Rechtswissenschaften und Ethnologie.

Logos
Samstag, 23.8.2014, 19.05 Uhr, Ö1

Nach Abbruch seines Studiums gründete er 1989 in München den Kyrill-und-Method-Verlag und 1992 den Marino-Verlag, die beide auf afrikanische Literatur spezialisiert waren. Trojanow verfasste in den 1990er Jahren einige Sachbücher und Reiseführer über Afrika, er gab eine Anthologie mit afrikanischer Gegenwartsliteratur heraus und übersetzte Werke afrikanischer Autoren. 1996 erschien sein erster eigener Roman „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“. Darin verarbeitete er die Erfahrungen seiner Familie als politische Flüchtlinge und Asylwerber. 1999 übersiedelte Trojanow nach Mumbai, wo er sich in den Folgejahren intensiv mit der indischen Kultur beschäftigte. Von 2003 bis 2007 lebte er in Kapstadt. 2006 erschien „Der Weltensammler“, ein von der Literaturkritik hochgelobter Roman über den britischen Kolonialbeamten und Reisenden Richard Francis Burton.

Trojanow wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Seit 2008 gibt er die Buchreihe „Weltlese. Lesereisen ins Unbekannte“ heraus, die unentdeckte Autorinnen und Autoren und ungewöhnliche oder vergessene Texte veröffentlicht. Zusammen mit Julie Zeh veröffentlichte Trojanow 2009 das Buch „Angriff auf die Freiheit: Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte“. Darin kritisiert er, dass der Staat unter dem Deckmantel der Terrorabwehr immer weiter in die Privatsphäre seiner Bürger vordringe. Sein jüngstes Buch „Der überflüssige Mensch“ (Residenz Verlag) ist ein Essay über die mörderische Logik des Spätkapitalismus. Heute lebt er als Schriftsteller und Übersetzer in Wien. Johannes Kaup hat Ilija Trojanow für seine Logos-Reihe „Was glauben Sie?“ zu einem Gespräch gebeten.

Logos 23.8. zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar